Wermsdorf trotzt Erkältungswelle – starke Teamleistung bringt drei Punkte beim Tabellenzweiten

SG Zschortau – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 1:2 (1:1)

FuPa Statistik

Nachdem die Blau-Weißen in den letzten Wochen etwas aus dem Tritt gekommen sind, stand für die Hubertusburger am Sonntag mit dem Gastauftritt in Zschortau eine weitere schwere Prüfung auf dem Programm. Bitter daher umso mehr, dass sich für Trainer Dierk Kupfer durch eine Flut an Krankheitsfällen im Vorfeld des Duells mit dem Tabellenzweiten kurzfristig große personelle Probleme auftaten. Da es auch in der Spielgemeinschaft Wermsdorf II/Luppa kadertechnisch nicht gut aussah, wurde eine Absage des Kreisligaspiels der FSV-Reserve schweren Herzens zugunsten der Kreisoberliga-Truppe abgesagt werden. Von einem Rumpfkader zu sprechen täte den blau-weißen Schlachtenbummlern sicherlich unrecht, die Collmkicker dennoch alles andere als in Bestbesetzung unterwegs. Zum Wermsdorfer Glück wiederrum meldete sich an diesem Wochenende Philipp Springer einsatzbereit und wurde direkt mit seinem Startelfcomeback belohnt. Dustin Auerbach nach Wadenproblemen ebenfalls erfreulicherweise zurück in der FSV-Anfangsformation, die ansonsten einige angeschlagene Spieler beinhaltete. Doch die Mannen um Libero Denny Beckedahl fanden gut rein ins Geschehen.

Nach einem Trauerfall im Zschortauer Kreis gibt es zunächst noch eine Gedenkminute, dann geht es richtig los. Aus einer aufmerksamen Hintermannschaft heraus entfachen die Kupferlinge früh den blau-weißen Spirit. Vorzeichen hin oder her, vom Anpfiff weg viel Leben in der Hubertusburger Mannschaft. Gleich beim ersten Vorstoß brennt es lichterloh. Auerbach bricht durch und ist am herausgeeilten Hüter vorbei, der den Arm ausfährt und Wermsdorfs Stürmer zu Boden befördert. Leider bleibt die Aktion den Unparteiischen offenbar verborgen, der Pfiff kommt einfach nicht. Die Gäste also nicht mit der frühen Chance zur Führung, müssen sich den Dosenöffner scheinbar noch mehr verdienen. Daran arbeiten sie dann in der Folge auf dem tiefen Zschortauer Geläuf auch kollektiv und überzeugend. Die Hubertusburger beschäftigen die SG-Reihen ordentlich und strahlen viel Willen aus. Der Pass ins letzte Drittel fehlt aber und so bleibt es bei Distanzversuchen. Zschortau wird auf der anderen Seite von der gut aufgelegten Wermsdorfer Doppelsechs Hanbappe im Verbund mit den hellwachen Außenverteidigern Robby Staude und Philipp Springer nicht ins Spiel gelassen. Rutscht doch mal ein weiter Ball durch, zeigt sich Libero Denny Beckedahl aufmerksam und klärt mit gewohnt üppiger Wuchtbrumme. Vorne ist die heuer leider nicht kalibriert und haut die Freistöße ins Fangnetz.

Eine halbe Stunde ist durch, da gelingt Wermsdorf, was in dieser Saison bisher noch keinen Nutzen hatte. Johannes Keller tritt den Eckball mit Effet. Mittelfeldbuddy Demba Mbye setzt sich im Kopfballduell durch und nickt das Kunstleder hoch Richtung zweiten Pfosten. Dort macht Pascall Ziegler den Tsubasa und drückt den Ball im Sprung artistisch in die Maschen. Die umjubelte Führung der Gäste verdient, doch kommt als Wachrüttler für den Tabellenzweiten daher. Die Platzbesitzer treten in der Folge kompakter auf und schließen das große Loch im Mittelfeld. So wird die Partie zur Schlacht zwischen den Boxen. In der 37. Spielminute findet die SG die Antwort. Der FSV bekommt einen Konter nicht ins Abseits gestellt, im Strafraum gibt es den regelwidrigen Kontakt. Robyn Staude hat die Ecke zwar, doch der Strafstoß von Günther in zu platziert getreten. Die Uhren wieder auf null und Zschortau bis zum Pausentee mit mehr Druck. So kommt die Halbzeit den Gästen nicht ungelegen. Zeit zum Durchatmen und neu sortieren.

Den Wiederbeginn verschnarchen die Hubertusburger zwar erstmal in gewohnter Manier. Robyn Staude macht allerdings deutlich, warum er die Handschuhe trägt und pariert stark. Damit hievt der Keeper seine Vorderleute in den zweiten Durchgang. Die erwecken an diesem Sonntag wiederum die Standardstärke in sich. Hanni wieder mit dem scharfen Eckball. Diesmal der gegnerische Hüter aber vermeintlich zur Stelle, doch Pascal Weidner stört energisch und fair in der Luft, sodass das Spielgerät wieder frei wird. Justus Keller rutscht in den Ball und verarbeitete ihn zum Torschuss. Ob der reingegangen wäre, wird man nie erfahren, denn Fischfreund Calle so kurz vorm Horstsee-Fest schon wie im Rausch und im Jagdfieber. Während der Neuner zuvor außer seiner Torjägerqualität in Minute 30 vornehmlich durch spontane Körperdrehungen in Kombination mit Selbst-Anschuss-Aktionen auffällig wurde, ist er nun wieder zur Stelle. Der Zuchtmeister spritzt in den Schussweg und das Spielgerät zappelt im Netz wie in der kommenden Woche die Karpfen. 56 Zeigerumdrehungen sind da durch, noch viel Zeit für Drama also. Zschortau will wieder reagieren. Wermsdorf erwehrt sich nach allen Kräften. Fußballerisch wird es dürftiger, dafür steigt die Spannung. Staude pariert großartig am Boden und ist in der Luft zur Stelle, wenn gefragt. Dembappe verteidigt geschickt und klärt den ein oder anderen Ball unter Bedrängnis grandios. Nach einer guten Stunde meldet sich bei Springi das Knie. Ruven Frase ersetzt ihn und für Weidi geht’s mit der 4 auf dem Rücken endlich auf die heißersehnte defensive Spur. Der eingewechselte Frase gleich mittendrin statt nur dabei. Hinten gibt’s viel Arbeit und gelb, vorne die Großchance.  Der Zschortauer Schlussmann hält allerdings stark und so bleibt es offen. Die Schlussphase tickt und es passieren mal wieder Szenen, für die die 72 Zuschauer ihr Ticket gelöst haben. Calle im Sprint auf den letzten Verteidiger zu, wird komplett über den Haufen gekracht, sodass alle Fischgräten einmal neu sortiert werden. Natürlich nur gelb, Zieglers Kiemen sind ja noch intakt. Auf der anderen Seite verschieben die Hubertusburger einmal zu aufmerksam. Alle orientieren sich gen Ball und wollen das Spielgerät um jeden Preis. Der linke Flügel so komplett frei und Zschortau nach Seitenverlagerung zu dritt an der Box. Wo sie hätten nochmal eine Runde Ausschnicken können, wer das Ding nun reinknallen darf, folgt glücklicherweise der überhastete Fehlschuss. Das können die FSV’ler doch aber auch. Absolutes Überzahlspiel, doch mehr als eine Ecke springt nicht raus. Die bringt diesmal nichts ein. Man soll es ja auch nicht übertreiben.

Der Platz mittlerweile einmal umgegraben, das Geschehen in seinen Entzügen. Auerbach und Zielger opfern sich als erste Linie auf. Dahinter machen es Staude, Beckedahl und Co eng und werfen sich entschlossen in jeden Ball. Irgendwann fällt der erlösende Schlusspfiff und die Blau-Weißen liegen sich freudestrahlend in den Armen.

Zwei Calletore reichen zum Auswärtssieg/Archivbild (RW)

Eine couragierte Leistung aus allen Mannschaftsteilen macht an diesem Sonntag gegen die ambitionierten Zschortauer die angespannte Personalsituation wett. Die Hubertusburger setzten ein moralisches Ausrufezeichen. Von der Bank bis aufs Feld war der Wille für den Kraftakt von Minute eins an zu spüren. So verdienen sich die Kupferlinge den Auswärtsdreier beim Tabellenzweiten und finden zurück in die Erfolgsspur. Leidenschaft, Wille und Teamgeist von allen FSV’lern stellen das Grundgerüst. Vorne hätten es gerade hinten raus gerne noch ruhigere Entscheidungen seien dürfen und Defensiv ein paar Abstimmungsfehler und leichtfertige Ballverluste weniger. Was unterm Stricht aber zählt, sind die drei Punkte und die Erkenntnis, dass diese blau-weiße Bande lebt. Jetzt gilt es die eigenen Reihen wieder üppiger zu bekommen, indem ordentlich Kamillen-Tee getrunken und fleißig Bonbon gelutscht wird. Dann geht es in der kommenden Woche am Samstag in Bad Düben um den Einzug ins Pokalviertelfinale und um die Entscheidung, in welche Richtung die Fischerfest-Sause ausschlagen wird. JK

Blauer Mannschaftskreis/Archivbild vom Derby vs. Dahlen (RW)