Pokalkrimi an der Sachsendorfer Straße – Spielgemeinschaftler werfen Oschatz aus dem Pokal

SpG Naundorf/Wermsdorf II/Luppa – FSV Oschatz 6:3 (1:2) n.E.

FuPa Statistik und Galerie

Derbytime 2.0 diesen Samstag an der Sachsendorfer Straße, wieder zu Gast die Oschatzer Aegidien Kicker. Nach dem 2:0 Vorwochen Sieg der kupferschen Kreisoberliga-Bande über die Wiesner Truppe, diesmal im TZ-Bärenpokal aber leicht abgewandelte Jerseys unterwegs. Zum heißen Achtelfinaltanz lud die Wermsdorfer Zweitvertretung, die in Spielgemeinschaft mit Naundorf und Luppa derzeit in der Kreisliga eine gute Rolle spielt.

Die Schützlinge von Trainer Sebastian Wogawa personell vielversprechend aufgestellt, zu den etablierten Stammkräften gesellten sich mit Tom Köppe, Timo Radeck und allen voran Demba Mbye 3 Akteure mit Einsatzerfahrung in der Erstvertretung. Für Sommerneuzugang das KO-Duell sicher ein besondere Spiel, der zweite Tanz mit der Ex binnen sieben Tage und sein erster Startelfeinsatz an der Sachsendorfer Straße. 150 Zuschauer versammelten sich bei feinstem Sonnenschein und sollten einem wahrlich wilden Ritt beiwohnen. Den Spätsommertag eröffnet Timo Radeck direkt stimmungsvoll. Zwei Zeigerumdrehungen sind durch, da enteilt der Flügelspieler nach Ballgewinn an der Mittellinie mit sieben Meilenstiefeln und bleibt im Abschluss nach starker Einzelaktion abgezockt – die frühe Führung für den Underdog, dem das eigentlich voll in die Karten spielen sollte. Doch die blau-schwarze Defensive kann mit diesem Turbostart nicht schritthalten und so kommen die Gäste nach 10 Minuten ohne Gegenwehr nach einem Einwurf zur schnellen Antwort. Oschatz Kapitän Tobias Pöhlmann stellt die Uhren wieder auf Null und der Kreisoberligist übernimmt nun die Spielkontrolle.

So ist es Oliver Erdmann der wieder nur wenig später die komplette Wende herstellt. 19 Spielminuten, 1:2 für den Favoriten und schon rasant viel los an der Sachsendorfer Straße. Die Abwehr für Schlussmann Hannes Starke hat so ihre lieben Mühen mit Raum und Ordnung, erarbeitet sich den Zugriff auf die Gegner aber mit voller Leidenschaft. Vorne setzen Radeck und Dembappe ab und an Nadelstiche, doch die große Offenbarung ist es noch nicht. Mitte des ersten Durchgangs wird die Partie zäh, da auch die Gäste keinen sauberen Ball gespielt bekommen. Es geht intensiv hin und her, beide Parteien schenken sich nichts und die Spielgemeinschaftler nehmen die Sache mit zunehmender Spieldauer immer besser an. Über die zweikampfsicheren Außenverteidiger Rick Guckland und Martin Dräger kommt die Absicherung hinten rein und nach vorne gerät die Spielanlage mit Ablauf des ersten Durchgangs zusehends gefährlicher. Vielversprechende Einschusschancen werden allerdings leichtfertig vergeben, es bleibt beim Rückstand zum Pausentee. Trainer Wogawa stellt leicht um, zieht Demba auf die Doppelzehn zurück und lässt Tom Hoff als einzige Spitze wirbeln.
Raus aus den Kabinen finden die Gastgeber so auch gleich wieder das Gaspedal. Erst scheitert Offensivmann Dembappe zwar noch im Eins-gegen-Eins am Oschatzer Schlussmann, doch in der 58. Spielminute setzt die Nummer 7 dann das erste emotionale Highlight des Tages. Hoff bedient Johannes Keller über außen, der wiederrum im Strafraum aufdreht und im Rückraum Demba findet. Ein trockener Abschluss ins lange Eck und das Statement gegen die alten Kabinenpartner ist gesetzt.

Der verdiente Ausgleich für die Heimelf, die mit der Begegnung nun aber noch ganz wilde Pläne zu haben scheint. So legen sie sich nur drei Zeigerumdrehungen später das Ei selbst ins Nest und schon ist der Rückstand wieder arrangiert. Das Publikum reibt sich zurecht verdutzt die Augen und man fragt sich so langsam, was das hier soll. Oschatz bietet nichts an, wird der eigenen Rolle nicht annährend gerecht aber biegt Richtung Viertelfinale ab. Zwar stemmen sich die Wogawa-Schützlinge gegen die Spielentwicklung, doch Fortuna trägt absolut nicht die Hubertusburger Farben. So versemmelt allen voran Timo Radeck weiter munter alles was ihm vor die Flinte kommt. Es wird so etwas wie die bittere Pille des Tages. Der 15er sprintet seine Bewacher in Grund und Boden, bekommt gute Bälle serviert und während die Sachsendorfer Straße den Torschrei auf den Lippen hat saust die Murmel überall hin, nur nicht in die Maschen.

84 Minuten sind mittlerweile rum als der Drops gelutscht scheint. Thommy-Lee Weber verwechselt Gegner mit Ball, die Spielgemeinschaft in der Schlussphase nur noch zu zehnt. Wer jetzt denkt, das wars, kurz Luft holen und ab geht’s. 90+5, nochmal Freistoß für Blau-Schwarz. Während Experten am Spielfeldrand einen Rechtsfuß zur Ausführung fordern, schneidet Matti Lehmann das Ding mit links in den Strafraum und dort setzt sich Dembappe erstklassig gegen jeden verzweifelten Widerstand durch, nickt zum 3:3 Ausgleich ein und lässt seine Farben explodieren. Verlängerung und der Wahnsinn nimmt noch kein Ende. Oschatz fällt gegen die zehn Traktoren wenig bis nichts ein, der Kreisligist ist sowas von präsent und muss eigentlich alles klar machen. Doch es bleibt bei der alten Leier, vorne wollen sie das Drama. In der Defensive hält Hannes Starke was durchkommt und im Kollektiv wird leidenschaftlich mit letzter Kraft und purem Willen jeder Zweikampf angegangen.

Keine Tore in der Verlängerung, der Nervenkitzel ist also auf seinem Höhepunkt angekommen. Mal so absolut gar keine Lust auf die ganze Spannung scheint Schlussmann Hannes Starke zu haben und so hält der Rückhalt der Spielgemeinschaft die ersten zwei Oschatzer Elfmeter als wäre es das Normalste der Welt.

Der frisch gebackene Vater Kevin Schmidt und Timo Radeck zeigen sich nervensicher und verwandeln und so wird die Sensation konkret. Auch Dembappe trifft, legt auf 3:0 nach 5 Schützen vor. Hannes im Tor kann den nächsten Versuch nun nicht halten, guckt ihn halt aber weg und so stürmen die Gastgeber Richtung ihrer Nummer 1, während der Oschatzer Versuch in den Nadelbäumen an der Sachsendorfer Straße landet. Absolute Ekstase, was für ein Nachmittag!

Die Spielgemeinschaftler gewinnen nach ganz großem Einsatz und toller Mannschaftsleistung in Unterzahl und nach Elfmeterschießen auf spektakuläre Weise sensationell gegen die Favoriten aus der großen Kreisstadt. Die dürfen somit mal wieder gegen Wermsdorf die Pokalsegel streichen und für die Wogawa Jungs scheint für den Moment nur der Himmel die Grenze. Auf zur nächsten blau-weiß(schwarzen) Party Männer – Vamos! JK

Bilder: RW