Baumi im Interview

Es ist Freitag Abend – in Sicht- und Hörweite des gerade stattfindenden Oldieklassikers Wermsdorf – Luppa sitzt Dominic Baumann auf der häuslichen Terrasse. Bei einem Bier plauderte Sportkamerad Kamm mit Dominic. Hier das Interview:

Glückwunsch zum Aufstieg mit den Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga, Dominic!

Dominic: Herzlichen Dank.

Dramatik pur am letzten Spieltag in der 3. Liga – der Hallesche FC führt in Würzburg mit 2:1. Die reguläre Spielzeit ist abgelaufen – damit ist der direkte Aufstieg futsch. Wird man da langsam nervös?

Was heißt nervös – wir haben an uns geglaubt. Nach dem Strafstoßtor unseres Spielführers Sebastian Schuppan in der 93. Minute zum 2:2 war der Jubel natürlich riesig.

Dieses Ergebnis bedeutete den direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Danach war noch nicht Schluss. Das Spiel lief noch einige Minuten.

(Schmunzelt) Vor dem Ausgleich wollten wir, dass die Nachspielzeit nie endet. Danach sollte sie so schnell wie möglich zu Ende gehen. Nach dem Abpfiff in der 97. Minute waren wir überglücklich.

Am 17. Spieltag standen die Rothosen auf Tabellenplatz 16. Denkt man da über einen Aufstieg nach?

Nicht unbedingt. Wir wussten, dass wir das Potenzial haben und wollten oben ranschnuppern. Damit haben wir allerdings nicht gerechnet, dass es so ausgeht.

Die coronabedingte Zwangspause und das straffe Restprogramm bis zum Saisonfinale habt ihr mit 23 Punkten in 11 Spielen gut gemeistert.

Wir haben in dieser Zeit extrem viel gearbeitet und hatten dann mit den Erfolgen auch den gewissen Flow, der uns in die 2. Liga getragen hat.

Dich hat es in der Hinrunde arg getroffen. 6. Spieltag – beim Spiel in Braunschweig: Diagnose Knöchelbruch und lange Zwangspause. Wie verarbeitet man das mental?

Natürlich ist man erst einmal geschockt. Mein Ziel war, so schnell wie möglich wieder auf dem Platz zu stehen und der Mannschaft helfen zu können. Dem habe ich alles untergeordnet.

Nach der Winterpause warst du wieder fit und hast die erfolgreiche Rückrunde mitgespielt. Du spielst als Stürmer – die werden oft an ihren Toren gemessen. Wie würdest du deine Rolle auf dieser Position beschreiben.

Natürlich versuche ich selbst einzunetzen. Gleichzeitig erledige ich die „Drecksarbeit“ und schaffe so die Räume für meine Mitspieler. Du musst ein Teamplayer sein, der dem Erfolg der Mannschaft alles unterordnet.

Du bist in Wermsdorf geboren und hast bis zu den E-Junioren beim FSV Blau-Weiß Wermsdorf am Fuße der Hubertusburg gekickt, bist dann in die Fußballwelt hinausgezogen. Hat sich dein Blick auf die Heimat verändert?

Ich blicke mit Dankbarkeit zurück und würde mich als sehr heimatverbunden bezeichnen. Hier leben meine Familie und meine alten Freunde. Vom Wohnhaus meiner Eltern sind es nur wenige Schritte bis zum Sportplatz der Hubertusburger an der Sachsendorfer Straße.

Wer waren deine Wermsdorfer Trainer?

Hartmut Bruder, Gerd Roßberg, Matthias Winkler und Roland Büchner haben mich bis zu den E-Junioren in Wermsdorf trainiert.

Du kommst aus einer sportbegeisterten Familie. Dein Bruder Jeremias und deine Schwester Helene spielen bei den Hubertusburgern.

Ich informiere mich natürlich über das Spielgeschehen und die Ergebnisse der Wermsdorfer Mannschaften. Auf der blau-weißen Vereinshomepage gibt es immer die aktuellen Nachrichten. Ein kleiner aber feiner Verein, der eine tolle Arbeit leistet. Wenn ich in der Heimat bin, schaue ich mir die Spiele meiner Geschwister und der Männer an. Die Männer haben in den letzten Jahren im Amateurbereich einen Leistungssprung gemacht und spielen nun oben in der Nordsachsenliga mit – Kompliment an die Mannschaft.

Wie wichtig waren deine Eltern für deine sportliche Entwicklung?

Meine Eltern haben mich all die Jahre unterstützt. So wurde ich mehrfach in der Woche zum Jugendtraining nach Leipzig gefahren und auch wieder abgeholt. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar.

Über die Stationen FC Sachsen Leipzig ging es für dich als Nachwuchsspieler nach Dresden zur SG Dynamo.

In Leipzig und Dresden habe ich viel gelernt. Das Fußballinternat in Dresden war eine schöne Zeit. Auch die Selbstständigkeit und das eigenverantwortliche Handeln lernt man im Internat schneller (schmunzelt). Wir spielten damals mit den B- und A-Junioren in der höchsten deutschen Spielklasse. Ich durfte als Kapitän die Mannschaften führen.

Über die Zwischenstation 1. FC Nürnberg bist du 2017 zu den Würzburger Kickers gekommen und hast 117 Drittligaspiele bestritten. Jetzt warten nach dem Aufstieg neue Herausforderungen. Im Profifußball ist der Erfolgsdruck immens hoch. Beschäftigt dich dieses Thema?

Natürlich ist der Druck da, aber den gibt es auch in anderen Berufen. Im Verein wird ruhig daran gearbeitet, die sportlichen Ziele zu erreichen.

Für welche Dinge im Leben bist du am dankbarsten?

Für die Unterstützung durch meine Familie und dass ich professionell Fußball spielen darf.

Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

Dass ich vor tausenden Zuschauern Fußball spielen darf. Ich hoffe, dass die Zuschauer in der kommenden Saison in den Stadien wieder mit dabei sein können.

Wenn du einen Wunsch frei hättest – welcher wäre das?

Gesundheit ist wichtig – der Rest kommt von ganz alleine.

Wenn du dir nach deiner Fußballkarriere ein Land zum Leben aussuchen könntest. In welches würdest du ziehen?

Deutschland – ich fühle mich sehr wohl hier.

Was würdest du den jungen Nachwuchskickern raten, die in der Collmregion von einer Profikarriere träumen?

Fleißig trainieren, nicht aufgeben und nicht vergessen: Es gibt auch ein interessantes Leben neben und nach dem Fußball.

Danke für das Gespräch Dominic.

Bilder: FSV Blau-Weiß Wermsdorf und Würzburger Kickers