Hubertusburger Halbjahresrückblick im Männerbereich von Justus Keller

Während der Stollen- und Plätzchenvorrat ab-, der oder die ein oder andere Hubertusburger*in genüsslich ein paar Pfunde zunimmt und die Trainer schon wieder die ersten Gemeinheiten zum Abtrainieren im Frühjahr austüfteln, bietet sich die Chance, mal ein bisschen durchzuatmen und zurückzublicken auf das letzte blau-weiße Halbjahr im Herrenbereich. Was war da nur wieder los … „wie soll ein Mensch das ertragen“.

Bei der Reserve der Hubertusburger stand im Sommer die Neuordnung an. Mit Traktor Naundorf gesellte sich ein neuer Spielgemeinschaftspartner zum Gespann Wermsdorf/Luppa. Der Saison Auftakt der Mannen um das Trainerduo Wogawa/Hanisch deshalb mit so mancher Spannung erwartet. Der Start geriet dabei mehr als ordentlich. Neben zwei Ligaerfolgen stemmten die Jungs um Kapitän Martin Dräger auch die ersten beiden Pokalrunden in Seegeritz beziehungsweise Schildau in mannschaftlicher Geschlossenheit.

Matti hat beim finalen Elfmeterschießen in Seegeritz getroffen.

So wurde es für die Kreisligavertretung der FSV‘ler ein goldener August und es wuchs etwas zusammen. Deutlich sichtbar präsentierte sich diese neue Einheit aus Traktoristen und Hubertusburgern schließlich im Achtelfinale des TZ-Bärenpokals. Die Sachsendorfer Straße stand Kopf als der FSV Oschatz, Kreisoberligist und turmhoher Favorit, nach einem denkwürdigen Spiel samt Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb gekegelt wurde.

Jubel – Trubel – Heiterkeit nach dem finalen Strafstoßschießen

Held des Tages Demba Mbye, der gegen seinen Ex-Verein loco loco aufdrehte. Weiterer Grund zur Freude im September kam von Kevin Schmidt, der abseits der Wiese den wohl schönsten Treffer seines Lebens erzielte und Tochter Selma auf der Welt begrüßte. Somit genug positiver Wegzehrung, als es im Oktober bergab ging. Die Ergebnisse blieben trotz engagierter Leistungen und Engagement auf dem Feld und von der Trainerbank aus und entwickelten sich zum echten Herbstblues. Immerhin kehrte Marcel Beukert in die blau-weiße Familie zurück, markierte umgehend beim Comeback gegen Hartenfels Torgau den Treffer zum Punktgewinn und ist seither nicht mehr wegzudenken aus der SpG-Defensive.

Halbzeitpause in Mehderitzsch

Im November dann wieder Torgau als Reiseroute und bei Elbaue platzte der Knoten endlich. Ein deutlicher 7:1 Erfolg bewies, dass es doch geht und schürte Hoffnung für den Schlussspurt in Liga und vor allem für das Pokalviertelfinale gegen die Reserve von Krostitz. Die Misere setzte sich aber leider fort und gipfelte beim Heimspiel gegen eben jenen bis dato verlustpunktfreien Kreisligatabellenführer vom Fuchsbau in einem wahren Pokaldrama. Individuelle Fehler ließen die Wogawa/Hanisch-Bande zur Pause bereits wie geprügelte Hunde aussehen, doch Moral und Teamgeist sorgten im zweiten Durchgang für einen kompletten Turnaround, der in einem wahren Scheibenschießen begleitet von wenig Spielglück, letztlich aber nicht den verdienten Lohn des Weiterkommens brachte. Zum Jahresabschluss in Dommitzsch wollten die Spielgemeinschaftler die Emotionen des Ausscheidens in positive Energie umwandeln, blieben dem Chancenwucher aber treu und haben nun fürs neue Jahr einige Baustellen offengelegt. So steht unterm Strich nach 12 Spieltagen in der Talk-Point-Kreisliga erstmal ein 10. Tabellenplatz zu Buche, der mit 11 Punkten und einem Torverhältnis von 18:29 noch reichlich Verbesserungspotenzial für die Rückrunde aufweist. Halten die Jungs um Sascha Hartig, mit 5 Toren treffsicherster Hubertusburger der Hinrunde, am Mannschaftsgeist fest und finden in eine stabilere defensive Ordnung, dann bietet die Qualität in der Truppe hier gewiss reichlich berechtigte Hoffnung auf eine Trendwende im Frühjahr.

Torjubel – Sascha hat getroffen

Mit der Rückkehr des ein oder anderen verletzten Leistungsträgers im neuen Jahr, gilt es von der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs weg positiv nach vorne zu blicken und von Spiel zu Spiel am Punktekonto zu schrauben. Der gute Start der Hinrunde muss dazu als Vorbild dienen, wenngleich die Erfolgswelle in 2023 ausdauernder geritten werden sollte.

Damit der Switch eine Etage höher, wo nach dem dritten Pokaltriumph in Folge und der Vizemeisterschaft in 2021/2022 die Trauben für die Kupferlinge zur neuen Saison hochhingen. Ambition und Wirklichkeit waren dabei gleich zu Beginn im Landespokalhighlightspiel gegen den Landesklassisten Lok Zwickau abzufragen. In einer spektakulären Partie zeigten sich die Hubertusburger auf Augenhöhe mit den spielstarken Favoriten, einzig der von Kapitän Justus Keller in der letzten Spielminute vergebene Elfmeter trübte das Bild eines verheißungsvollen Tages und brachte das Aus.

Louis hat gegen Zwickau getroffen (v.l.: Tim, Pascal, Calle und Louis)

Ansonsten die blau-weiße DNA schon aussagekräftig am Start und das Portfolio mit den Neuzugängen Tim Kuhl, Timo Radeck, Demba Mbye und Florian Grieser um einige Optionen erweitert. Der Ligaauftakt bei den Sportfreunden in Beilrode als erster echter Gradmesser in den nordsächsischen Gefilden daher mit Spannung erwartet, ohne spielerische Bravour aber mit viel Leidenschaft im Kollektiv mit 3:0 gewuppt und damit als erbauliches Startbonbon angefüttert.

Beide Mannschaften vor Anpfiff in Ostelbien

Ähnlich den Spielgemeinschaftlern, geraten im September aber auch die Kupferlinge aus der Spur. Viererkette und Orientierungslosigkeit in Naundorf bedingen das Ende des Wermsdorfer Pokalrausches nach drei Jahren Hafenstadion-Volksfest-Feierhattrick jäh. Auch in der Liga gerät der blau-weiße Motor ins Stottern. Ohne Esprit und Durchschlagskraft kommt man in Bad Düben nur zum 1:1.

Auch das gab es in der Kurstadt – kurioser Karton für Manschek

Somit im kleinen Derby gegen Oschatz schon einiger Druck auf dem Kessel, da die Konkurrenz (wenn sie denn spielt) munter punktet. Das erste umkämpfte Kräftemessen mit einem Rivalen des Altkreises gelingt und die FSV’ler gewinnen wieder an Haltung.

Torjubel vs. Oschatz

Was gegen Spröda zwar schon als Kantersieg, aber wenig fußballerischer Offenbarung daherkommt, wird im Aufeinandertreffen mit den Obstländern aus Mügeln zum absoluten Schaulaufen. Allen voran Pascal Ziegler und Louis Hoffmann verknoten die Beine der ehemaligen Mitspieler über 90 Minuten in feinster Manier. Wermsdorf setzt mit dem 6:2 Erfolg gegen die bis dato ungeschlagenen Mügelner an der Sachsendorfer Straße das erste echte Statement der mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Saison.

Derbyabpfiff (v.l.: Haupe/22, Florian Grieser/11, Tim und Florian Böttger)

So zieht der Dampfer in den kommenden Pflichtaufgaben seine Kreise an der Tabellenspitze, ehe zum Abschluss des eigentlich goldenen Oktobers Süptitz den Eisberg mimt, der Kahn in einer einmalig bitteren Schlussphase Schiffbruch erleidet. Erst trifft Robert Mühlbach in der Nachspielzeit zum 1:2 mitten ins blau-weiße Herz, ehe Florian Böttger mit dem letzten Atemzug der Begegnung umgehend seiner Profession nachkommend erste Hilfe leistet und mit seinem vermeintlichen Treffer zum 2:2 den Patienten wiederbelebt.

Mittelfeldszene vs. Süptitz

Doch das Schiedsrichtergespann hat wenig Interesse am Comeback des langjährigen Heldens und angekündigten Fußballrentners, beanstandet einen zweifelhaften Handeinsatz und zieht der Anlage so den Stecker. Ab in die Wiederbelebung also im November, auch wenn es erstmal noch nicht zur Rehaklinik in der Heide geht. Beim Pokalschreck aus Naundorf zeigt sich der Hubertusbruger-Trupp geschlossener denn je, lässt trotz mehrmaliger Rückschläge keine Gewissensbisse zu und kehrt nach einem wahren Standardfestival und Außenverteidigerumschulungen mit drei Punkten im Gepäck zurück an den Collm.

Demba hat getroffen – Abdrehen zum Torjubel Richtung Naundorfer Unterholz

Dort heißt es eine Woche später wieder alle Nerven beisammenhalten. Gegen Zschortau darf nun Teilzeit-Matchwinner Böttger seinen echten Heldenmoment finden. Im Geduldsspiel zieht der 10er den entscheidenden Strafstoß kurz vor Ladenschluss, den Kompagnon Denny Beckedahl abgezockt verwertet.

Das Schiriteam um Falk Zschäbitz mit den Kapitänen Nico Schönitz (13) und Justus Keller (8)

Der blau-weiße Herzschlag also wieder stabil, auf zu den Wackeren um im Nordsachsenliga-EKG nochmal eine wahrhaftige Spitze zu setzen. Sechs amtliche Ausschläge werden am 1. Advent verzeichnet. Im dritten Derby und wegweisendsten Duell der Hinrunde triumphiert die FSV-Einheit mit mächtig Druck auf dem Kessel 6:2, schickt die bis dahin verlustpunktfreien Farben der Sackhüpferstadt mit einem deutlichen Gruß aus der Küche in die Winterferien und sich selbst in eine feucht-fröhliche Vorweihnachtszeit.

Robyn klärt gegen Dahlen

Die verheißt allen voran eine munter Wermsdorfer Weihnachtsfeier, in der bei voraussichtlich nicht allzu wenigen Erfrischungsgetränken eine emotionale Hinrunde nochmal mehr oder weniger gehaltvoll aufgearbeitet werden kann. Ein Halbjahr also, das auf und neben dem Platz wieder reichlich Geschichten für das Poesiealbum bedingte. Beispiele gefällig? Da wäre unter anderem Benjamin Münch, im Sommer zurückgetreten, hier und da seither schmerzlich vermisst und nur noch spärlich gesichtet wird. Als Anfang November das Telefon im hintersten Winkel Nordsachsens klingelt, braucht es dann aber keiner allzu großen Erklärungen der Hubertusburger Personalnot. Münchi klaubt die Töppen nochmal vom Nagel und vertritt seinen Verein in Naundorf nicht nur dank einer gelben Karte direkt mehr als würdig.

Benjamin und der gelbe Karton

Wehe du stellst dein mobiles Endgerät in der Rückrunde auf Flugmodus! Schon früh in der Serie 2022/2023 ein anderer denkwürdiger Moment in blau-weiß. Zum Ligaauftakt bei Beilrode läuft die 67. Spielminute, da feiert Marius Lüderßen, mal abgesehen von dutzenden vorherigen Einsätzen bei medizinischen Notfällen bzw. Eisspray-Alarm, sein Debüt auf der Kreisoberligawiese.

Vorausgegangen war eine Aktion Dominik Weidners, die bewies, das Wunder tatsächlich noch geschehen. Der Außenverteidiger, über Jahre zum kaum wegzudenkenden Leistungsträger in der FSV-Defensive avanciert, entdeckt den Torjäger in sich und malt das Spielgerät zum Tor des Monats in die Maschen (,schießt sich damit wohlgemerkt auch an die teaminterne Spitzenposition der Torjägerliste).

Es ist fürs Brüderchen nicht zu fassen – Dominik (r.) hat eingenetzt.

Mehr Lüdi-Content mit Weidner Beteiligung gefällig? Die gute Fee der Sachsendorfer Straße vor der Partie in Zwochau als Spediteur gefragt. Frisch aus den Nachtklubs Prags, liefert Lü Weidner-Zwilling Nummer 2 Pascal unbeschadet an der Mühle ab. Der dort, wer weiß schon wovon, wie berauscht aufspielt. „Verlass“ ist in den Kreisoberliga-Kreisen eine wichtige Kenngröße und hier können sich die Kupferlinge immer wieder auch beim Unterbau bedanken. Mit Johannes Keller, Meik Eckert und Martin Dräger standen in der Hinrunde immer wieder auch Leistungst(d)räger aus der Spielgemeinschaft parat.

Abpfiff an der Mühle (v.l.: Tim, Mike, Dierk und Martin)

Während Hanni und Ecki in Zwochau beziehungsweise Bad Düben dabei beinahe auch ihre Visitenkarte in der Torjägerliste abgegeben hätten, wird Martin vor allem sein Auftritt gegen Spröda in Erinnerung bleiben. Hier stelt der Salbitzer einen neuen inoffiziellen Rekord auf, wird nach seiner Einwechselung gefühlt bei den ersten 10 Ballkontakten jeweils gelbwürdig gefoult, gestoßen oder schlicht umgerannt. Danke für deine blau (-weißen) Flecken! Was bleibt sonst noch festzuhalten? Die Nudeln aus der Doppel-K-Sterne Küche bringen nach wie vor auch ohne Fleischprodukte Erfolg. Calle findet immer noch Lücken, wo keine sind, ist nun aber spätestens nach denkwürdiger Einzelaktion in Zwochau zum waschechten Füllkrug geworden. Mücke, an guten Tagen nicht nur auf dem Platz am Start wie ein junger Dachs, ist nach wie vor nicht totzukriegen.

Immer zuverlässig – Mücke in der Coachingzone

Auch wenn mit Timo oder Kuppe immer mal ein Linksfuß als Option parat steht, verpflanzt Becke die Gurke bei Freistößen weiter zuverlässig zwischen die gegnerischen Querstangen. Die reiselustigen und heimfreudigen blau-weißen Unterstützer erfreuen weiter Woche für Woche das Gemüt der Kupferlinge und waren dabei nicht nur wie zuletzt im Heidestadion ein wichtiger Faktor des Erfolgs.

Timo und Tim (15) vor der blau-weißen Unterstützerzone

Die Neuzugänge scheinen sich auf und neben dem Platz akklimatisiert zu haben. Schön, dass ihr dabei seid Männer und die Bande nicht zuletzt mit euren tierisch-kuhlen Badelatschen oder griechischen Bierbestellungen bereichert. Liebe Grüße gehen dabei raus an Max Thomas, über dessen blau-weiße Vereinszugehörigkeit wahre Kenner zwar schon länger Bescheid wissen, der aber in dieser Saison ein gefühlter Neuzugang ist, endlich von gröberen Verletzungen verschont bleibt, seine Klasse nun regelmäßig in neuer Funktion als linker Verteidiger zeigen kann und damit den Ausfall von Führungsspieler Robby Staude auffängt.

Max (r.) beim Sprung in die Hubertusburger Jubelgruppe

Nichtsdestotrotz auch immer mal einer, der von Bord geht. Viel Erfolg, man sieht sich. Zu guter Letzt kann festgehalten werden, der Hopfensaft, vor allem nach ehrenvoll eingelösten Wettschulden, bekommt der überwiegenden Mehrheit aller Beteiligten im Kreise der Hubertusburger Familie noch immer vortrefflich, wenngleich einige Teamkollegen die anstehende Alkoholpause im Frühjahr wohl auch nicht schaden wird. Es ist und bleibt also die schönste Nebensache der Welt und diese Zeilen zu schreiben, an die Momente mit seinen Freunden auf und neben der grünen Wiese zu denken, macht einfach mehr Spaß als die Uniaufgaben zu erledigen.

Unterm Strich bleibt Blau-Weiß Spektakel, Achterbahnfahrt, teilweise wenig Fußball, ab und an dann tatsächlich mal ein gelungener Ballvortrag aber vor allem eine wilde Herde, die froh sein kann um ihre Schäfer Dierk Kupfer und Mike Rische. So steht die Bande von der Sachsendorfer Straße zum Ende 2022 zwar mit der Gewissheit von lange nicht mehr gekannter Freizeit am Abend vor Himmelfahrt da, kann sich aber unterm Weihnachtsbaum gleichwohl Tabellenführer schimpfen. Die Collmkicker führen die noch etwas verzehrte Nordsachsenliga mit vernünftigen 34 Punkten aus 13 Spielen bei einem Torverhältnis von 48:11 an. Pascal Ziegler kämpft mit 12 Treffern um die Torjägerkanone der Liga, während mit Torwart Robyn Staude und Kapitän Justus Keller zwei Spieler in jeder Minute der Hinrunde auf dem Platz standen. Nach den Corona-Wirren also endlich wieder eine volle Halbserie, in der die Kupferlinge ihr Fundament für 2023 bereitet haben. Jetzt ein paar hoffentlich verletzungsfreie Wochen Budenzauber und dann geht sie weiter, die blau-weiße Geschichte.

Vam-ho-ho-hos!