Wermsdorf überzeugt beim Tabellenführer als Mannschaft und individuell

FSV BeilrodeFSV Blau-Weiß Wermsdorf 0:4 (0:3)

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Am Spieltag der Wahrheit reisten die Blau-Weißen mit argen Personalsorgen im Gepäck zum Tabellenführer nach Beilrode. Die Schützlinge von Trainer Dierk Kupfer durch die Ausfälle der Stammspieler Max Thomas, Robby Staude und Pascal Ziegler deutlich geschwächt. Die stille Hinterhand der Hubertusburger konnte an diesem Wochenende leider auch nicht mit Edelreservisten dienen und so nahmen neben Altmeister Holger Siebert mit Matti Lehmann und Maximilian Zschiesche zwei taufrische Nachwuchskräfte aus der Luppaer Talentschmiede Platz. Mücke alleine älter als seine beiden Nebenleute zusammen, aber allesamt Blau-Weiße durch und durch und bereit, ihren Anteil am Unterfangen Spitzenspiel zu leisten. Der Respekt vorm ambitionierten Gastgeber zwar groß, Wermsdorf dennoch nicht zum Spaß angereist. In der FSV-Startelf trotz des knappen Personalstandes ansonsten erfreulicherweise alles mehr oder weniger beim Alten. Denny Beckedahl kann sich nicht nur bei Feierlichkeiten auf seine Salbitzer Dorfgemeinschaft verlassen und die Reise nach Ostelbien mit kleiner Verspätung antreten. Vor dem Libero und Defensivanker die etablierte Mittelfeldachse Hanbappe im Verbund mit Kapitän Justus Keller berufen, um für Ordnung im blau-weißen Spiel zu sorgen. Auf den Flügeln vier etatmäßige Offensivkräfte aufgestellt, wobei Pascal Weidner und Florian Grieser der Abwehrpart zuteilwird, mit dem sich beide in dieser Spielzeit schon anfreunden durften. Die vorderen Positionen auf den Bahnen werden begleitet von Louis Hoffmann und Oscar Kupfer. Ganz vorne drin zieht sich mit Dustin Auerbach und Ruven Frase das Motto „Jugend-forscht“ durch. Knapp 100 Zuschauer verschlug es trotz widriger Witterungsbedingungen an den Seitenrand der von Tobias Bendel geleiteten Partie, welcher ein komplett durchweichter Platz nochmal eine besondere Note verleihen sollte.

Gleich geht´s los – das Schiriteam (Tobias Bendel, Dominik Hidebrandt und Christian Mörschke) und die Kapitäne Justus Keller & Eric Möbius

Damit hinein ins Geschehen, an dem von Beginn weg nur eine Mannschaft teilnimmt. Die Kupferlinge vom ersten Pfiff des Tages weg bei 100%, voll da und mit totaler Überzeugung. OK7 (nach 17:00 nur noch bekannt als KO-7) direkt mit dem ersten blau-weißen Ballvortrag sensationell agil im Zweikampf, dreht seinem Gegenspieler einen Knoten in die Stutzen und verpasst beim Abschluss nur knapp den Torerfolg. Ruven kann im Nachsetzen nicht mehr entscheidend an den Ball kommen.

Hüter Robert Lux hat den Ball vor Ruven

Der Ton der Partie ist aber nach kaum einer Zeigerumdrehung bereits gesetzt. Nur wenige Augenblicke später bringt Johannes Keller einen Eckball auf die Stirn seines Bruders, dessen Kopfball ebenfalls nicht viel fehlt, um im gegnerischen Gehäuse einzuschlagen. Der Ansturm der Wermsdorfer in der Anfangsphase reißt nicht ab. Beilrode bekommt kaum Luft zum Atmen. Die Gäste überlassen dem Tabellenführer im Aufbau zunächst bereitwillig das Spielgerät, um dann auf Höhe der gegnerischen Trainerbank energisch anzulaufen und die spielstarken Ostelbier zum weiten Ball zu zwingen. Der wird von der kompakten blau-weißen Hintermannschaft konzentriert entschärft und konsequent mit wenigen Kontakten ins Umschaltspiel verarbeitet.

Florian Grieser vs. Elias Prüfrock

Mit dem trotz schwierigem Untergrund straffem FSV-Ballvortrag auf die schnellen Collmkicker in der Offensive kann die Abwehr des Branchenprimus kaum mithalten. Nach 18 Zeigerumdrehungen finden die Hubertusburger zwangsläufig die Belohnung für eine denkwürdige Anfangsviertelstunde. Ein weiter Becke-Ball wird vom einlaufenden Dustin Auerbach in der Box akrobatisch verarbeitet. Ruven ist für die Ablage bereit, legt sich das Kunstleder in einer flüssigen Bewegung zurecht und schließt zur umjubelten Gästeführung ein. Während die Platzbesitzer mit dem Hadern beginnen, denken die Gäste nicht dran vom Gaspedal zu gehen. Mal über links, mal über rechts brechen Hoffmann, Kupfer und Co immer wieder in den gefährlichen Raum vor. Auf der anderen Seite versuchen Johannes Milich und Robin Vogel vergeblich ihre Farben wachzurütteln, doch mit Ausnahme der beiden Offensivkräfte erwischt die Heimmannschaft einen gebrauchten Tag und kommt zu keiner Phase der Partie in die Nähe ihres eigentlichen Potenzials.

Johannes Milich

Wermsdorf beweist hingegen, dass die Kupfer-Truppe bereit ist, auch den widrigsten Umständen zu trotzen. Die FSV’ler zeigen im Kollektiv eine Leistung, wie aus einem Guss. In der 26. Spielminute zeigt sich Johannes Keller im Strafraum zu uneigennützig (oder beweist, dass er hier in den letzten Wochen zurecht eher selten zu finden war) und sucht statt dem Abschluss den Nebenmann. Nach einer halben Stunde bricht schließlich Yassin Auerbach über links durch. Gummi Hoffmann weiß um die Klasse seines Mitspielers in diesen Momenten und zieht seinen Laufweg in den Sechzehner entschlossen durch. Lieferdienst Aui im perfekten Moment mit dem Service, Louis macht die Schleife drum und bindet das Spielgerät in die Maschen.

Das 0:2 – Louis und Osse (7)

Wermsdorf findet Freude am Torjubel und aller guten Dinge sind bekanntlich drei. 35. Spielminute, wieder Becke, wieder Ruven – 3:0 aus blau-weißer Sicht. Den Freistoß von Becke dem Baumeister bekommt Beilrodes Torwart unter Gegnerdruck nicht zu greifen, Ruven steht goldrichtig und behandelt die Chance mit dem notwendigen Respekt, schließt vollkonzentriert und technisch sauber direkt zwischen die Torstanden ab. Spätestens jetzt scheint es langsam an der Zeit, zum mobilen Endgerät zu greifen und beim schwedischen Streamingdienst schonmal Ruby von den Kaiser Chiefs in die Warteschlange zu packen. Der zu Besingende hat nämlich noch lange nicht genug, ist unmittelbar vorm Pausentee drauf und dran zum Dreierpack einzuschieben, scheitert im Eins-gegen-Eins allerdings am stark reagierenden Robert Lux im Kasten der Platzbesitzer. Auf der anderen Seite musste Torhüter Robyn Staude bei einem Freistoß erstmals entscheidend ran und ist mit Bravour zur Stelle. Dann ist erstmal vorläufig Schluss und wir drücken mal kurz den Playbutton: Could it be, could it be, that you’re joking with me…Die Hubertusburger greifen in den ersten 45 Spielminuten nach den Sternen und so Mancher wird beim Blick auf die Anzeigetafel kaum den eigenen Augen trauen.

Der zweite Durchgang geht auf blau-weißer Seite zwar mit keinem echten Spannungsabfall daher, die Schlagzahl von vor der Pause lässt sich allerdings nicht aufrechterhalten. Wermsdorf geht über in den Verwaltungsmodus und spielt die Partie erwachsen durch. Der ein oder andere Aufreger, in diesem Kontext nicht überraschend, erhitzt die Gemüter hier und da nochmal. Beilrode bleibt vorne halbgar, hinten haben sie erst Glück, dass Justus nach Dustins Ablage nicht durchläuft und dann, dass Dustin einen Volley in die Prärie kracht.

Dustin Auerbach volley

Nach einer Stunde muss Pascal angeschlagen raus und Routinier Holger Siebert kommt zum Einsatz. Der Altersdurchschnitt steigt um einige Jahre, denn Mückes Motto bekanntlich: „Immer Weidner“. Der Außenverteidiger fügt sich nahtlos in den blau-weißen Verbund ein und sorgt mit seinem wie immer beispiellosen Einsatz dafür, dass hinten die Null stehen bleibt.

Routinier Mücke vs. Roger Weber

Ansonsten ist mit auslaufender Partie immer mehr Leerlauf zwischen den Boxen zu verzeichnen. Apropos Leerlauf, in den begibt sich kurz vor Schluss auch die kognitiv-motorische Schaltzentrale von Justus Keller. Der FSV-Kapitän sorgt auf Höhe der Beilroder Auswechselbank mit einer vollkommen verunglückten Abwehraktion für Aufregung und fährt Robin Vogel ohne Absicht, aber deshalb nicht weniger schmerzhaft, im Sprung in die Parade. So darf sich nochmal alle Emotion an der blau-weißen Nummer 8 abladen. Der Gefoulte hingegen beweist in dieser Szene trotz jungen Alters Größe und macht nicht mehr draus als notwendig. Das Unparteiischen-Kollektiv um Bendel behält die Übersicht und zeigt gelb. Weiter geht’s und wir wollen ja noch fragen: Do ya, do ya, do ya, do ya, know what you’re doing, doing to me?

Ruven und Osse vs. Niklas Harms und Mathias Kleinlein

Die Schlussminute läuft. Wermsdorf klärt den Ball am eigenen Sechszehner. Assist Aui bekommt seine Füße ans Kunstleder und das verheißt Gefahr. Insbesondere wenn der Empfänger Rubi ist. Der gewinnt das Pressschlag-Duell mit Beilrodes Schlussmann Lux und setzt den Ball abermals, technisch nicht zu unterschätzen sauber, ins Netz. Rubi Frase schnürt damit den Dreierpack und setzt den Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Tag.

Mit einem 4:0 erobern die Hubertusburger Ostelbien und fertigen den Tabellenführer auch in der Höhe verdient ab. Damit glückt den Kupferlingen eine faustdicke Überraschung, die die Spitzenplätze der Kreisoberliga passend zur herbstlichen Zeit kuschlig eng zusammenrücken lässt. Wermsdorf setzt mit diesem Sieg ein Statement. Zeigt 45 Spielminuten wozu diese Mannschaft in der Lage ist und nochmal 45 Minuten, dass über die Saison schon eine Reifeprozess zu beobachten ist.

Nun gilt es für die Collmkicker in den kommenden Auftritten dieser Ansage gerecht zu werden. Die Hinrunde bietet mit den Gastspielen in Naundorf und Zwochau sowie zuhause gegen Schildau noch drei brisante Herausforderungen, bei denen jeder einzelne Blau-Weiße wie gegen Beilrode an seine Grenzen gehen muss. Wenn man dabei weiter Dribbelkünstler am eigenen Sechzehner grätschen oder 60 Metersprints in Richtung eigenes Tor ziehen sieht, ungeahnte Kopfballungeheuer durch die Lüfte segeln und jeder Ballkontakt mit der Ernsthaftigkeit der entscheidende Kontakt sein zu können, gespielt, sowie gefeiert wird, dann scheinen diese Grenzen für den Moment jenseits des für möglich gehaltenen zu liegen. Für diesen Moment gilt es aber auch, demütig zu bleiben und zu bedenken, wie nah im Sport Freud und Leid zusammenliegen. Nicht zuletzt die Wermsdorfer Vergangenheit in Duellen mit Beilrode steht hierfür sinnbildlich. Also lasst und weiter zusammen auf und neben dem Platz als Mannschaft Spaß haben, alles reinwerfen und dann schauen wir mal, was wird. JK/Bilder RW