Adventszeit ist Derbyzeit

Während am kommenden Sonntag in vielen deutschen Haushalten die Adventszeit eingeläutet wird, werden im Kreis Nordsachsen einige Plätze beim alljährlichen Stollenanschnitt unbesetzt bleiben. Denn pünktlich zum 1. Advent macht sich der Süden Luppas auf in den Norden und über die Gemeindegrenzen hinweg bis ins Heideland. Die Blau-Weißen aus Wermsdorf gastieren bei den Rot-Weißen in Dahlen. Anstoß 14 Uhr unter der Leitung von Florian Krost und hoffentlich mit denkwürdiger Kulisse. Schließlich sind die Hubertusburger zum absoluten Topspiel geladen. Die noch verlustpunktfreien (aber spielabsagefreudigen) Mannen aus der Sackhüpferstadt empfangen mit dem FSV den Tabellenführer der Kreisoberliga, zu einer Partie, die auch fernab von jeglicher Wettbewerbsbedeutung stets bis an die Grenzen und darüber hinaus geführt wird und unter diesen Vorzeichen beinahe hollywoodreife Vorzeichen bietet.

Zu den nackten Fakten des Duells:
Die Kupferlinge gegen den ewigen Derbyrivalen seit 2017 ungeschlagen, erinnern sich gleichwohl nur zu gern an die letzten beiden Duelle. Mitte April diesen Jahres konnte an der Sachsendorfer Straße mit einem 2:1 Erfolg nach Verlängerung gegen die Rot-Weißen das Pokalhalbfinale gebucht und damit schließlich der Grundstein für den dritten Cuptriumph in Serie gelegt werden.

Rund zwei Monate später gastierten die Heidestädter dann wieder zum Ligaduell am Horstsee, in dem die Collmkicker ihrerseits abermals mit 3:2 die Oberhand behielten und damit den Vizemeistertitel eintüteten.

Damit nun noch weiter zurück in den Erinnerungen und hin aufs Dahlner Geläuf. Hier erinnert sich die Hubertusburger-Fanseele umgehend an packende Schlussphasen, empfindliche Verletzungen, Platzverweise und Traumtore.

Und man gelangt schließlich im Jahr 2017, als am 3.12. ebenfalls die erste Kerze am Kranz angezündet wurde, während sich Blau und Rot auf dem Grün duellierten. Der Ausgang dem aufmerksamen Leser bekannt. Dahlen siegte in einer umkämpften Begegnung mit wenigen spielerischen Highlights mit 1:0.

Seitdem einiges Wasser die Luppe entlang geflossen und die Welt ist in der Zwischenzeit immer verrückter geworden. Während Menschen keinen anderen Ausweg aus der Klimakatastrophe wissen als sich an Straßen zu kleben, nicht ganz so weit von uns entfernt Bomben fliegen, Frauen für das Recht auf Freiheit getötet werden und unter all diesen Eindrücken der von uns allen so leidenschaftlich geliebte Kunstlederballsport auch noch die letzten Züge seines Rückgrats in immer absurderem Ausmaß verliert beziehungsweise verkauft, darf zumindest für diese 90 Minuten am kommenden Sonntag im Heidestadion festgehalten werden, dass wohl alles beim „Alten“ sein wird. Kein Bierverbot, keine grotesken Diskussionen um Kapitänsbinden, einfach nur Fußball und ein Ausgleich zur Welt um diesen Mikrokosmos herum. In dem werden sich zwei Teams gegenüberstehen, die sich auf dem Spielfeld spinnefeind sind. Deren Trainer und Betreuerstab von außen alles geben werden. Deren Spieler bereit sind bis zum Umfallen zu ackern und für welche diese 90 Minuten, so banal sie für Außenstehende gerade in dieser Zeit doch daherkommen mögen, für jene Momente eben Alles bedeuten.

In dem Sinne hoffen die Kupferlinge auf zahlreiche Unterstützung der Hubertusburger, auf dass es zum Abschluss der Hinrunde und Beginn der Adventszeit ein blau-weißes Fest gäbe! JK