Blau-Weiß holt zweimal einen Rückstand auf – zu mehr reicht es diesmal gegen starke Krostitzer nicht

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – FSV Krostitz II 2:2 (1:1)

FuPa-Statistik und Galerie

Am Samstag empfingen die Hubertusburger die Krostitzer Reserve zum Kräftemessen an der Sachsendorfer Straße. Bei Blau-Weiß dabei personell viel Bewegung. Trainer Dierk Kupfer weilte genauso wie Flügelspieler Louis Hoffman im Urlaub. Libero Denny Beckedahl schwang sich auf der heimischen Baustelle im Salbitzer Himmel herum und schaffte es erst kurz vor Anstoß. Verspätet ebenfalls die Reisegruppe Leipzig. Pascal Ziegler noch mit Frühdienst im Zeichen von Recht und Ordnung unterwegs, während Gehirn und Kugelschreiber von Justus Keller am Samstagvormittag bei seiner Staatsexamensprüfung glühten. Nach Verletzungspause wieder mit dabei und pünktlich zum Treff war erfreulicherweise Max Thomas, den es dann auch gleich in die Startelf spülen sollte. Auf der Bank nahm unter anderem zunächst der angeschlagene Dustin Auerbach platz, was gleichwohl das Startelfdebüt für den 18-jährigen Ruven Frase bedeutete.

Leiter der Partie vor über 80 Zuschauern Kai Oehmigen, der dann auch früh auf den Anstoßpunkt zeigen durfte. Wermsdorf verschläft die Anfangsphase komplett und bekommt auf dem rechten Flügel trotz Überzahl keinen Zugriff. Der gut getimte Pass in die Mitte kann nicht mehr geklärt werden und so schiebt Oliver Narr, der in dieser Saison auch schon einige Minuten für die Krostitzer Landesklassetruppe sammelte, nach 11 Spielminuten zur Führung der Gäste ein. Die Platzbesitzer müssen sich ob des frühen Rückstands erstmal berappeln. Torhüter Robyn Staude verhindert mit einer starken Parade eines Fernschusses Schlimmeres. Auf der anderen Seite vollbringt Demba Mbye das Kunstwerk, den Ball schon fast auf der Torlinie stehend noch am Gehäuse vorbeizuköpfen. Pascal Weidner schiebt nach gutem Kombinationsspiel flach am Kasten vorbei. So wird der Auftritt der Blau-Weißen zwar gefährlicher, bleibt aber trotzdem pomadig. Krostitz steht tief, was eigentlich Platz bis ins letzte Drittel anbietet. Den versuchen die Collmkicker allerdings nur allzu selten ernsthaft zu bespielen. Stattdessen segelt ein langer Ball nach dem anderen in Richtung der robusten Defensive der Bierdörfler, die dankend die Birne hinhalten und das Kunstleder zurückfrankieren. Die Führungsspieler um Kapitän Justus Keller können der Partie nur wenig gewinnbringende Impulse geben. Stattdessen ist es die Jugend, die vorangeht. Kurz vorm Pausenpfiff zieht Ruven Frase gute 25 Meter vorm gegnerischen Tor auf und zeigt seine Dribbelstärke. Mit Selbstvertrauen treibt der Stürmer das Spielgerät von rechts nach links und findet den nächsten blau-weißen Youngster. Oscar Kupfer zögert nicht lange und schließt halblinks von der Strafraumgrenze flach ab.

Der Krostitzer Schlussmann scheinbar von der bis dato nicht zu sehenden Wermsdorfer Entschlossenheit überrascht, kommt nicht mehr ran und so findet Kupfer spät im ersten Durchgang den vermeintlichen Dosenöffner für seine Farben.

Justus, Torschütze Osse (7), Pascal (4) und Ruven

Mit 1:1 geht es in die Kabinen. Ein munterer erster Durchgang ohne fußballerische Highlights, indem die Gastgeber ihrem Anhang in den letzten Minuten berechtigten Anlass zur Hoffnung auf eine überzeugende zweite Hälfte geben. Das Unterfangen Leistungssteigerung fahren die Kupferlinge dann aber nach Widerbeginn erstmal komplett an die Wand. Abermals klingelt kein blau-weißer Wecker und der Beginn wird verschlafen. So darf Morris Jornitz nach 55 Zeigerumdrehungen ungestört über den halben Platz stiefeln und wird auch am Abschluss nur halbherzig gehindert. Das Spielgerät schlägt im rechten unteren Eck ein und Wermsdorf ist wieder im Hintertreffen. Doch noch ist genug Zeit. Es bleibt ruhig in der Mannschaft und die Moral stimmt.

Morris Jornitz (19) vs. Robby

Zwar kommt in die fußballerische Anlage der FSV’ler wenig neuer Esprit, doch die Hereinnahme von Beckedahl und Auerbach bringt mehr Durchschlagskraft. Freistoßspezialist Becke darf sich gleich bei einem Dutzend ruhender Bälle in teils feinster Lage probieren. So richtig gefährlich wird es allerdings nur einmal. Aus 18 Metern zentraler Position hebt die Nummer 37 das Kunstleder eigentlich über die Mauer, doch dort verhindert ein pfiffiger Gegenspieler den wohlmöglichen Einschlag im Kreuzeck, indem er beide Arme zur Glanzparade gen Streitobjekt wirft. Auf den Elfmeterpfiff warten die Hubertusburger immer noch. Die sonst so protestfreudigen Herren in Blau-Weiß sind von der Absurdität der Szene gar so perplex, dass sie nicht mal richtig Lamentieren. Ansonsten viel Anlaufen der Wermsdorfer, aber wenig los in der gegnerischen Box. Auf der anderen Seite gelegentliche Entlastungsangriffe, ebenfalls ohne echte Gefahr. Krostitz II zieht sich in der Schlussphase mit der Führung im Rücken noch tiefer zurück. Wermsdorf sucht die Lücke, hat aber bedauerlicherweise nach wie vor vornehmlich den hohen und weiten Ball als Lösungsmittel auserkoren. Mit der Hereinnahme von Routinier Holger Siebert und dem nächsten taufrischen FSV-Debütanten Tom Zielinski gehen die Kupferlinge in die Vollen und erhöhen nochmal den Druck. Zielinski und Siebert bilden mit Libero Becke die Restverteidigung, das übrige Personal will den späten Ausgleich erzwingen. Drei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit landet der Ball zentral bei Frase, der nach rechts aufdreht und sich wieder robust behauptet. So manch einer geneigter Zuschauer an der Sachsendorfer Straße wird sich im Anschluss verwundert die Augen gerieben haben, denn es passiert ein Novum in Blau-Weiß. Justus Keller hat sich auf die Außenbahn abgesetzt und bekommt die Pille von Frase mustergültig in den Lauf serviert. In Kellers sieben Jahren im Wermsdorfer Herrenbereich waren die Läufe dabei bisher eher nie, als selten von Tempo gekennzeichnet. Doch die Nummer 8 setzt sich tatsächlich auf dem Flügel durch, wenngleich von Geschwindigkeit zu reden wohl trotzdem eine maßlose Übertreibung wäre.

Laufduell vor dem Ausgleich – Vyacheslav Tumbaev vs. Justus

Glücklicherweise weiß Sommerneuzugang Dustin Auerbach scheinbar noch nicht um die eigentlich aussichtlose Situation seines Kapitäns und zieht den Laufweg in die Box durch. Der eingewechselte Stürmer ist zur Stelle und drückt die flache Hereingabe am langen Pfosten über die Linie.

Dustin (16) mit dem 2:2

Den Hubertusburgern gelingt damit abermals die später Rückkehr ins Spiel und jetzt wollen sie in den letzten Zügen der Partie nochmal mehr. Oscar Kupfer zieht am linken Flügel auf, kommt allerdings nicht mehr zum Abschluss und so ist schließlich beim Stand von 2:2 Feierabend.

Nach dem Abpfiff (v.l.) – Tom Zielinski, Florian Grieser, Holger Siebert, Ruven Frase (verdeckt), Max Thomas (20) und der Krostitzer Niklas Klein

Die Einordnung der Partie gar nicht mal so leicht. Die Vorbelastung einiger FSV’ler darf keine Ausrede sein für die, nach der Niederlage in Löbnitz in der Vorwoche, ausbleibende ergebnistechnische Reaktion. Spielerisch steckt in der Mannschaft mehr, als in letzten beiden Auftritten gezeigt wurde. Am Einsatz und dem Teamgeist hapert es allerdings nicht. So blieb die Heimelf trotz zweimaligem Rückstand ruhig und arbeitet sich gemeinsam zurück. Damit ist der Punkt aus moralischer Sicht positiv einzuschätzen. In der Tabelle hingegen verhilft ein Unentschieden aus den Spielen gegen die beiden Aufsteiger natürlich nicht zum Höhenflug. Das weiß man in der Sachsendorfer Straße aber einzuordnen und richtet den Blick schon wieder auf die kommenden Aufgaben. Mit dem Gastspiel bei den ambitionierten Zschortauern und dem Pokalauftritt zum Fischerfestwochenende in Bad Düben stehen zwei nächste absolute Härtetests bevor. In denen gilt es für den FSV spielerisch wieder einen Schritt nach vorne zu machen. Dazu muss hinten kompakter verteidigt und über 90 Minuten konsequent aus allen Mannschaftsteilen der entsprechende Beitrag geleistet werden. Vorne dürfen die jungen Spieler weiter ihre Erfahrungen sammeln. Auch wenn Dribblings oder Tricks teils zu verkopft sind oder nicht funktionieren, so stellen sie doch eine Alternative zum gewohnten langen Hafer der Kupferlinge dar. Also Selbstvertrauen und Überzeugung rein in die Aktionen und dann schauen wir mal was wird.

Wen es nach Abpfiff noch in Erikas Kristallpalast verschlug, dem wird auch trotz möglicher Gerstensaftumnebelung nicht verborgen geblieben sein, dass es trotz des ausgebliebenen Heimdreiers an der Stimmung im blau-weißen Lager nicht scheitern wird. JK

Zeitungsgemurmel vom 2. Oktober