Wermsdorf mit Mannschaftsgeist gegen starke Löbnitzer zum Heimerfolg – Weidi trifft traumhaft

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – LSG Löbnitz 4:1 (2:1)

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Nachdem die Spielgemeinschaftler ab 13 Uhr mustergültig vorlegten, galt es für die Hubertusburger die Stimmung an der Sachsendorfer Straße hochzuhalten und die Euphorie in das Duell mit der LSG Löbnitz mitzunehmen. Die Gäste spielten als Aufsteiger eine bemerkenswerte Runde 23/24 und hinterließen nicht nur bei den Wermsdorfern mächtig Eindruck. Alles andere als ein Aufbaugegner also nach der bitteren Pille gegen Torgau für die Juretschke-Schützlinge, die trotz des kurzfristigen Ausfalls von Sturmhoffnung Ruven Frase eine schlagkräftige Startelf auf den Rasen bringen konnten. Max Thomas und Pascal Weidner kehrten im Vergleich zur Vorwoche in diese zurück, während sich mit Robby Staude als Wechsler eine weitere Option wieder fit meldete. Philipp Springer feierte sein Startelfcomeback und Benjamin Münch, dass er diesmal keine Tasche mit an den Fuß der Hubertusburg bringen musste.

Die vom erfrischenden Auftritt der Spielgemeinschaftler losgetretene Welle der Glückseligkeit trug den blau-weißen Kahn ganz offensichtlich auch noch Schlag 15 Uhr. Mit dem letzten Glockendong der Turmuhr findet der FSV direkt mal den Regenbogentopf. Der von Trainer Juretschke im Verbund mit den Co’s Denny Beckedahl und Robby Staude ausgeheckte Matchplan braucht keine 20 Sekunden, um sich voll zu entfalten. Während der Hubertusburger Liveticker-Beauftragte noch nicht mal die digitale Spielstandsanzeige online bringen konnte, landet der Anstoß bei Libero Max Thomas, der einen feinen Flugball hinter die gegnerische Kette auspackt. Schneckensprinter Justus Keller nutzt das zuvor von Julian Scholz losgetretene Momentum getreu dem Motto „Alles ist möglich“ und überläuft tatsächlich den LSG-Verteidiger. Die Annahme wird unfreiwillig zur Vorlage für den ebenfalls mitgeeilten Tom Zielinski und Bambi lässt sich nicht zweimal bitten, setzt seine Unterschrift unter die Einladung und markiert den historischen Führungstreffer für die Collmkicker.

Möglicherweise der schnellste Hubertusburger Torjubel nach dem Anpfiff bei einem Punktspiel! Feinmotoriker Florian Böttger traf beim Pokalspiel in Dahlen schon mal vom Anstoßpunkt gegen den aufgerückten Hüter.
17. August 2018 – Florian Böttger (2.v.l.) lässt sich für sein „Anstoßtor“ in Dahlen feiern/Bild Archiv

Wohl kaum ein Wermsdorfer Treffer viel je schneller (in einem Punktspiel). Die Hubertusburger zeigen sich mit dem ersten Spielzug der Partie erfolgreich und oben auf. Das gibt für die Folge viel Selbstvertrauen und entsprechend spielen es die Platzbesitzer von vorne runter. Weitere Einschussmöglichkeiten bieten sich, da die agile blau-weiße Offensive die sich bietenden Räume der Löbnitzer zu bespielen weiß. Im letzten Drittel fehlt allerdings die letzte Konsequenz. So schickt Louis Hoffmann den Gegner schon zum Besteckholen, vergisst aber am Fünfereck die normalen Kartoffeln in den Ofen zu packen und wird geblockt. Florian Grieser, heute offensiver zugegen und noch vollends im Hoch ob der Begegnung mit seinem Namensvetter aus Battuna, verpasst mit seinem Abschluss ebenfalls Zählbares und das die Gäste ihrerseits zu keiner Spielphase den Kopf in den Sand stecken würden, dass ist den Wermsdorfern nicht neu. Da sich Blau-Weiß zu tief hinten reinstellt, passiv wird und vorne die Abstimmung nicht passt, kommt die LSG ab der 20-Minutengrenze immer besser rein in die Veranstaltung.

Lukas Bechtloff (11) vs. Tom

Zwar kann die FSV-Abwehrreihe um Organisator Lukas Schulz gefährliche Abschlüsse verhindern, aber gerade bei Standards geht es teils vogelwild zu. Die fehlende Ordnung wird nach 37 Spielminuten bestraft. So Mancher fühlt sich nochmal schmerzhaft an die Vorwoche erinnert und hat ein Déjà-vu, als es an nahezu identischer Stelle abermals den Pfiff gegen Justus Keller gibt und die Gegner wieder einen Elfmeter zugesprochen bekommen, der die Gemüter erhitzt. Robyn Staude ist machtlos und Löbnitz wieder da. Die Strecke bis zum Pausentee nichtmehr allzu üppig und so könnte man vom psychologisch ungünstigen Zeitpunkt sprechen, doch die Blau-Weißen beweisen Moral und wehren sich mit Wut im Bauch.

Robyn

Die direkte Antwort kracht zwar noch ans Aluminium, doch wiederrum nur weniger Zeigerumdrehungen später melden sich die Collmkicker zurück. Von hinten raus geht es mit wenigen Kontakten zu Louis Hoffmann, der über die rechte Bahn Fahrt aufnimmt und den sehenswerten Angriff als Hereingabe zu Pascal Weidner auf die Zielgerade abbiegen lässt. Weid(n)i bleibt im Fünfmeterraum robust und nimmt die Flanke technisch sauber direkt. Damit zwingt er Erik Kretschmann zur Monsterparade, die allerdings wohl schon hinter der Linie stattfindet. Der Rebound landet wieder beim Wermsdorfer Flügelmann, der nun weniger technisch, dafür mit umso mehr Entschlossenheit nachstochert und das Kunstleder spätestens jetzt im Zusammenspiel mit dem gegnerischen Verteidiger endgültig über die weiße Fahrbahnmarkierung drückt.

Pascal vor dem 2:1

Wermsdorf schlägt im ersten Durchgang also früh und spät zu und rundet den Formverlust dazwischen damit erfolgreich ab. In der Pause gibt es konsequenterweise dennoch einigen Gesprächsstoff und wieder scheint das Zusammenspiel Trainer-Spieler Früchte zu tragen. Auf allen Feldteilen griffig und entschlossen kommt der FSV auf die sommergezeichnete Wiese zurück. Die Juretschke-Männer laufen hoch an, dominieren im Zentrum und färben nun auf beiden Außen die offensive wie defensive Schleuse blau-weiß.

Philipp

Die Gäste versuchen die FSV-Wühlmäuse weiter zu bespielen, kommen mit dem ruhigen Aufbau aus der Mitte nun aber nur noch partiell durch. So erobert der Gastgeber tief in der gegnerischen Hälfte nach 57 Zeigerumdrehungen das Streitobjekt und belohnt sich für den Aufwand. Justus Keller wird beim Schritt in den Strafraum gefoult und Wermsdorf hat diesmal das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Die Unparteiischen geben den Elfmeter, über den man ob der Position des Foulspiels streiten kann. Demba Mbye ist es gleich. Der Sechser nagelt das Spielgerät unhaltbar unter die Latte und stellt dabei nach einer gespielten Stunde fest, dass der Ball für sein Empfinden etwas zu leicht daherkommt.

Demba (13)

Die Hubertusburger machen damit einen großen Schritt Richtung Heimdreier und verbuchen gleichwohl im vierten Spiel schon den zehnten Torschützen der Saison. Die verteilte Verantwortung und Breite wird ersichtlich, als es kurz darauf für Max Thomas nicht weitergeht. Zwar reißt damit eine ungeahnte Cinderella-Story, aber mit de Einwechslungen von Tim Höhnel und Robby Staude kann sowohl der noch vor wenigen Wochen eigentlich obligatorische Määth-Tausch vorgenommen werden und auch Philipp Springer muss nicht bis aufs Zahnfleisch durchkauen.

Tim (17) beim Freistoß

Dem blau-weißen Spielfluss tut das kein Abbruch und die FSV’ler bestehen gegen das letzte Aufbäumen der Gäste. Nach 83 Spielminuten erklärt Pascal Weidner die Messe dann für gelesen. Tim „Mietzer“ Höhnel gibt den Ministranten, bereitet die Kapelle vor und auf Weidi schimmert mal ganz kurz der Heiligenschein. Am linken Strafraumeck vergisst die Nummer 4 zwar erstmal das Wesentliche, bekommt es dann aber vom LSG-Verteidiger nochmal auf den Schlappen gelegt.

Pascal

Von dort setzt der alte Quadratschädel die Murmel mit dem (ja was nun eigentlich – starken oder schwachen?) linken Fuß per gechipter Bodenlampe, in einer Flugschneise, die er mit seinen Schülern noch in 20 Jahren für jede Kurvendiskussion zu Rate ziehen kann, im Dreiangel an den Innenpfosten und hinein ins Glück. Der Finger geht nach oben, ob es ein Dank für den Beistand von über den Wolken oder Gruß an die ein oder andere Fußballlegende im Himmel ist, lässt sicht nicht auflösen. Vollkommen zurecht findet sich Weidi jedenfalls in einer Jubeltraube wieder und die letzten Minuten des Spiels können die Blau-Weißen dank des Geniestreichs vom Ackerracer genießen. Jonas „Johns“ Schley kommt zu seinem Nordsachsenliga-Debüt und fügt sich in den letzten Momenten der Partie ebenso nahtlos ein wie Maxi Zschiesche. Dann ist Schluss und die drei Punkte gehen aufs blau-weiße Konto über.

Florian Grieser (11)/Bilder RW

Ein im Gesamtbild verdienter Heimsieg, der letztlich zwar zu hoch ausfällt, aber dadurch nicht minder vielversprechend ist. Gegen den bis dato spielstärksten Kontrahenten der Saison fahren die Juretschke-Schützlinge einen Erfolg ein, der sich auf Teamzusammenhalt und geschlossenem Engagement begründet. Trotz einiger Leidensphase besteht das blau-weiße Kollektiv gegen gute Gäste und meldet sich in der Liga zurück. Schauen wir mal, wie die Kirschen im September hängen. Für einige Collmkicker geht es erstmal in den wohlverdienten Urlaub, was schon in der kommenden Woche beim kniffligen Pokalduell in Belgern für Umbaumaßnahmen sorgen wird. Für die Wermsdorfer gilt es daher gemeinsam hellwach zu bleiben, um mit Ernst und Leidenschaft Seite an Seite zusammen die nächsten Schritte gehen zu können.

Bild AK