Unsere Männer nehmen vor reichlich 180 Zuschauern die schwere Pokalhürde Naundorf!

SV Naundorf – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 1:2 (0:1) Statistik und Abstimmung

Hier gehts zur Galerie Hier gehrt zur LVZ- Reportage von Frank Müller

„Endlich“, das geflügelte Wort im Vorfeld der Achtelfinalpartie im TZ-Bärenpokal des FSV Blau-Weiß Wermsdorf beim SV Naundorf. Lange genug hatte das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen, der in der Nordsachsenliga bis zu deren Abbruch ungeschlagenen Teams auf sich warten lassen müssen. Mit einer unfreiwilligen halbjährigen Vorlaufzeit, wenigen Trainingseinheiten in den Beinen und mächtig nötiger organisatorischer Kompetenz bei der unmittelbaren Spielvorbereitung und -durchführung war er dann also gekommen, der Moment, an dem in Nordsachsen endlich wieder 22 Menschen von einer Trillerpfeife begleitet kugelförmigem Kunstleder hinterherjagen konnten.

Dank toller Planung, Abstimmung und Umsetzung konnte Gastgeber Naundorf den ohnehin schon gänsehautwürdigen Rahmen noch verheißungsvoller bereiten und öffnete dank Hygienekonzept seine Pforten für 200 Zuschauer. Viele Fragezeichen hatte es im Vorfeld gegeben, verlassen konnten sich die Hubertusburger zum Restart aber auf die ungebrochen grandiose Unterstützung aus dem eigenen Lager. Das Kartenkontingent von 50 Tickets unter der reiselustigen Anhängerschar loszuwerden an sich nicht das Problem, doch Kommunikation und Abstimmung in diesen Zeiten auch für so eine gemütliche Sonntagsausfahrt zum Kreis-Kick notwendig und hier ebenfalls von den Wermsdorfer Verantwortlichen rund um das sportliche Geschehen wunderbar gehandhabt. Die negativen Tests gesichtet, die Häkchen bei Genesenen oder Geimpften gesetzt, noch schnell mit Mundschutz und Abstand die Bratwurst gegriffen und damit hinein ins Geschehen. Über dessen Ausgang hatten seit Bekanntgabe der Paarung im letzten Jahr nicht wenige fortwährend philosophiert und gemutmaßt. Je nach farblicher Verortung, strategischer Handhabung oder innerer Überzeugung den Favoritenball dabei mal zur einen, mal zur anderen Seite geschoben. In der Rolle zu sein, trotz schwieriger Umstände liefern zu müssen, für die FSV‘ler dabei spätestens seit dem letzten Sommer nichts Neues. Der blau-weiße Teamgeist von der Pause wenig beeindruckt, die ohnehin lodernde Flamme der Euphorie und des Ehrgeizes der Titelverteidigung spätestens durch die unmittelbare Abschlussansprache von Trainer Dierk Kupfer samt 25 Kilometer-Lauf Versprechen von Co Mike Rische endgültig vollends entfacht.

Benjamin Münch am Ball – rechts Patrick Kupfer

Als Startelf schickten die Entscheidungsträger acht Schlachtenbummler vom Volksfest in Torgau ins Alles-oder-Nichts Duell. Dazu auf der Doppelsechs die im letzten Jahr verletzen Strategen Patrick Kupfer und Benjamin Münch und in der Spitze neben dem gesetzten Florian Böttger Mügeln-Neuzugang Ben Dechert. Die Hubertusburer von Beginn an voll da, griffig und hellwach und mit einer überzeugenden Umsetzung vom vorgenommenen frühen Anlaufverhalten. Der hoch pressende Sturm für Naundorf durchaus ein Schock, die Gäste mit breiter Brust voran. Nach fünf Zeigerumdrehungen dem eigenen Anhang dann tatsächlich schon ein erster Torschrei auf den Lippen, doch Justus Keller setzt den Kopfball nach Freistoßhereingabe von Denny Beckedahl knapp über die Latte. Nur wenige Augenblicke später, immer noch keine 10 Minuten gespielt, ist es Pascal Weidner, der diesem furiosen Start beinahe die Belohnung einkassiert. Nach starker Ablage von Flori Böttger, setzt PW9 aus dem Stand zum schnittigen Linksschuss ins lange Eck an, doch das Spielgerät streift hauchzart am Gehäuse von SV-Schlussmann Kaiser vorbei. Der wäre hier machtlos gewesen, zeigt sich in der Folge aber sowohl beim Arendt-Versuch aus spitzem Winkel, als auch im Eins-gegen-Eins mit Dechert aufmerksam. So tickt die Uhr nun Richtung halbe Stundenmarke und während Wermsdorf munter an der Führung bastelt, taucht Naundorf nur einmal im gegnerischen Strafraum auf. Es ist schließlich ein Standard, der zum Erfolg führt. Beckedahl setzt den Ball gewollt platziert vor Kaiser auf, der nicht richtig zupacken kann und Böttger auf den Plan ruft, der entschlossen nachsetzt und unbedrängt auf 0:1 stellt.

Der Druck und ein bis dahin überzeugender FSV Auftritt belohnt und die blau-weiße Gurgel endlich wieder vom lauthalsigen Jubelschrei strapaziert. Kaum zur Ruhe gekommen, hätte sich die ganze Gesellschaft fast schon wieder zum kollektiven Freundentaumel aufmachen können. Ben Dechert bricht zentral durch, hat nur noch Keeper Kaiser vor sich aber zu viele Optionen im Kopf. Der Abschluss gerät zu unplatziert, die Naundorfer Nummer 1 kann gerade noch klären. Déjà-Vu keine volle Minute später, wieder Wermsdorfs Sturm-Gepard auf dem Weg zum Glück, doch auch auf Seiten der Gastgeber ein Usain Bolt unterwegs, Maurice Rohr kann Schritt halten und den Einschuss in letzter Not abblocken. So misslingt es den Kupferlingen wirkungsvoll nachzulegen und da von der Heimelf weiter wenig zu sehen ist, kommt das 0:1 Pausenergebnis aus blau-weißer Sicht einer verpassten besseren Ausgangsbedingung gleich. Ob die pralle Sonne in der Halbzeit zu sehr in den Wermsdorfer Köpfen brühte oder nach diesem halben Jahr Unterbrechung vergessen wurde, dass auch nach einem Schluck Wasser und kurzem Durchatmen nochmal Fußball gespielt werden sollte, bleibt ein Geheimnis der FSV’ler Pausengestaltung. Mit Wiederbeginn jedenfalls ein gänzlich verändertes Spielgeschehen. Naundorf in gestaltender Rolle, die Gäste zu lethargisch und unerklärlich gehemmt. Bälle aus dem Zentrum diagonal hinter die Abwehrkette werden zunehmend gefährlich, da vorne der Zugriff abhandenkommt und hinten die Lücken größer werden.

Dicke Luft im Wermsdorfer Strafraum – Holger Siebert und der Naundorfer Maurice Rohr (12) springen am höchsten.

Nach diesem Schema die Arbeit des ersten Durchgangs nach 53. Spielminuten dahin, Denny Köhler schiebt aus spitzem Winkel zum Ausgleich ein. Die Hubertusburger in der Folge wenig wachgerüttelt, können sich beim Matchglück bedanken, dass die Platzbesitzer aus dem Momentum kein Kapital schlagen und aus dem Spiel heraus nicht zwingend werden. Gefährlich wird es bis zur Stundengrenze vornehmlich durch den ruhenden Ball, doch hier duselt sich der Gast mit Hinterkopfblockade und Schienbeinschonereinsatz durch. Mit der Hereinnahme von Routinier Robby Staude kommt Erfahrung und Ruhe zurück ins blau-weiße Gefüge und Schritt für Schritt ackern sich die Mannen um Kapitän Benjamin Schönitz, der aus dem Tor heraus anpeitscht, zurück ins Geschehen. Das Spiel verflacht zunehmend, was für Wermsdorf nach dem fatalen Start in Durchgang zwei zum moralischen Schub gereicht und die eigene Überzeugung befördert. Zwar verlaufen sich Angriffe nun in eigener Unzulänglichkeit und es zeigen sich Probleme im Spielaufbau und hinsichtlich der Abläufe. Doch während dem Gegner langsam die Körner ausgehen, halten die Collm-Kicker den Laufeinsatz hoch. 80 Minuten sind rum, da kann Keller seine Farben wieder zurück auf die Siegerstraße bringen, aber wieder verkommt sein Kopfball zu ungenau und ein guter Kupfer-Eckstoß bleibt ungenutzt. Die Uhr tickt Richtung halbstündiger Zugabe zum Restart, da erbringen die Kupferlinge den Mentalitätsbeweis. Das Geschehen biegt ab auf die letzte Minute der regulären Spielzeit, nochmal ruhender Ball aus dem Halbfeld. Im Zentrum sehen sich Dodo Arendt und der eingewechselte Johannes Keller im Kopfballduell mit den einige Bierlängen höher geschossenen Abwehrspielern auf verlorene Flur, werfen aber alles rein und erzwingen so eine Bogenlampe im Naundorfer Strafraum. Das Spielgerät in der Luft und Pascal Weidner wittert seine Chance, über rechts öffnet sich der Raum, ein kurzes Kommando an Kollege Keller, dessen Schädel nun endlich brauchbar daherkommt. Zwar setzt die Kopfablage nochmal knifflig auf, doch die Nummer 9 wirft sich mit aller Entschlossenheit zum Schuss.

Pascal Weidner (9) mit der Entscheidung – sein Bruder Dominik (4) beobachtet die Szene

Ein kurzer Moment der Stille, Luftanhalten im weiten Rund. Dann klatscht der Ball gegen den Innenpfosten, tropft ab und während Weidner sich vor Glückseligkeit schon das Trikot vom Leib reißt und Richtung Coaching-Zone abbiegt, verfolgen die letzten Zweifler noch wie das Ei im Nest landet. Wermsdorf auf dem emotionalen Höhepunkt angekommen, Naundorf am Boden. Der blau-weißen Jubeltraube folgt die Nachspielzeit.

Pascal, Ben, Justus und Marius

Die Hubertusburger verwalten souverän, die Gastgeber hingegen leider noch mit einer unnötigen Schmälerung der eigenen Darbietung. Einem harten Frustfoul an Weidner folgt mit Gelb-Rot ein noch schmeichelhafter Platzverweis. Kurz darauf haben dann alle Feierabend.

Der Titelverteidiger bleibt also im Wettbewerb und erarbeitet sich das Heimviertelfinale am kommenden Sonntag an der Sachsendorfer Straße gegen FA Doberschütz-Mockrehna. Der Sieg über Naundorf in einer für beide Seiten nicht einfachen Begegnung letztlich aufgrund einer ansprechenden ersten halben Stunde und durch Willen und Leidensfähigkeit durchaus verdient, wenngleich davon aufgrund eigener Versäumnisse und eines unerklärlichen Spannungsabfalls zu Beginn der zweiten Hälfte nicht immer auszugehen war. Feststeht, dass sich an diesem Sonntag zwei eingeschworene Mannschaften gegenüberstanden, die viele Facetten von dem anboten, was in allen Teilen Nordsachsens und darüber hinaus über Monate so schmerzlich vermisst wurde. Die blau-weiße Reise hin zum nächsten Dorffest unter Flutlicht ist unterwegs – der Reiseführer verheißt weiterhin die volle Bandbreite an Emotionen. Endlich ist die schönste Nebensache der Welt zurück.

Schiedsrichter: Frank Pöckelmann

Aufstellung: Schönitz, D. Weidner, Beckedahl, Siebert (Jo. Keller), Kupfer (Köppe), Münch, P. Weidner, Ju. Keller, Arendt, Dechert (Staude), Böttger

Justus Keller/Bilder René Wegner