Drei Treffer reichen zum Derbysieg

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – FSV Wacker Dahlen 3:1 (1:0)

FuPa-Statistik und Galerie

Nach dem Derby in der Oschatzer Gluthitze verdunkelten sich die Wolken an der Sachsendorfer Straße sowohl am Himmel als auch hinsichtlich der blau-weißen Personalsituation erstmal. Die Ausgangsbedingungen im Vorfeld des Derbykrachers vor heimischem Publikum gegen Meister Wacker Dahlen alles andere als vielversprechend. Außenverteidiger Max Thomas mit Oberschenkelproblemen fraglich, bei Demba Mbye zwickte das Knie. Dazu die garantierten Ausfälle von Abwehrallrounder und Leitwolf Robby Staude sowie Oschatz-Torschütze Dustin Auerbach, die das deutsche Unwetter gegen spanische Sonne tauschten. Florian Grieser zudem ebenfalls weiter im Urlaub und so zeigte sich der Hubertusburger Kader in erster gleich der zweiten Vertretung doch arg auf Kante genäht. Dank der Unterstützung einiger Altherren für die Zweite und der Zusage von Fußballrentner Florian Böttger für die kupfersche Erste stieg die Zuversicht der Truppe dann zum Wochenende aber doch nochmal. Nichtsdestotrotz könnte es bessere Vorzeichen einer solchen Herkulesaufgabe gegen den Titelverteidiger geben. Die erste absolute Bewährungsprobe für die Hubertusburger nach dem Sommerumbruch schickte also ihre Schatten voraus, Zeit für Heldengeschichten.

Wie es gehen kann, machte die Spielgemeinschaft Luppa-Süd II/Luppa-Mitte ab 13 Uhr vor. Die Mannen vom Gespann Büchner, Natzke und Schönitz mit einer Handvoll Derbytreffer zum Erfolg und damit dem ersten Ausrufezeichen dieses Samstags im Zeichen der Nachbarschaft.

Die Kupferlinge entsprechend motiviert und ohnehin bis in die Haarspitzen brodelnd. Marius Lüderßen schon gute 24 Stunden vor Anpfiff als Vorbild an Einsatz. Direkt aus dem Flieger an die Sachsendorfer Straße und hinein ins muntere Treiben. Für den Rest an Motivation sorgten die Wackern dann selbst. Im Gepäck des Heidestross zwar eine Fahne, die allerdings mit den falschen Vereinsfarben bestückt und kaum als Wiedergutmachung etwaiger Fehltritte gedacht. Dahlen steht also auch nach Wochen nicht Gerade, bei Wermsdorf wächst der Wille daran in den kommenden 90 Minuten auch nichts mehr zu ändern.

Reichlich 200 Zuschauer wollen dem Spektakel beiwohnen und sehen einen munteren Auftakt in die Partie. Bei den Hubertusburgern Max Thomas und Demba Mbye trotz Verletzung von Beginn an dabei. Mit Ruven Frase aus der eigenen Jugend nimmt zudem ein noch unbeschriebenes blau-weißes Blatt erstmals auf der Seniorenbank platz.

Wermsdorf überlässt Dahlen erstmal bereitwillig das Spielgerät und sortiert die eigenen Reihen. Im Sturmzentrum Pascal Ziegler mit seinem Startelfcomeback nach wochenlanger Verletzungspause. Auf der Außenverteidigerposition Altmeister Holger Siebert ebenso erstmals seit Langem wieder von Beginn an mit von der Partie.

Ansonsten einiges beim Alten und einiges Neu. Trainer Dierk Kupfer schiebt Kapitän Justus Keller wieder auf die angetraute Zehnerposition um den Laufeinsatz der Offensive zu stärken. Dembappe rückt dafür zurück auf die Doppelsechs neben Johannes Keller und soll dort für körperliche Präsenz und Ruhe am Ball sorgen. Früh zeichnet sich ab, dass sich dieser Kniff auszahlt. Demba nimmt Dahlens Stürmer Marcus Gensel, in der Vorwoche zum Ligaauftakt noch Dreierpacker, komplett aus dem Spiel und zeigt vom Beginn weg eine grandiose Leistung.

Das führt schnell zu Entnervung auf des Gegners Seite, die ersten gehaltvollen Redebeiträge werden kundgetan. Blau-Weiß zeigt sich in der Frühphase hellwach und äußerst giftig. Erste Ballgewinne und Umschaltsituationen werden verzeichnet. Es dauert nur eine Viertelstunde, da geht der FSV-Matchplan zum ersten Mal voll auf. Oscar Kupfer erläuft einen weiten Ball, erarbeitet sich mit vollem Einsatz die Ballkontrolle an der Grundlinie und verarbeitet das Kunstleder technisch sauber zur Hereingabe an den zweiten Pfosten. Wo in den letzten Wochen wohl niemand gestanden hätte, ist nun eine Streife unterwegs. Pascal Ziegler, zwischen Früh- und Nachtschicht im Staatsdienst aus Leipzig mal schnell in die Stollenschuhe geschlüpft, läuft gradlinig durch und schiebt in bester Mittelstürmermanier zur 1:0 Führung der Gastgeber ein.

Den Vorzeichen zum Trotz hält Blau-Weiß mit dem Meister aus der Sackhüpferstadt nicht nur mit, sondern ist erstmal oben auf. Das geht nach starkem Beginn so auch vollkommen in Ordnung, verläuft sich in der Folge aber etwas. Mit der Führung im Rücken wird Wermsdorf zu passiv, zieht sich weit zurück. Was die Wege für die anlaufende Kette länger und damit umso intensiver macht. Doch die Pressingabteilung um Hoffmann, Kupfer, Ziegler und Weidner zeigt einen großen Auftritt und pflügt munter übers Rasenroboter gestutzte Grün. So fällt es Dahlen schwer, trotz großer Beinfreiheit bis zum letzten Drittel, in die gefährlichen Räume zu kommen. Was durchrutscht sind vereinzelte Distanzschüsse, die für Torhüter Robyn Staude keine echte Prüfung darstellen.

Mit zunehmender Spieldauer wird es dann aber immer mehr zum Eishockey. Weil erst Demba und dann Max am Spielfeldrand behandelt werden müssen, darf sich Blau-Weiß in Unterzahl dem Powerplay der Gäste stellen – mit Erfolg. Es ist zwar ein Heidenaufwand, doch genau das Spiel, was die Wermsdorfer über Jahre so ausgezeichnet hat. Der Kampfgeist schon leicht verstaubter Jahre geht wieder umher an der Sachsendorfer Straße. Das ist nicht immer schön anzusehen, raschelt vielleicht auch mal oder tut kurz weh. Aber es sind 11 aufopferungsvoll um jeden Ballgewinn arbeitende Hubertusburger auf der Wiese, angetrieben vom unermüdlichen Dierk Kupfer am Seitenrand und dem blau-weißen Publikum. Ein Beispiel an Einsatz? Max Thomas beißt sich trotz Schmerzen bis in die Nachspielzeit der ersten Hälfte durch und klärt für seine Farben die ein oder andere gefährlichere Szene bravourös.

Kurz vorm Pausentee betritt Florian Böttger das Feld und bekommt doch noch sein Abschiedsspiel gegen die Wackeren. Dank Böttgi ist direkt nochmal kurz Leben in der Partie, die wenig später mit der 1:0 Pausenführung für die Platzbesitzer in die Halbzeit geht. Wermsdorf zwar in Durchgang eins auch nach der Führung mit den besseren Chancen, insgesamt ab der Mitte der 45 Minuten aber zu passiv und vor allem ohne längere Entlastungsphasen. Das spricht Trainer Dierk Kupfer neben dem blau-weißen Herzblut an und schickt seine Jungs so nach willkommenen 15 Minuten Ruhemodus zurück zu Teil zwei der Veranstaltung. Die Hubertusburger nun tatsächlich wieder aktiver und mit Zug aufs gegnerische Tor. Ziegler hätte sich schon recht bald zum Helden aufschwingen können, vergibt aber freistehend vorm leeren Tor mit einem Fieldgoal-Versuch übers Fangnetz. Auf der Gegenseite mittlerweile ein Privatduell zwischen Wermsdorfs Pascal Weidner, der auf die Außenverteidigerposition zurückversetzt wurde und Dahlens Christian Seidel.

Weidi gibt sich alle Mühe die Fußstapfen seines Zwillingsbruders zu halten, doch Seidel entwischt beim Standard und setzt seinen Kopfball an die Latte. Das nötige Matchglück scheint sich Blau-Weiß also dank Einsatz und Leidenschaft schon erarbeitet zu haben. Louis Hoffmann wird nach feinem Dribbling beim Torschuss geblockt, auf der anderen Seite dafür wieder Fortuna als Ausgleichsmoment. Erneut Seidel nach hohem Ball, erneut rettet das Aluminium. Die Kupferlinge verteidigen sich wacker, halten die Reihen kompakt und lassen Dahlen so langsam verzweifeln. Die Atmosphäre wird hitziger und da der eigene Auftritt ja kaum das Problem sein kann, entladen sich die rot-weißen Emotionen nun zunehmend am Schiedsrichtergespann. Weiteres Objekt der Begierde außerdem ein Regenbogen, der Luppa-Süd schon in so manchem Derby zum Goldtopf in Form von drei Punkten geführt hat.

Anders ist es nicht zu erklären, dass an der Seitenlinie in feinster Bösewicht-Manier wie bei den Minions zum Diebstahl ausgeholt wird. Während Justus Keller nichts ahnend den Ball zum Einwurf präparieren will und seine spärlich vorhandene Armmuskulatur aktiviert, verwechselt Dahlens Trainer Patommel die Aschebahn an der Sachsendorfer Straße entweder mit einer Eishockeyarena oder sollte einen Physiotherapeuten ob etwaiger Schwierigkeiten mit aufrechtem und geradlinigem Gang um Hilfe konsultieren. So oder so setzt es in jedem Fall für Wermsdorfs Kapitän den sauberen Bodycheck oder doch nur Versuch den Regenbogen zu stibitzen? Glücklicherweise bleibt die reife Leistung nur einem kleinen Publikum vorbehalten. Doch wenn selbst die eigenen Spieler mit dem Kopf schütteln, dann scheint schon etwas arg zu klemmen. Zurück zum Sportlichen, auch wenn der ein oder andere Dahlner lieber davon ablenken möchte. 75 Spielminuten sind rum, da erinnert sich Wermsdorf nach all der Verteidigungsarbeit wieder daran hier im Auftrag des Fußballs unterwegs zu sein. Weidner setzt Hoffmann auf der linken Bahn mustergültig in Szene. Der schickt seinen Gegenspieler wiederrum ins Kino zum Blockbuster, den anschließend Böttger und Kupfer in Co-Produktion präsentieren.

Erst füllt Flori die Zuschauerbänke nochmal auf, kappt von rechts auf links ab und verlädt den Gegenspieler damit komplett. FB10 will das Ganze krönen und die Pieke auspacken, doch das wäre zu viel des Guten gewesen. Der Schuss wird geblockt und der Spielfilm läuft aufs große Finale zu. Der Rebound springt in den Rückraum, wo Oscar Kupfer energisch draufhält. Der erste Kontakt wird zum Chip über den Kopf des Verteidigers, kurzes Aufsetzen und dann schweißt die Nummer 7 das Kunstleder per Direktabnahme halbhoch über der Grasnarbe in die Maschen.

Ein Debüttreffer könnte weniger spektakulär sein, der Jubel kaum größer. Die Betonung liegt auf kaum, denn Holger Siebert lässt die Sachsendorfer Straße kurz nach dem 2:0 an der Eruption schnuppern. Gefühlt aus dem Luppaer Norden angelaufen, setzt der Außenverteidiger im Luppaer Süden zum Distanzkracher an und trifft das Spielgerät einmalig.

Chris Föllner im Dahlner Tor pariert allerdings stark und verhindert den Raketeneinschlag. Auf der anderen Seite macht Toni Czerney das Geschehen nochmal spannend. Ein geklärter Ball landet beim Flügelspieler, der nicht richtig attackiert wird und aus spitzem Winkel nach 80 Minuten für maximale Spannung sorgt. Die hält aber nur kurz, denn Wermsdorf hat sich für den Schlussspurt etwas besonders ausgedacht. Der eingewechselte Ruven Frase ist keine 5 Zeigerumdrehungen auf dem Platz, die 83. Spielminute läuft. Auf dem rechten Flügel bricht Louis Hoffmann durch und spielt flach an den Fünfer. Dort läuft Frase entschlossen ein und schließt gegen Föllners Laufrichtung zum 3:1 ab.

Pure Ekstase unter den FSV’lern und während so mancher kurz den Spielberichtsbogen checken muss, wer diese Nummer 16 nun überhaupt ist, bringen die Hubertusburger die Sache über die Ziellinie. Auf der wird es nochmal unschön und der Meister zeigt sich wenig meisterlich. Rote Karte wegen einer Unsportlichkeit gegenüber den Unparteiischen für den Dahlener Kapitän nach Abpfiff. Während der Heidetross die eigene Fahne wieder abhängt, hat Wermsdorf selbige im leistungstechnischen Sinn auf dem Platz gehisst. Geschlossen und als Mannschaft wie lange nicht, von Anfang bis Ende zusammen ohne den Hauch von Angst oder Zweifel, erarbeiten sich die Kupferlinge diesen Sieg. Das nötige Matchglück spielte dabei seine Rolle.

Der FSV verdiente dies aber nicht nur dank kollektiver Ackerei, sondern gleichwohl mit guten Spielzügen und einer Palette vielversprechender Abschlussszenen. So gelingt der Triumph über den Meister und ein Fingerzeig des Teams, dass die Mannschaft den Umbruch gemeinsam angeht. Was gelingen kann, wenn alle mitziehen und sich mit dem Verein, angeführt von einem emotionalen Trainer und leidenschaftlichen Präsidenten, identifizieren, dafür dient dieses Derby, auf das Stolz zurückgeblickt werden kann. An dem sich in den kommenden Wochen aber auch ausgerichtet werden muss und an dem sich Woche für Woche zu messen ist. Als Team und als Verein, Vamos Blau-Weiß. JK