Unsere Männer hauen vor über 200 Zuschauern alles rein – die Gäste mit dem glücklicheren Ende

Landespokal: FSV Blau-Weiß Wermsdorf – Radefelder SV 1:3 (1:0) Statistik … Galerie

Über 200 Zuschauer waren gekommen, um die Blau-Weißen beim nächsten Highlight-Spiel des Jahres zu unterstützen. Bei feinstem Wetter lud die Sachsendorfer Straße zur zweiten Runde des Sachsenpokals, zu Gast Landesklasse Vertreter Radefelder SV.

Die Randleipziger alte Bekannte aus der Nordsachsenliga, mittlerweile aber eine Klasse höher in den oberen Tabellenregionen angesiedelt und mit großen Ambitionen. So wehte am Fuße der Hubertusburg internationales Flair, da in Davidson Cabral und Tidjane Silla gleich zwei begabte Portugiesen die Startelf der Gäste bereichern. Nichts desto trotz die Kupferlinge ohne Druck und frei von der Seele weg, teuer verkaufen und sehen wo man steht das Motto im goldenen September. Damit hinein in die Partie und dort erstmal zur Verwunderung aller nur die Platzbesitzer am Drücker.

Keine drei Zeigerumdrehungen sind durch, da bedient Pascal Weidner genial Stürmer Robby Staude, dem sich die frühe Topchance bietet. Die Nummer 25 geht entschlossen in den Abschluss, scheitert aber am gut reagierenden Florian Groß, der unter Beweis stellt warum er vor einigen Jahren bei RB Leipzig zwischen den Pfosten stand. Die schnelle Überraschung zwar nicht geglückt, aber Wermsdorf umgehend mit dem Fingerzeig aufs eigene Selbstvertrauen und neue Selbstverständnis in Blau-Weiß. Radefeld von den beherzt ackernden und geschlossen auftretenden Mannen um Kapitän Benjamin Schönitz sichtlich beeindruckt, zunächst ohne Idee wie den Hubertusburgern beizukommen ist. So spielt sich das Geschehen vornehmlich zwischen den Boxen am, wobei der Gast zwar viel mit Ball agiert, die Gastgeber aber in jeder Situation griffiger wirken. Dafür Bände spricht die gefühlte Foulstatistik der Anfangsphase, in welcher tatsächlich ein so nicht stereotyper Eindruck von Stadt und Dorfniveau entsteht. Allen voran Sebastian Körner auf der FSV Sechs im Schlüsselduell mit SV Stürmer Silla in der ersten halben Stunde mit einer beeindruckenden Vorstellung, bietet dem im Vorfeld von allen Seiten Hochgelobten grandios Paroli und führt so den Defensivverbund seiner Farben an. Das gibt den Vorderleuten die Möglichkeit höher anzulaufen und Tempogegenstöße zu generieren.

Nach 34 Spielminuten kann Florian Böttger nach einem eben solchen Angriff gut 20 Meter vorm Groß Tor nur per Foulspiel gestoppt werden. Libero Denny Beckedahl nimmt sich selbstredend der Sache an, scheitert zwar am SV Schlussmann, doch das Spielgerät rebounded zu Flügelspieler Dominic Arendt, der entschlossen per Direktname abzieht und den Ball im Eck einschlagen lässt. Die Hubertusburger belohnen sich damit für den Aufwand, verteidigen in der Folge souverän und setzen weitere Akzente nach vorne. Einige Abschlüsse auf beiden Seiten finden bis zum Pausentee nicht ins Eckige und so geht es mit der Führung für den Underdog in die Kabinen. Moral halten und gegen die müder werdenden Beine ankämpfen die Marschroute für den blau-weißen zweiten Durchgang. In den startet der Landesklassist wie zu erwarten mit wütenden Angriffen und dem Versuch das Spiel an sich zu ziehen. Die FSV’ler können das Tempo zu Beginn der zweiten Hälfte noch mitgehen, bleiben konzentriert und sattelfest. Ein Zerreißprobe kündigt sich an, der Abnutzungskampf fordert die Hubertusburger und es wird eine Frage der Kraft. Radefeld kommt mit zunehmender Spieldauer zu den ersten vielversprechenden Möglichkeiten.

Die Platzbesitzer verpassen es bis zur Stundenmarke für Entlastung zu sorgen, Stürmer Florian Böttger macht vorderster Linie die sprichwörtliche Drecksarbeit und ist sich für keinen Weg zu Schade. So bringen die Collmkicker ihre DNA auf den Platz, halten das Ergebnis und die Uhr tickt. Ein Radefeld Kopfball streicht um wenige Zentimeter am Tor vorbei, ein scharf getretener Freistoß segelt am Kreuzeck vorbei. 72 Zeigerumdrehungen sind durch, dem Außenseiter fliegt ein Standard um die Ohren. Der eingewechselte Paul Albert wird nach einer Ecke sträflich allein gelassen und bedankt sich mit dem 1:1. Es ist die Wermsdorfer Achillesferse die sich leider abermals von ihrer hässlichsten Seite zeigt. Aufopferungsvoller Einsatz und dann ist es ein ruhender Ball der die Wende einleitet. Die Kupferlinge versuchen die Ruhe zu halten und lauern auf ihre Chance, schieben wieder etwas höher, doch können die Linien nicht mehr mit letzter Konsequenz staffeln.

Radefeld lässt jetzt die Muskeln spielen, nutz den Fitnessvorteil und zieht sein Spiel auf. Doch es Bedarf wieder einem Standard, um das Wermsdorfer Bollwerk zu knacken. Blau-Weiß bekommt den Ball aus einem Freistoßgetümmel nicht entscheidend geklärt, das Kunstleder fällt wieder Albrecht vor die Füße, der aus halblinker Position zum späten Führungswechsel abschließt. Während sich der Favorit nun in der dritten Runde sieht, wollen die Hubertusburger noch nichts vom Aus wissen und haben nun endgültig nichts mehr zu verlieren. Beckedahl mit in die Offensivreihe und reißt umgehend die Lücke für Rechtsaußen Pascal Weidner, der direkte Antwort auf dem Fuß hat. Die Nummer 9 zieht wuchtig ab, doch Groß schraubt sich nach oben und vereitelt die blau-weiße Moralkeule.

Die Uhr läuft nun gegen den FSV und aller letzter Wille wird schließlich in bitterer Manier gebrochen. Meik Eckert muss an Radefelds Strafraumkante den Kopf einziehen um dem Stollenschmuck im Gesicht auszuweichen, doch anstatt der folgerichtigen atemstockenden 16-Meter-Beckedahl-Freistoßgelegenheit rollt der Gästekonter im Eins-gegen-Einsduell. Silla, eben noch als Kung-Fu Figther unterwegs, beendet alle Wermsdorfer Hoffnung und schiebt zum 1:3 ein.

So endet ein lange vielversprechendes Spiel für die Hubertusburger mit einer verdienten, in der Entstehung aber durchaus bitteren Niederlage. Die Kupfer-Schützlinge haben im ersten Durchgang deutlich gemacht, was zu leisten dieses Team im Stande ist und präsentierten sich mit dem großen Favoriten auf Augenhöhe. Durchgang zwei dann gekennzeichnet von zunehmend ausgelaugten Blau-Weißen und einem dann in den entscheidenden Duellen sichtbaren Klassenunterschied. Damit endet die blau-weiße Sachsenpokalreise im zweiten Spiel, liefert den Hubertusburgen aber einprägsame Erinnerungen, schöne und ernüchternde Momente und einige Erkenntnisse auf denen sich aufbauen lässt. Nun gilt der Fokus den Kreiswettbewerben und der Rückkehr in die Erfolgsspur.

Zuschauer: 217

Schiedsrichter: Ferdinand Meyer

 
Aufstellung: Schönitz, D. Weidner, Beckedahl, Siebert, Körner, Eckert, Arendt, Keller, P. Weidner, Böttger, Staude (Jülich)

JK/Bilder René Wegner und André Kamm