Wermsdorf besteht Prüfung in Naundorf – Pokalerfolg in der Hitze

SV Naundorf – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 2:3 (1:1)

Statistik

Der Einstieg der Kreisoberligisten zur zweiten Pokalrunde hielt für die Blau-Weißen gleich ein echtes Hammerlos bereit. Kein Geringerer als der SV Naundorf, Vorjahresfinalist und in der vergangenen Saison Endstation für die Hubertusburger, bat die Kupfer-Truppe zum ganz heißen Tanz. Seit die FSV’ler vor ziemlich genau einem Jahr in Naundorf die Segel streichen durften, hat sich an der Sachsendorfer Straße einiges geändert. Es herrscht frischer Wind im Team und wozu die neuformierte Mannschaft dank kollektivem Einsatz und großer Leidenschaft fähig ist, durfte schon Meister Wacker Dahlen zu spüren bekommen. Für die Collmkicker der Auftritt in Naundorf nach dem Heim-Derby über den Ligatitelverteidiger die zweite absolute Reifeprüfung der Saison. Anschnallen und Abfahrt.

Der Auftakt ins Geschehen spektakulär. Pascal Ziegler wird noch in der ersten Zeigerumdrehung vom letzten Naundorfer Mann behagt, fädelt aber nicht ein. So gibt sich der Gesetzeswächter vorm heutigen Regelhüter Niklas Trybusch als Spielverderber und verhindert dessen Sonderbericht. Die Platzbesitzer also nicht 89 Minuten in Unterzahl und weiter im Glück, denn Ziegler vergibt im Eins-gegen-Eins mit SV Schlussmann Aglaster. Zieglers Mitspielern bietet sich allerdings nicht die Gelegenheit groß nachtragend zu sein, denn in der 3. Spielminute macht der Stürmer seinem Ruf alle Ehre. Dustin Auerbach narrt auf Höhe der rechten Eckfahne seinen Gegenspieler und findet mit seiner mustergültigen Flanke den Sturmpartner. Calle läuft entschlossen in den Fünfer ein und nickt sehenswert gegen die Laufrichtung von Aglaster ein. Damit die frühe Führung für die Gäste, erstmal Ruhe für das eigene Selbstverständnis und Vertrauen für die Prüfung des Tages. Während Naundorf in der Folge mehr Spielanteile übernimmt, bleibt Wermsdorf die gefährlichere Mannschaft. Ziegler scheitert im zunehmend zum Privatduell mit Aglaster werdenden Kick mehrmals am gut aufgelegten Torhüter. Auf der anderen Seite haben die Gastgeber in Form von Kapitän Luis Barth zwar allerhand Beinfreiheit, doch die Kupferlinge verteidigen die gefährlichen Räume entschlossen und aufmerksam. Was durchkommt, landet auf der Pferdekoppel und in den Handschuhen von Robyn Staude. Es geht heiß her, weil der Planet mächtig drückt und sich auf dem Rasen kein Grashalm gegönnt wird. Die Abwehr um beinahe Geburtstagskind Denny Beckedahl muss ständig in höchster Alarmbereitschaft sein. Sebastian Mattner verpasst die größte Chance der Heimelf auf den Ausgleich. Die Wermsdorfer Offensive um Auerbach und Ziegler ist zur Mitte des ersten Durchgangs in Dauerlaufarbeit verwickelt und leistet den Hintermännern einen grandiosen Dienst. So kann die Doppelsechs „Hanbappe“ immer wieder entscheidend zuschnappen und gefährliche Konter einleiten. Calle und Yassin verpassen vorne allerdings die Belohnung für einen tolle Auftritt. Louis Hoffmann und Pascal Weidner werden bei ihren Versuchen erfolgreich geblockt. So verpasst Wermsdorf aktiv nachzulegen und zur ausgehenden ersten Hälfte auch mehr und mehr den Druck hochzuhalten. Die Wege für die erste Pressingreihe werden nun zu weit, Naundorf kommt problemlos über die Mittellinie. Zum Glück für die Collmkicker wissen die Schützlinge von Max Huth mit dem Raum nichts anzufangen und die FSV-Führung hat Bestand. Zum denkbar ungünstigsten psychologischen Zeitpunkt ändert sich das. Demba will Becke ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk machen und einen schon geklärten Ball in der 45+2. Minute durchlassen. Wermsdorfs Libero wiederrum ist von der Uneigennützigkeit seines Vordermanns derart überrumpelt, dass Sebastian Mattner schließlich den Partycrahser spielt und aus heiterem Himmel vollkommen blank auf Robyn Staude zuläuft. Keine Probleme beim Abschluss, die Uhren wieder auf null und ab in die „kühlen“ Katakomben. Hier dürfen sich die Hubertusburger nun zurecht die Charakterfrage stellen und müssen sich entscheiden, wie mit dem Rückschlag umzugehen ist. Trainer Dierk Kupfer schwört seine Truppe scheinbar nicht ganz so schlecht ein, denn die Blau-Weißen kommen formverändert zurück aufs glühende Geläuf. Die Passivität abgeschüttelt, vom Ausgleich unbeeindruckt und als Einheit lassen die Gäste zum Wiederbeginn keine Zweifel daran, für die Reifeprüfung bereit zu sein. 10 Minuten nach dem Pausentee stellt Louis Hoffmann das in einer herausragenden Aktion überdeutlich klar. Vom linken Flügel im Tempodribbling gegen drei Verteidiger, den vierten mit einer Schussfinte verladend, bedient der Außenbahnspieler Dustin Auerbach in der Box. Der verarbeitet den nicht ganz so leichten Pass in Bedrängnis geschickt, zieht das Kunstleder hinter dem Standbein entlang und wird dabei von den Beinen gewischt. Den fälligen Strafstoß bietet ein gut erzogenen Demba dem aufopferungsvoll ackernden der Höflichkeit halber noch an, lässt dann aber keine Zweifel am Status als Mann ohne Nerven vom Punkt in den blau-weißen Reihen. Der Ball zappelt im Netz und die Collmkicker schwimmen weiter. Es läuft die 58. Minute, da produzieren Auerbach und Hoffmann im abermaligen Zusammenspiel eine erneute fußballerische Offenbarung. Yassin nach ungewohnt gutem und vor allem kontaktreichen Wermsdorfer Passspiel über rechts im Zentrum freigespielt. Was der 16 dann mit dem Kunstleder macht, könnte so auch im Skizzenblock berühmter Pariser Modemacher zu finden sein. Aui malt das Spielgerät über die Naundorfer Abwehrkette hinweg und bereitet Louis den Laufsteg. Der lässt sich nicht lange bitten, setzt seinen Walk trotz Blitzlichtgewitter in Form von SV-Abwehrbeinen mit purer Anmut fort und schiebt das Streitobjekt schließlich Kalt wie eine Hundeschnauze flach ein. Die Hubertusburger in dieser Phase wie aus einem Guss, können in der Folge den Deckel drauf machen. Der kurz zuvor eingewechselte Oscar verpasst mit zwei aussichtsreichen Möglichkeiten (77./79.) die Vorentscheidung und so öffnet sich der Partie spät nochmal die Chance auf pures Spektakel in Form von unerwarteter Spannung. Schiedsrichter Trybusch in der 82. Minute erst mit dem Elfmeterpfiff, auf Intervention vom Linienrichter aber mit der Korrektur. Nur um in der 90. Spielminute dann doch noch auf den Punkt zu zeigen, als Mattner an der Grundlinie dankend einfädelt. Barth verwandelt trotz vorheriger Seifenoper seines Mitspielers am 16-Meterraum und so wird die vierminütige Nachspielzeit zur Wermsdorfer Zerreißprobe. Die Kupferlinge trotzen dem Momentum und Naundorfs Hoffnung, halten die eigenen Reihen dicht und sorgen für ausreichend Entlastung, sodass Robyn Staude nicht mehr eingreifen muss. Der Schlusspfiff von Trybusch als Erlösung unter ein hartes Stück Arbeit, dass die Blau-Weißen sich im zweiten Durchgang auch hätten angenehmer gestalten können. Verdient, wenngleich in einigen Aktionen mit dem notwendigen Matchglück auf ihren Seiten, nehmen die FSV’ler so die große Hürde Naundorf und bestehen den Härtetest. Hohe Laufbereitschaft in allen Mannschaftsteilen, gepaart mit individueller Klasse und vor allem unter dem Eindruck kollektiver Geschlossenheit über die volle Spieldauer hinweg ebenen den blau-weißen Erfolg. Weiter geht es am kommenden Samstag zuhause mit dem Derby gegen Mügeln-Ablass, bei dem die Schützlinge von Dierk Kupfer wieder voll auf der Höhe sein müssen, um den guten Saisonstart fortzuführen. Für den Moment macht diese leidenschaftliche Hubertusburger Truppe jede Menge Freude und kann sich an sich selbst entzünden, doch es ist die Aufgabe aller Beteiligten dieses Feuer Woche für Woche zu entfachen. In dem Sinne, auf heiße Wochen. JK