Das war eine enge Kiste – Becke lässt die Hubertusburger jubeln

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SG Zschortau 1:0 (0:0)

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Nach der nervenaufreibenden Auswärtspartie in Naundorf in der Vorwoche, bei der die Blau-Weißen dem amtlichen Druck unterm Kessel standhalten konnten und der Außenverteidigerabstinenz in einem wilden Standard Auf und Ab trotzen, stand für den Tabellenführer an der heimischen Sachsendorfer Straße am Samstag eine weitere knifflige Aufgabe auf dem Programm. Die Wundertüte aus Zschortau gastierte auf dem Manschek-Grün und so richtig gewiss ob dessen, was von diesem Kontrahenten nun zu erwarten ist, war sich im Vorfeld im blau-weißen Lager keiner. Fest stand nur, dass die Außenverteidiger zwar zurückgekehrt sind, nun aber in Sebastian Körner und Pascal Weidner die eigentlich gesetzte Flügelzange eine Reihe weiter vorne durch Sperre beziehungsweise Verletzung passen muss. Umso bitterer, dass auch Offensivallrounder Florian Grießer mit Schulterblessur außer Gefecht gesetzt ist. Das spülte Florian Böttger, der nach seinem Achillessehnenriss, zur Freude aller, mittlerweile wieder bei 100% (oder wieviel der Tank im Alter eben noch hergibt) ist, zum ersten Mal seit eben jener Verletzung im September 2021 zurück in die Startelf. Damit bei den Hubertusburgern gleichwohl wieder alles in den geregelten Bahnen, der Gesetzte kommt seinem Status wieder nach.

Auch Denny Beckedahl froh, der Staffelstab des Dienstältesten in der kupferschen Startelf geht über zur Nummer 10, die ihre Erfahrung von Anfang an auf den Platz bringt und vorne lenkt und leitet, als wäre er nie weg gewesen.

Leider können Böttgers Nebenleute nicht den gleichen Esprit versprühen und finden nur schwerlich in die Partie. Während die Platzbesitzer nur einige halbgare Spielzüge zustande bringen, wirkt der Gast aus Zschortau zu Beginn griffiger. Die Stimmung auf Seiten des Gegners passt, die Kupferlinge noch eher stille Mäuschen.

Nach einem Stellungsfehler in der Konterabsicherung bietet sich der SG die große Möglichkeit, doch der aus seinem Tor herauseilende Robyn Staude irritiert den gegnerischen Stürmer dermaßen, dass dieser das Weiterlaufen vergisst und überhastet ins Nirgendwo abschließt. Auf der anderen Seite Blau-Weiß nach feinem Wackler von Böttger gefährlich. Im Generellen gerät der Nachmittag aber zu einem Hauen und Stechen, in dem sich die Gastgeber der Spielanlage der Gäste wohlwollend anpassen und die hohen Bälle von links nach rechts segeln.

Mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Louis Hoffmann nach 36. Minuten wird es im Wermsdorfer Angriffsspiel noch etwas düsterer, eine Neujustierung in den Kabinen scheint erforderlich. Hier findet Trainer Dierk Kupfer zur Halbzeitpause offenbar ein paar Blockaden in den Köpfen seiner Spieler, die gestrafften Rückens zurück aufs Grün treten. Zwar wird auch der zweite Durchgang kein Leckerbissen, doch die blau-weiße Einstellung passt nun und auch die Spielanlage verbessert sich. Nach guter Kombination initiiert Flori Böttger den Durchstoß von Kapitän Justus Keller über Außen, der wiederrum scharf nach innen gibt. Dort lauert Goalgetter Pascal Ziegler, wird am Abschluss aber durch unsanft in die Bewegung gegrätschte Abwehrbeine gehindert und wartet nun in den folgenden Augenblicken samt seinen Kollegen auf den fälligen Strafstoßpfiff. Dieser bleibt leider aus, die Angelegenheit nimmt aber weiter Fahrt auf. Zschortau bleibt beim weiten Ball, Wermsdorf mit dem immer wieder aufdrehenden Fixpunkt Böttger und unermüdlich arbeitenden Ziegler wird tonangebend. Dennoch bleibt die Defensive, allen voran um die nicht gerade hochgewachsene Doppel-K-sechs, weiter gut beschäftigt und muss sich einigen brenzligeren Situationen erwehren. Was hätte da ein Strafstoß als Belohnungsbonbon gutgetan, doch das Schiedsrichtergespann um Falk Zschäbitz verwehrt diesen auch trotz Zschortauer Tätlichkeit gegen Böttger und wenig später nach klarem Handspiel im Fünfmeterraum. Stattdessen wird die Schlussphase leicht gelbgetunkt und zunehmend hitzig. Blau-Weiß noch frisch, während Zschortau die Puste ausgeht. Doch die Uhr tickt unaufhaltsam weiter und den Kupferlingen will der Dosenöffner nicht gelingen. Fünf Minuten vor Ladenschluss macht Pascal Ziegler eigentlich schon alles richtig und wirft sich in typischer Calle-Manier am Fünferecks in eine Hereingabe. Doch die Nummer 9 bekommt das Spielgerät nicht mehr am Pfosten vorbeigedrückt. Die Gäste ziehen durch Spielertrainer Marco Bothur, der sich in Minute 89. selbst einwechselt, nochmal alle Register, um Zeit von der Uhr zu nehmen und sehnen dem erlösenden Piff entgegen. Den trillert Schiedsrichter Zschäbitz dann aber tatsächlich schon in der letzten Minute der regulären Spielzeit und lässt die Sachsendorfer Straße damit doch noch ganz spät aufs Happy End hinsteuern. Es ist der erlösende Pfiff, den die Wermsdorf an diesem Tag so herbeigesehnt und hart erarbeitet haben. Es ist natürlich Böttgi, an dem das Foulspiel im Strafraum gezogen wird und der dankend annimmt. Die Verantwortung übernimmt wiederrum pflichtbewusst Libero Denny Beckedahl, der mit seiner Wuchtbrumme kurz darauf das Netz zappeln und die Hubertusburger durchdrehen lässt.

Vettivideo

In der vierminütigen Nachspielzeit bieten sich Dominik Weidner und Tim Kuhl noch die Chancen zum Deckelschrauben, während die SG verzweifelt anrennt.

Damit endet der Krimi, indem sich beide Teams wenig bis nichts schenkten, 1:0 für die Platzbesitzer. Ob der Leistungssteigerung der zweiten Hälfte und der überlegenen Schlussphase ein unterm Strich verdienter Heimerfolg gegen unangenehme Gäste, die mit anderem Spielglück auch hätten mehr mitnehmen können.

Entsprechend muss sich der FSV steigern, wenn es in zwei Wochen im Derby bei Wacker Dahlen zum absoluten Topduell der Nordsachsenliga um die Spitzenpostion der Tabelle geht. Ein Fußballfest im spielerischen Sinn wird dort wohl kaum zu erwarten sein. Es gilt also das blau-weiße Herz auf den Platz zu werfen und mit den hoffentlich zahlreichen Hubertusburger Unterstützern in der Heide über 90 Minuten Alles zu geben, um einen erfolgreichen Abschluss der Hinrunde zu finden. Die Moral für späte Dinger, Aufholjagden und Rückschläge haben sich die Kupferlinge in jedem Fall in den vergangenen Partien abgeholt. Auf geht’s zum letzten Tanz in 2022! JK