Mit fünf Toren vor 270 Zuschauern den Weg ins Pokalfinale freigeschossen – Klasse Männer! Danke an alle Helfer!

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SV Zwochau 5:2 (2:1) Spielstatistik

SpielbilderAbpfiff und Party

Nach Wochen des Wartens, der Vorfreude und Anspannung war es am vergangenen Samstag endlich soweit – die Hubertusburger empfingen an der heimischen Sachsendorfer Straße den SV Zwochau zum Halbfinale im TZ-Bärenpokal. Akribisch hatten viele blau-weiße Helfer im Vorfeld vollen Einsatz gezeigt, Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt, um unter den vom Corona-Virus bedingten Umständen das größte Spiel in der Wermsdorfer Vereinsgeschichte stattfinden lassen zu können. Ein großes Dankeschön an alle fleißigen Frauen und Männer, die vor, während und nach dem Spiel im Einsatz für ihren Verein waren!

Dankbarkeit, die die Schützlinge von Trainer Dierk Kupfer auf dem Platz zurückgeben wollten. Der FSV im Duell mit dem Kreisoberligakonkurrenten dabei durchaus in der in Wermsdorf eigentlich eher unbeliebteren Favoritenrolle. Die Gastgeber in der Liga in den zurückliegenden Spielzeiten tabellarisch stets vor Zwochau eingetrudelt und in den direkten Duellen zuletzt mit positiver Bilanz. Die Aufgabe dennoch keinesfalls zu unterschätzen, die Gäste eine physisch starke und erfahrene Truppe, die in Kapitän und Stürmer Paul Hecht einen brandgefährlichen Mann in den eigenen Reihen haben und vor zwei Jahren schon einmal den Durchmarsch ins Finale (2:3 Niederlage gegen Doberschütz) schaffen konnten. Die Hubertusburger also vorgewarnt, mit den eigenen Fans im Rücken und dem Traum vom Flutlichtspiel vor Augen aber mit breiter Brust und bis in den letzten Winkel des Fußballschuhs motiviert. 270 Zuschauer waren zum Daumendrücken gekommen, freuten sich ihrerseits wohl sicher auch, dass der Ball in der Region endlich wieder unter Wettkampfbedingungen und Bewirtung rollt.

Das Wetter prächtig warm, nicht zu heiß aber durchaus drückend und so war die Kulisse bereitet für einen großen Tag. Angereist als Unterstützer neben den Wermsdorfer Sportfreunden aus Beilrode auch eine Delegation aus Jesewitz, wo die Blau-Weißen Ende Juni zum Testspiel antraten und sich seither eine echte Fanfreundschaft etablierte.

Die Jungs, die als Kreisligaaufsteiger in der anstehenden Saison noch selbst auf dem Mannschek-Grün vorstellig werden, nicht gekommen um stillen Beistand zu leisten, feuerten die Platzbesitzer von Sekunde eins an lautstark an, heizten den Gästen ordentlich ein und verschönerten die Sachsendorfer Straße mit einigen Spruchbändern, die die Verbundenheit der Vereine festhielten. Auch die mitgereisten Zwochauer hatten sich etwas einfallen lassen, ließen ihre Farben mit einem Fahnenmeer hochleben.

Es war also angerichtet. Dierk Kupfer musste zwar auf einige Langzeitverletzte verzichten, konnte ansonsten aber personell aus den Vollen schöpfen. Um im Aufbau- und Angriffsspiel gegen Konter abgesichert zu sein, wurde mit Tom Köppe auf der Sechserposition die wohl defensivste Variante gewählt, was gleichwohl Nebenmann Patrick Kupfer, hinter dessen Einsatz aufgrund einer anhaltenden Knöchelverletzung lange ein Fragezeichen gestanden hatte, zu entlasten.

Leichte Unsicherheiten standen im Vorfeld auch hinter einem Einsatz von Pascal Weidner, dessen Fersensprung die Nummer neun aber nicht daran hindern sollte zusammen mit Bruder und Verteidiger Dominik den rechten blau-weißen Flügel zu beackern.

Somit Wermsdorfs Urgestein Robby Staude im Sturmzentrum neben Florian Böttger aufgeboten und dahinter bis zu Torwart und Kapitän Benjamin Schönitz die eingespielte Formation komplementiert von Zehner Justus Keller, Linksaußen Sebastian Körner vor Außenverteidiger Holger Siebert und selbstverständlich in hinterster Linie Libero Denny Beckedahl gesetzt. Ein letzter flammender Apell vom Trainer, kurzes Anschwitzen, Atmosphäre aufsaugen und endgültig verstehen, um was es heute für den Verein geht und dann war der Moment da.

Alle Vorbereitung, die harte Trainingsarbeit, unzählige Gespräche über das Kommende, ständig um dieses Spiel kreisende Gedanken waren Geschichte – die Wahrheit sollte auf dem Platz liegen. Der FSV vom Anpfiff durch Schiedsrichter Patrick Schalkowski weg griffig und drin im Geschehen. Während die Gäste noch nach der Ordnung suchen, legen die Kupferlinge schnell die Nervosität ab und ziehen ihr eigenes Spiel auf.

Erste Angriffsbemühungen kommen zwar noch nicht zu ernsthaften Abschlüssen, doch die Marschroute ist gesetzt. Das frühe Pressing hinterlässt Eindruck, doch auch der SV findet nach einigen Zeigerumdrehungen besser rein. So hält Wermsdorf den Ball in den eigenen Reihen und macht das Spiel, kommt aber noch nicht entscheidend auf. Ein erster Abschluss von Pascal Weidner vom rechten Strafraumeck segelt übers Kreuzeck. Auch ein Keller Versuch mit links sowie ein 22 Meter Beckedahl-Freistoß verfehlen ihr Ziel deutlich. Die Anfangsviertelstunde somit durch und man bekommt gerade das Gefühl, dass der FSV nun zwingender wird, als Sascha Jericke der kollektiven blau-weißen Festtagslaune erstmal einen herben Dämpfer erteilt. Nach 19 gespielten Minuten misslingt auf der rechten Außenbahn der Zugriff, die Flanke segelt in den Strafraum, wo Schönitz im Wermsdorfer Tor nur unzureichend klären kann und SV Stürmer Jericke das Spielgerät über die Linie drückt.

Die Gäste im Hochzustand, die Heimelf muss kurz mächtig Schlucken. Der Gegentreffer mit der ersten ernstzunehmenden Chance mehr oder weniger aus dem Nichts, wird zur ersten Moralprobe der Begegnung – und Blau-Weiß besteht diese frühe Zerreißprobe, verliert keinesfalls den Faden und hält die Spannung direkt weiter hoch. Sebastian „Haupe“ Körner hat nur drei Zeigerumdrehungen später die umgehende Antwort parat. Die Nummer 22 dreht auf Höhe der Mittellinie auf, entledigt sich seiner Bewacher und passt auf den entgegenkommenden Keller, der wiederrum direkt in die Spitze klatschen lässt wohin Körner mit aller Entschlossenheit schon längst unterwegs ist, sich gegen drei Verteidiger durchtankt und auch vorm herauseilenden Schlussmann Patrick Eichhof stabil bleibt, die Uhren unter tosendem Wermsdorfer Beifall auf Anfang stellt.

Die Hubertusburger also umgehend wieder da, der schnelle Ausgleich unfassbar wichtig für das eigene Selbstverständnis und weiteren Spielverlauf. Beinahe wäre Körners Energieleistung aber nur wenig wert gewesen, da nun auch Zwochau quasi mit dem direkten Gegenzug gefährlich wird. Vier blau-weiße Verteidiger nur als Statisten, schaffen es trotz mehrmaliger Gelegenheit nicht das Streitobjekt aus der gefährlichen Zone zu befördern und so heißt es nach 25. Minuten kurz Luft anhalten – Marco Schädlich kann sein Glück kaum fassen, war eigentlich schon raus aus der Aktion und hat nun doch den Ball an der Grundlinie am Fuß und legt quer zu Mitspieler Sven Kummer, der eigentlich nur noch einschieben muss, doch die Nerven nicht zusammenhalten kann und freistehend und unbedrängt über den Querbalken schießt.

Das Adrenalin in den Hubertusburger Venen für den Bruchteil einer Sekunde also kurz mal gefroren. Nun gilt es den Fokus wieder zu finden, die Konzentration zu schärfen und die eigenen Ambitionen nachhaltig deutlich zu machen. Die Weidner Zwillinge machen über ihre rechte Bahn zunehmend mehr Druck und koproduzieren die große Möglichkeit zum zweiten Treffer.

Dominik ist nach 31. Minuten durchgebrochen und bedient Flori Böttger, der sich bis dato in der Offensive unermüdlich in jeden Zweikampf wirft und sich belohnen kann, doch an dem Eck des Fünfmeterraums gehen der Nummer 10 im denkbar ungünstigsten Moment die Kräfte aus, er schlägt die Mutter aller Luftlöcher und dahin ist die Chance. Nichts desto trotz geht es in Blau-Weiß nun unermüdlich weiter Richtung Zwochau Tor. Der Druck auf Eichhof wächst, doch noch vergeben die Gastgeber ihre Möglichkeiten zu fahrlässig. Beckedahl setzt einen Freistoß wenige Zentimeter am Dreiangel vorbei, Pascal Weidner schiebt nach Kupfer Vorarbeit um kurzen Pfosten vorbei und Keller fehlt der berühmte Zentimeter bei einer Körner Flanke. Die Gäste versuchen ihrerseits von der hochstehenden ersten blau-weißen Verteidigungsreihe zu profitieren, überbrücken das Mittelfeld mit hohen Bällen um in den Raum zwischen den Ketten zu kommen und rotieren dort munter durch, sodass die FSV Sechser Kupfer und Köppe allerhand zu tun haben, die Übersicht zu behalten und Ordnung zu schaffen.

Im Verbund mit den einschiebenden Außen gelingt es aber effektiv, die Zwochauer Angriffsrochade unter Kontrolle zu behalten und auch die Sturmspitzen Böttger und Staude sind sich nicht zu schade für wichtige Verteidigungsmeter. So bekommen die Schützlinge von Trainer Dierk Kupfer die eigene DNA immer überzeugender auf die Wiese und produzieren schließlich den Prototyp des eigenen Spiels. Nach 37 Minuten klärt Tom Köppe einen Eckstoß auf den Kopf Vordermann Justus Keller, der wiederrum nach Außen ablegen will. Dort droht der Ball verloren zu gehen, doch Pascal Weidner schaltet um schnellsten und entschlossensten, spritz einige Meter hinter der Mittellinie entschlossen Richtung Kunstleder und dann heißt es nur noch: Ab dafür.

Die Siebenmeilenstiefel an, über den Schmerz der stechenden Ferse hinausgegangen büffelt der Flügelspieler durch des Gegners Hälfte, behält den Überblick fürs Spielgeschehen und sieht den mitgeeilten FB10. Noch genau rechtzeitig erreicht die Hereingabe Böttger, der cool bleibt und Eichhof vergeblich zum Spagat ansetzen lässt – der Rest sind schier grenzenlose Emotionen und pure blau-weiße Freude.

Flori Böttger findet für seine Farben die Belohnung, der FSV hat die Partie gedreht und gefühlt schon das erste Flutlicht im Hafenstadion angeknipst.

Bis zur Pause passiert nicht mehr allzu viel, weil Wermsdorf erstmal die Gefühle sammeln will und nicht unnötig ins Risiko geht und Zwochau mittlerweile durchaus überrumpelt wirkt. Die Halbzeit hilft, um runterzukommen, nochmals einige Stellschrauben zu drehen und schließlich ein letztes Mal einschwören auf die letzten 45 Minuten vor Torgau. Schalkowski eröffnet die Partie neu und Blau-Weiß initiiert die Machtdemonstration. Der zweite Spielabschnitt ist wenige Augenblicke alt, da findet ein Keller Pass den perfekt kreuzenden Robby Staude, der frei durch ist und dessen Abschluss Eichoff nur noch verhindern kann, indem er den Stürmer regelwidrig von den Socken holt. Keine Zweifel an der Eindeutigkeit der Szene, der frühe Strafstoß ruft Denny Beckedahl auf den Plan. Mit Überzeugung und abgeklärt verwandelt Wermsdorfs Libero aus elf Metern und darf bald darauf weiter jubeln. In der 57. Minute schickt Beckedahl aus seiner tiefen Abwehrposition heraus Pascal Weidner auf die Reise, der zum wiederholten Mal die Dampflok anschmeißt und nun auch noch zum Edeltechniker wird, sieht das Eichof auf Irrwegen unterwegs ist und den Ball malerisch schön über den Innenpfosten am langen Eck zwischen die Querstangen hebt.

So etwas wie die Vorentscheidung nach nicht mal einer Stunde? Davon will Marco schädlich jedenfalls noch nichts wissen, nutzt eine Slapstickeinlage in der blau-weißen Hintermannschaft wiederrum nur wenige Augenblicke nach dem 4:1 dazu, um aus der Nahdistanz zurück auf eine Wermsdorfer Zwei Tore Führung zu stellen. Der FSV darf also umgehend realisieren, dass hier wie immer erst Schluss ist, wenn die Schalkowski Pfeife zum Abpfiff trillert. Am Einzug ins Finale lassen die Kupferlinge aber keine Zweifel mehr. Die Gastgeber kontrollieren das Geschehen und wollen nachlegen. Ein Keller-Schuss streift knapp am Pfosten vorbei und Pascal Weidner will seinen ersten Treffer kopieren, setzt das Kunstleder diesmal aber etwas zu genau an. So muss einer der allseits bekannten Haupe Körner Einwürfe her, um den Sack zu zumachen.

Die Nummer 22 schleudert das Spielgerät nach 65 Zeigerumdrehungen in unnachahmlicher über das halbe Spielfeld, punktgenau auf den Kopf des eingelaufenen Robby Staude, der souverän einnickt und zum Jubel der Erleichterung abdreht.

Die Gäste sind mit diesem Gegentreffer gebrochen, glauben selbst nicht mehr an einen Erfolg und agieren zunehmend halbherzig. Bemerkenswert an dieser Stelle, insbesondere aufgrund nicht zu vernachlässigender früherer Aufeinandertreffen in denen es das ein oder andere Mal doch ordentlich krachte, dass der SV über die volle weitere Spieldauer fair bleibt und den Frust nicht in Form von Unsportlichkeiten oder derart entlädt.

Die Hubertusburger zwar noch mit einer Handvoll besserer Gelegenheiten, unter anderem durch den eingewechselten Außenbahnspieler Felix Palkinger oder ebenfalls frisch gebrachten Domenic Arendt, doch ein weiterer Treffer sollte nicht mehr fallen.

So werden die letzten Minuten mehr oder weniger zum Schaulaufen und noch in der Aktion ansetzender Party. Die Stimmung ist gelöst und der letzte Pfiff des Tages geht im Wermsdorfer Jubel unter. Eine überzeugende Mannschaftsleistung lässt die Blau-Weißen gegen ein gut eingestelltes Zwochau verdient ins Endspiel um den TZ-Bärenpokal einziehen und damit gleichwohl die erstmalige Qualifikation für den Sachsenpokal eintüten.

Viel Geschichte die an diesem Tag an der Sachsendorfer Straße geschrieben wurde. Es ist ein Tag, der im Hubertusburger Gedächtnis seinen Platz finden wird, wozu sicherlich auch die filmische Aufarbeitung ihren Teil beitragen wird. Das Spiel wurde von der Filmcrew „Team Rabenfront“ mit mehreren Kameras aufgezeichnet, der fertige Spielbericht wird in den kommenden Tagen auf allen blau-weißen Kanälen zu sehen sein.

Doch bei aller Freude heißt es für den FSV festzuhalten, dass der Weg noch nicht voll gegangen ist und es gilt den letzten und entscheidenden Schritt zu gehen. Dafür heißt es nun nochmal zwei Wochen konzentriert arbeiten, Nebensächlichkeiten unterordnen und als Team zusammenzustehen. Im Finale wartet mit dem SC Hartenfels Torgau kein geringerer als der große Titelfavorit, Landesklasseaufsteiger und zudem noch Gastgeber des Endspiels. Doch auch an der Elbe weiß man, die Hubertusburger können Sensation…

JK