Vorfreude aufs Vereinsfest – Matze im Interview

Die Hubertusburger schafften mit ihrem Trainerduo Matthias Winkler/Dierk Kupfer in der Saison 2011/12 den Aufstieg in die Nordsachsenliga (Meister Kreisliga Ost). Der Kreisoberliga gehören die Blau-Weißen ununterbrochen nun schon 10 Jahre an. Im Rahmen des Vereinsfestes findet am 2. Juli das Spiel der 2012er Aufstiegsmannschaft vs. einer blau-weißen Männerauswahl statt – Anstoß 15 Uhr. Auch aktuell sind noch einige Spieler der Aufstiegsmannschaft bei den Wermsdorfer Männermannschaften aktiv. “Matze” Winkler wird als Trainer für die 2012er „Aufstiegsmannschaft“ in der Coachingzone stehen. Kamerad K. plauderte mit dem “Fußballrentner” und Züchter stimmgewaltiger Halsbandsittiche auf seiner Terrasse.

Frage: Du hast 2009 die 1. Mannschaft zusammen mit Uli Löser übernommen. Allem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne – oder?

Matze: Uli war ein erfahrener Trainer, von dem ich persönlich auch viel gelernt habe. Die Mannschaft spielte vorher in der Kreisliga gegen den Abstieg. Wir intensivierten das Training.

Die Mannschaft zum Saisonstart August 2011

Und es ging aufwärts?

Langsam ja – dazu kamen einige Neuzugänge, die passten und keine Wandervögel waren, wie Sebastian Hanisch aus Oschatz, Florian Böttger aus Grimma, die Mügelner Spieler Denny Beckedahl, Benjamin Münch, Frank Jerusel, Peter Müller und Steffen Eichler. Mit Robert Rinke kam ein klasse Torwart zur Mannschaft.

Wie holt man einen Torwart, der alle Nachwuchsmannschaften von Dynamo Dresden durchlief und jahrelang in der Oberligamannschaft FV Dresden Nord spielte, ohne mit Scheinen zu winken?

Ich lernte Robert zufällig kennen und fragte ihn, ob er nicht mal bei einem kleinen, aber feinen Dorfverein am Fuße der Hubertusburg zum Probetraining vorbeischauen möchte. Das gute Miteinander in der Mannschaft und die vielen engagierten Vereinsmitglieder haben ihn überzeugt. Robert blieb bei uns bis zum Ende seiner Fußballkarriere 2017.

Ab 2011 warst du zusammen mit Mannschaftskapitän Dierk Kupfer für das Team verantwortlich. Zu Beginn der Aufstiegssaison hast du mit der Aussage: „Wir wollen besser sein als in der letzten Saison“ eher tiefgestapelt – oder?  

Wir hatten zwar eine eingespielte Mannschaft – Favoriten in der Liga waren aber andere, wie Wacker Dahlen, Mügeln/Ablaß II, Hartenfels Torgau II oder Eintracht Weßnig. Trotz unserer dünnen Personaldecke hatten wir Glück, dass alles gepasst hat. Die Mannschaft hielt zusammen und Robert war ein überragender Torwart. Dabei begann die Saison mit einem Fehlstart. Nach dem 3. Spieltag standen wir auf Platz 10.

Hattest du die Meisterschaft da schon abgeschrieben?

Nein – ich wusste was die Mannschaft drauf hat. Die Saison war ja noch lang. In der Hinrunde entwickelte sich ein Dreikampf an der Spitze mit Mügeln/Ablaß II, Wacker Dahlen und uns. Ein Schlüsselspiel um den Titel fand am 15. Spieltag statt. Die Zweitvertretung der Obstländer kam als Tabellenführer an die Sachsendorfer Straße. Wir führten durch ein Tor von Hanisch mit 1:0. In den letzten Spielsekunden wurde den Gästen ein Strafstoß zugesprochen.

92. Minute – Handstrafstoß: Sebastian Klinger nimmt Maß – Robert hält

Deine Gedanken vor dem finalen Elfer?

Ehrlich gesagt dachte ich kurz, das war’s mit dem Aufstieg. Robert hielt den Elfer – der Rest war Erleichterung und Jubel.

Jubel nach dem Abpfiff – irgendwo unten: Robert

In der Rückrunde schoben sich die Männer vom SV Strelln/Schöna immer mehr in der Tabelle nach vorn.

Der 20. Spieltag mit dem Auswärtsspiel in Strelln war für mich auch ein Schlüsselspiel um die Meisterschaft. Wir gewannen dort mit 3:1 und konnten unsere knappe Tabellenführung gegenüber dem Zweitplatzierten Strelln/Schöna ausbauen.

Steigt die Nervosität vor solchen Spielen?

Man ist schon etwas angespannt, aber ich wusste auch, dass wir die individuell besseren Einzelspieler in unseren Reihen hatten.

Auflaufen am Strellner “Schräghang”

Wie würdest du dich als Trainer beschreiben?

Eher als ruhiger Typ – natürlich bin ich auch mal laut geworden. Ich hatte mit Mannschaftskapitän Dierk Kupfer einen erfahrenen Spieler auf dem Platz, eine absolute Führungspersönlichkeit. Er war sozusagen mein verlängerter Arm und kannte unser Spielsystem genau. Am vorletzten Spieltag feierten wir nach dem Heimsieg gegen Dahlen mit der Mannschaft und vielen Fans die Meisterschaft und den Aufstieg in die Nordsachsenliga.

Neulinge werden in höheren Ligen nach 1 bis 2 Spielzeiten oftmals wieder nach unten gereicht. Der Begriff Fahrstuhlmannschaft fällt in diesem Zusammenhang. Du hast damals gesagt: „Wir sind gekommen um zu bleiben“.

Natürlich wussten die Verantwortlichen, dass wir um den Klassenerhalt in jeder Saison hart kämpfen müssen. Andererseits hatten wir eine über die Jahre gewachsene, kampfstarke Mannschaft. In einigen Vereinen wurden damals Gelder an Spieler gezahlt. Bei uns stimmte der Zusammenhalt auch ohne Handgeld – Dierk Kupfer, Ralph Horbas, Denny Beckedahl und weitere Vereinsmitglieder haben sich hier große Verdienste erworben. Ehemalige blau-weiße Spieler, die es in ferne Gegenden verschlug, sagten rückblickend, dass sie den Zusammenhalt beim FSV Blau-Weiß Wermsdorf als etwas Besonderes empfanden.

Seit 2014 bist du „Fußballrentner“ – dein aktueller Blick auf die Hubertusburger?

Ich freue mich, dass es so gut läuft. Hut ab vor der Arbeit des Trainerduos Dierk Kupfer und Mike Rische. Die drei Pokalsiege in Folge sind außergewöhnliche Leistungen. Ich schaue am Wochenende regelmäßig nach den Ergebnissen der Hubertusburger und informiere mich über die gepflegte Vereinshomepage. Auch die Nachwuchsarbeit ist klasse – so kommen immer wieder talentierte Spieler bei den Männern an. Spieler wie Pascal Ziegler und Louis Hoffmann, die ich noch bei den Wermsdorfer F-Junioren trainierte, kicken mittlerweile erfolgreich bei den Hubertusburger Männern.

Vorfreude auf die alten Weggefährten beim Traditionsspiel am Samstag?

Eindeutig ja!

Bilder: Vereinsarchiv

OAZ 30. Juni