Hubertusburger im Halbfinale – fast 300 Zuschauer sind dabei – Ben trifft dreifach in einem ansehenswerten Spiel

Nordsachsenpokal: FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SV FA Doberschütz/Mockrehna 3:2 (2:1) Statistik

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Am Sonntag durften die Hubertusburger zum ersten Mal seit Oktober 2020 wieder die Pforten an der Sachsendorfer Straße öffnen. Fleißig und akribisch hatten die Organisatoren im Vorfeld ein Hygienekonzept für knapp 300 Zuschauer ausgearbeitet, viele freiwillige Helfende sorgten für eine wunderbare Umsetzung am Spieltag und bereiteten so einen elektrisierenden Rahmen. Die Kulisse für das Viertelfinale im TZ-Bärenpokal zwischen Blau-Weiß Wermsdorf und FA-Doberschütz-Mockrehna also äußerst prächtig und verheißungsvoll, wenngleich das Wetter nicht so ganz schritthalten wollte. Die Gastgeber im Kräftemessen der Kreisoberligisten durchaus in der Rolle das Favoriten, aber im steten Wissen um die Brisanz und Überraschungsmomente dieser Alles-oder-Nichts Spiele unter dem Hintergrund der noch immer fehlenden endgültigen Spielpraxis.

Patrick (rechts) beim Eckball – vorn Robby (25)

Dementsprechend vertrauten Trainer Dierk Kupfer und Co Mike Rische auf die Startelf des Achtelfinalsiegs der Vorwoche in Naundorf. Einzige Ausnahme die Position zwischen den Pfosten, wo Robyn Staude Benjamin Schönitz ersetzte. Wermsdorf etatmäßige Nummer Eins und Kapitän verletzte sich unter der Woche im Training unglücklich an der Schulter und wird auf unbestimmte Zeit fehlen. Ein bitterer Schlag für den FSV – Gute Besserung. Das Vertrauen in den Ersatzmann aber hoch, keine blau-weißen Zweifel daran, dass auch Staude die Rolle des Rückhalts übernehmen kann.

Torhüter Robyn Staude in Aktion

Die Kapitänsbinde übernimmt Florian Böttger, der seine Mannen auch im Zeichen von Schönitz einschwört und zum vollen Einsatz für den verletzten Teamkollegen pusht. Von Anpfiff weg werden die Kräfteverhältnisse dieses Tages deutlich. Während die Gäste damit beschäftigt sind, auf dem saftigen Grün der Sachsendorfer Straße anzukommen, drücken die Platzbesitzer von Minute eins an aufs Gas.

Justus, Dominik (4) und Pascal

Doberschütz versucht den Rhythmus zu brechen, verzeichnet in den ersten Abschnitten der Partie pro Spieler mehr „Verletzungsunterbrechungen“ als Ballkontakte.

Kampf um jeden Ball – Justus trotz Gewichtsnachteilen mit Körpereinsatz – Ben beobachtet die Szene

Die Hubertusburger davon aber unbeeindruckt, halten den Druck hoch und erspielen sich erste Abschlussmöglichkeiten. Eine knappe Viertelstunde ist verstrichen, da rollt der Angriff über die rechte Weidner-Außen. Dominik kombiniert sich mit Zwilling Pascal nach vorn, wo Justus Keller diagonal durchläuft, und schön in Szene gesetzt wird. Seine scharfe Hereingabe von der Grundlinie landet beim in die Box gestarteten Ben Dechert, der entschlossen durchbricht und zielsicher abschließt. DB8 damit beim Heimdebüt direkt mit seinem Premierentreffer und der wichtigen Führung für seine Farben.

Ben jubelt – Dodo (7) reckt die Faust

Wermsdorf beflügelt, weiter spielbestimmend und mit den Möglichkeiten zum umgehenden Nachlegen. Doch in der Folge beginnt, was sie an der Sachsendorfer Straße nur allzu oft bedauerlicherweise praktizieren – das Berühmtschießen des gegnerischen Torwarts. So scheitert nun zunächst Dechert nach 18 Minuten im Eins-gegen-Eins grandios an FA-Schlussmann Willi Krüger, der sich als einziger in grün auf der Höhe des Geschehens präsentiert. Auch Dominic Arendt, Pascal Weidner oder Florian Böttger erzielen bei ihren Abschlüssen nicht den gewünschten Ertrag, in blau-weiß schleicht sich ein wenig die Leichtfertigkeit ein. Chancen verpuffen durch die Ambivalenz von verschlepptem Tempo oder übereiligen Fehlentscheidungen und so muss das Glück des Tüchtigen etwas nachhelfen. Nach 28 Zeigerumdrehungen gerät eine Kopfballabwehr aus der Doberschützer Hintermannschaft zu kurz und setzt knapp hinter der Strafraumgrenze vor Keller auf. Der versucht im Zeitlupentempo Körperbewegung und Spielgerätflug in Einklang zu bringen, fabriziert schließlich aber statt einem Torschuss irgendetwas zwischen Querschläger und Rückpass. Eigentlich kullert das Kunstleder kläglich ins Aus, doch Ben Dechert steht goldrichtig und so landet der Ball am Fuß der Nummer 8, die in zentraler Position ohne Bewacher noch ein paar Schritte machen kann und links unten einnetzt.

Ben mit dem zweiten Treffer – Pascal, Florian, Ben, Patrick, Justus (15)

Das hochverdiente, wenngleich im Zustandekommen schmeichelhafte 2:0 für die Hubertusburger gleichwohl ein deutlicher Fingerzeig, in welche Richtung es hier und heute gehen soll. Die Kupferlinge basteln kräftig am Halbfinaleinzug, verpassen aber auch nach diesem zweiten Treffer die Gelegenheiten auf größeren Ertrag. So verzieht Böttger nach einer Arendt Ecke am langen Pfosten (33.), während Pascal Weidner in Robben Manier von rechts mit links über den Querbalken schießt (34.) und auch Denny Beckedahl mit einigen vielversprechenden Freistoßversuchen an Krüger zwischen den Torstanden scheitert.

Becke (37) nimmt Maß

Auf der anderen Seite FSV-Keeper Staude weitestgehend beschäftigungslos, bei den wenigen Doberschützer Durchbrüchen mit hohen Bällen stets aufmerksam und zur Stelle. Mit den letzten Zügen des ersten Durchgangs verlieren die Blau-Weißen allerdings etwas die Spannung und prompt ist er da, dieser Moment von Knock-Out Spielen, der Alles verändern könnte. Leichtfertiger Ballverlust im Mittelfeld, weiter Schlag in den Strafraum, wo nach Abstimmungsproblemen und einer Slapstick-Einlage Florian Walther nur noch einzuschieben braucht. 2:1, Halbzeit und fragende Gesichter, wie es hier jetzt zu einer spannenden Ausgangslage für Durchgang zwei kommen konnte. Entsprechend appelliert Trainer Dierk Kupfer in der Kabine an seine Schützlinge: die Konzentration kollektiv aufrecht zu halten, Druck und Spannung über die volle Distanz zu forcieren und die Chancen konsequenter zu nutzen. Zwei von drei Punkten setzen die Platzbesitzer nach einem kurzen, etwas schleppenden Wiederbeginn überzeugend um – vorm gegnerischen Tor agiert der FSV weiter verschwenderisch.

Mücke energisch im Zweikampf

Mit der Stundenmarke hat nahezu jeder Protagonist im blau-weißen Gewand einmal am Kasten vorbeigeschossen oder in Krüger seinen Meister gefunden. So braucht es erst die Revanche der Gastfreundlichkeit, um den alten Abstand wieder herzustellen. In der 61. Minute stellt Florian Walther die Gegenleistung für seinen Anschlusstreffer, passt in der Bedrängnis vom hohen Wermsdorfer Pressing auf seinen Schlussmann Krüger zurück, der Keller schon heranrauschen sieht. Die Klärungsaktion der Doberschützer Nummer eins wird von der blau-weißen 15 abgeblockt und landet von dort abermals an den buntgefärbten Fußballschuhen von Ben Dechert, der wiederrum die Nerven behält und für die Hubertusburger das Ticket Richtung Runde der letzten Vier zieht. Die Möglichkeit einer Aufholjagd der Gäste mit dem dritten Dechert-Treffer endgültig beseitigt, dafür der blau-weiße Auftritt auch in der Folge zu dominant, die Gegenwehr von Frisch-Auf gerade im Mittelfeld schlichtweg zu gering. So können die Zuschauer sich noch einiger gelungener FSV Kombination und Angriffe erfreuen und den Kopf über den Abschluss dieser schütteln.

Dominik Weidner versus Kapitän Florian Walther – Schiedsrichter Florian Krost beobachtet die Szene

Nach 67 Spielminuten schafft es Keller freistehend aus fünf Metern bis zur Hubertusburg zu schießen und Dechert klärt wenige Augenblicke später für Doberschütz auf der Linie per Kopf. Der eingewechselte Sebastian Körner dribbelt sich nach 75 Zeigerumdrehungen einmal quer durch den gegnerischen Strafraum, um dann einen Rückpass in Krügers Arme zu spielen, der sich wiederrum in den folgenden Aktionen einem Privatduell mit Pascal Weidner ausgesetzt sieht. Die Quote für den Doberschützer Man-of-the-Match bleibt dabei zumindest in dieser Wertung einwandfrei und bei gefühlten 10 zu 0. Ob der mangelnden Treffsicherheit ihrer Vorderleute entnervt, stürmen in der Nachspielzeit mit Libero Beckedahl und dem ebenfalls eingewechselten Außenverteidiger Robby Staude nochmal zwei weitere blau-weiß Akteure Richtung Krüger-Gehäuse. Staude bricht über die linke Außen durch, doch seine Hereingabe wird geblockt und nun rollt der Konter der Gäste, für den es kaum mehr Absicherung gibt. Mario Flögel vollendet das Überzahlspiel, bringt sich noch auf die Anzeigetafel und besorgt den 3:2 Entstand.

Becke, Florian (10), Pascal (9) und Tom

Blau-Weiß zieht auf dem Papier also denkbar knapp ins Halbfinale ein, wenngleich das Spielgeschehen eine andere Sprache gesprochen hat. Im Kombinationsspiel zeigten sich die FSV‘ler, auch aufgrund fehlenden Gegendrucks, über weite Phasen der Partie durchaus gefällig. Nachholbedarf liegt aber vor allem im letzten Spieldrittel noch vor den Kupferlingen, soll es mit der Mission Titelverteidigung in Oschatz erfolgreich weitergehen. Dort wird am kommenden Samstag im langersehnten Kräftemessen und Spannung verheißenden Derby der Finalteilnehmer ermittelt. Es gilt die Entscheidungsfindung in allen Mannschaftsteilen zu optimieren und die Chancen konsequenter zu gestalten. Das kollektive Fitnesslevel ist dabei im Vergleich zur Vorwoche bereits angestiegen, der Teamgeist ungebrochen wunderbar und auch personell können die Trainer aus den Vollen schöpfen. Wermsdorfs Kader mit weit mehr als 11-potenziellen Startern derzeit äußerst rosig aufgestellt, die frischen Impulse von der Bank gerade in diesen Zeit unheimlich wichtig und als großes Plus im blau-weißen Mannschaftsgefüge. Die letzte Hürde vor einem abermaligen Dorfrendezvous unter Flutlicht steht an der St. Aegidien Kirche bereit, das nächste Kapitel der blau-weißen Geschichte wird in beim Nachbarn mit dem großen Namen geschrieben.

Zuschauer: 295

Schiedsrichter: Florian Krost

Aufstellung Blau-Weiß: Robyn Staude, D. Weidner, Beckedahl, Siebert (Robby Staude), Kupfer, Münch, P. Weidner, Keller (Köppe), Arendt (Körner), Dechert, Böttger

JK/Bilder Ines Kamm und René Wegner