Zu viele individuelle Fehler – keine Punkte in Löbnitz

LSG Löbnitz – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 3:1 (0:0)

FuPa – Statistik und Galerie

Am Samstag stand für die Kupferlinge die Reise ins Ferne Löbnitz auf dem Programm. Die Laune der einen Hälfte blau-weißer Schlachtenbummler auf dem Hinweg noch Bestens. Die andere Hälfte wiederrum hat versehentlich ein Ticket im Formel-1 Rennbus gebucht und sah sich im Zuge dessen schon der Bruchlandung nah. Während auf Nordsachsens Straßen dann aber doch alles glatt lief, sollte der Nachmittag für die Hubertusburger zum sportlichen Unfall werden.
Die Startelf unverändert, alle Mann vom Derbysieg über Mügeln in der Vorwoche mit an Bord. Entsprechend offensichtlich auch keiner dabei, der noch was bei Glücksgöttin Fortuna guthatte. So geht es rein ins Geschehen auf kurzem Löbnitzer Grund, wo die Hausherren früh klar machen, dass hier heute nicht gut Kirschenessen sein wird. Physisch aggressiv und ohne Rücksicht auf Verlust geht die LSG zu Werke. Wermsdorf wirkt beeindruckt bis geschockt und findet erstmal weder Zugang zum Spiel noch etwas das in Richtung taktische Grundordnung gehen könnte. So kommt Löbnitz früh zu Abschlüssen. Die ganz große Gefahr versprühen die Platzbesitzer dabei aber erstmal nur, wenn es in die Luft geht.

Dort gibt sich das Bild wie folgt: Wermsdorf mit bemühten Hopsern, dann eine Etage Leerstand und schließlich die Air Löbnitz mit mächtig Bonusmeilen unterwegs.  Nach gut einer Viertelstunde sieht Dembappe auf der Sechs gelb, was eine frühe Änderung der Wermsdorfer „Spielanlage“ bedeutet. Dembsey rückt auf die Zehn und Kapitän Justus Keller tiefer. Das bringt erstmal ein wenig Ruhe ins Geschehen, aber man merke sich das „erstmal“. In der blau-weißen Offensive ackern Pascal Ziegler und Dustin Auerbach fleißig, erfahren aber nur zu selten Unterstützung von den Hinterleuten. Löbnitz bieten sich bisweilen trotz der äußerst schmalen Wiese schwindelerregende Räume. Knappe zehn Minuten vorm Pausentee zwingen sich die FSV’ler mit Kampf und Krampf zur Teilnahme an der Veranstaltung. Die Mannschaft wehrt sich und arbeitet sich rein. So gelingt es, Stück für Stück Selbstverständnis ins eigene Spiel zu bringen. Der Auftritt wird entschlossener. Das verbrieft kurz vor der Pause der junge Oscar Kupfer, der sich im Vorwärtsgang durchsetzen kann und uneigennützig den Nebenmann sucht. Dustin Auerbach wird allerdings im letzten Moment geblockt und nochmal angeschossen, nur um den Ball schließlich doch Zentimeter an der Torstange vorbeitrudeln zu sehen. So geht es torlos in die Kabinen, Zeit für den Reset-Knopf. Wermsdorf nimmt sich viel vor, braucht allerdings wieder eine Handvoll Zeigerumdrehungen um sich zu finden. Gerade als die Collmkicker das Heft das Handelns zu übernehmen scheinen, trifft Patrick Küster zur Führung für die Gastgeber (54). Eine Unsauberkeit im Spielaufbau bekommt blau-weiß Schlussmann Robyn Staude nicht mehr bereinigt. Der energisch durchziehende Küster wird angeschossen und hat mehr Glück als Auerbach an selbiger Stelle ein paar Minuten zuvor. Der erste Rückstand für die neuformierte FSV-Truppe in dieser Saison lässt die Kupferlinge aber nicht verzweifeln. Louis Hoffmann hat die passende Antwort parat und besorgt nur zwei Minuten später den 1:1 Ausgleich, als er sich auf dem linken Flügel erst robust behauptet und dann mit Überzeugung einschiebt. Der im Vorfeld angeschlagene Pascal Weidner kommt daraufhin für Dembappe in die Partie, um die Wende mit anzukurbeln. Das Momentum scheint zu Gunsten der Blau-Weißen zu kippen, doch Kapitän Justus Keller macht die aufopferungsvolle Leistung seiner Jungs zunichte. Alle Feldspieler in der Löbnitzer Hälfte versammelt und der Ball kommt im Powerplay um den LSG-Strafraum schließlich auf Höhe der FSV-Bank zurück zu Keller. Der konnte auf dem ausgedehnten Anreiseweg offensichtlich nicht genug Schlaf und Erholung finden von einem intensiven Monopoly-Spielabend mit den Mannschaftskollegen am Vorabend. Keller schläft bei der Ballannahme ein. Sein Alptraum trägt ein grünes Trikot und spurtet entschlossen auf die Nummer 8 zu. Der fahrige Abspielversuch verfängt sich im heranstürmenden Alex Seyffert, der zu allem entschlossen, wohl zur Not auch durch Keller hindurchgeflitzt wäre. Während Wermsdorfs Kapitän unsanft auf dem Rasen (und Boden der Tatsachen) landet, schiebt der Löbnitzer Spielführer zur schnellen, abermaligen Führung ein (60.).

Jetzt wird’s zäh für die Schützlinge von Trainer Dierk Kupfer, aber noch ist genug Zeit auf der Uhr. Für den angeknacksten Keller übernimmt Libero Denny Beckedahl die Rolle als Wortführer und treibt seine Farben nochmal an. Wermsdorf will und kämpft. Beckedahl nach 67. Spielminuten mit der der Lösung. Der Freistoßspezialist schaltet beim ruhenden Ball schnell und bedient den ebenfalls hellwachen Oscar Kupfer auf dem verwaisten rechten Flügel. Der Außenbahnspieler zieht auf und nach innen, schließt ab Richtung zweiten Pfosten. Dort klatscht das Streitobjekt an den Pfosten und der eingrätschende Pascal Ziegler drückt den Fisch schließlich ins Brötchen. Denken zumindest 24 Leute auf dem Platz. Aus dem Nichts und zum blau-weißen Entsetzen geht die Fahne hoch. Erst soll Osse im Abseits gestanden haben, dann wird sich nochmal auf Calle als Übeltäter korrigiert. Aller FSV-Protest nützt natürlich nichts, die Entscheidung vom Schiedsrichter steht und es weiter. Aus der Ernüchterung wird in der Folge noch Drama, Fassungslosigkeit und Wut. Erst wird Louis Hoffmann im Strafraum so weggeknallt, dass man wohl selbst auf dem heimischen Jubiläumsfest in Mahlis davon gehört hat – die Folge: Spielfortsetzung. Dann wird es noch bitterer. Mit Robby Staude patzt der nächste Wermsdorfer Führungsspieler und es klingelt zum 3:1 (78.). Schließlich scheppert es auf der anderen Seite zur vollkommenen Sinfonie abermals, als der eingewechselte Ruven Frase beim Durchmarsch im Strafraum vom gegnerischen Schlussmann komplett über den Haufen gekachelt wird – die Folge diesmal: gelb und Freistoß. Lamentieren wieder zwecklos, Wermsdorf mittlerweile eh zunehmend mit sich selbst beschäftigt. Becke tritt das Spielgerät wuchtig. Pascal Weidner trifft den Rebound aus der Drehung leider nicht ganz sauber und so findet das Geschehen spät sein endgültiges Sinnbild, als die Nummer 4 die Arme verzweifelt über dem Kopf zusammenschlägt.

Ein erst biederer, dann bitterer Wermsdorf Auftritt endet mit der ersten Saisonniederlage. Die Moral und der Einsatzwille der Hubertusburger stimmten, aber wer dem Gegner drei Tore auflegt hat am Ende keine Punkte verdient. Die Blau-Weißen müssen sich an die eigene Nase fassen und sich eingestehen, dass an diesem Samstag keiner auf der Höhe war. Keine Ordnung, keine Entschlossenheit im letzten Drittel und wenig Einfallsreichtum im Spielaufbau untermalen die Keller-Katastrophe zur Stundengrenze, ohne die vermutlich trotz aller Unzulänglichkeiten noch etwas Zählbares hätte herausspringen können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Collmkicker den zweiten Durchgang, aller (selbstverschuldeter) Rückschläge zum Trotz, aktiv gestalteten und als Team Leidenschaft und Willen an den Tag legten. Während das Spielglück in Naundorf oder gegen Mügeln diese blau-weiße DNA belohnt hat, dürfte das Glückskonto nach dieser Nummer wieder geeicht sein.

Für die FSV’ler gilt es nun die Niederlage zu verdauen. Nach dem gelungenen Saisonstart sollte damit spätestens jetzt allen Beteiligten klar sein, wie herausfordernd diese Saison wird. Die Leistungsdichte in der Kreisoberliga ist hoch und man bekommt nichts geschenkt. Rückschläge und Niederlagen gehören dabei zur Entwicklung der Mannschaft. Wie sie damit umgeht, formt ihren Charakter. Die Geschlossenheit nach Abpfiff lässt auf eine positive Reaktion hoffen. Die Chance zur Identitätsformung und dem nächsten Entwicklungsschritt bietet sich den Wermsdorfern in der kommenden Woche vor heimischer Kulisse, wenn es gegen die Reserve vom FSV Krostitz geht. Schauen wir mal, was wird. JK

Chance vergeben – Pascal Weidner (4) rauft sich die Haare