Mächtig Wind an der Mühle – Wermsdorf bucht das Viertelfinalticket
Am Geburtstag von Trainer Sven Juretschke, der im Sommer zusammen mit seinen Co’s Robby Staude und Denny Beckedahl das blau-weiße Ruder übernahm, stand für die Hubertusburger das Pokalachtelfinale in Zwochau auf dem Programm. Die Partie dabei nicht nur ob des zu erwartend mächtigen Windes an der Mühle unter besonderen Vorzeichen, denn es war Fischerfestwochenende und dass die Volksfeststimmung für die Collmkicker unkalkulierbare Hürden mit sich bringt, dass wissen sie am Fuße der Hubertusburg nicht erst seit der Eintritt im Festzelt gratis ist. Entsprechend gaben sich die Verantwortlichen gewappnet. Mannschaftsleiter Jörg Büchner fertigte eine Schatzkarte zur Umschiffung des, die Infrastruktur der Gemeinde überlastenden Verkehrsaufkommens, an, die der Hit auf jedem Kindergeburtstag wäre und so hoffentlich bald von Google-Maps übernommen wird und Co-Trainer Denny Beckedahl plünderte seinen halben Schuhschrank, um für eventuelle Erinnerungslücken seiner Schäfchen beim obligatorischen „5 Minuten vor der Angst“-Packen der Tasche gewappnet zu sein.
Unter der Woche konnte mit Dustin Auerbach ein Langzeitverletzter erfreulicherweise seine Rückkehr zur Mannschaft feiern, doch für einen Einsatz beim Nordsachsenliga-Absteiger reichte es für Aui noch nicht. Dafür waren die Urlauber Louis Hoffmann und Demba Mbye zurück und gaben der FSV-Startelf wieder mehr Ausgewogenheit. Im Bewusstsein um die unangenehme Aufgabe in der sonntäglichen Fremde und das Stolperstein-Potenzial, wollten es die Wermsdorfer auf tollem Zwochauer Geläuf von Beginn an konzentriert und routiniert angehen. In der Realität machte diesem Vorhaben aber der teils orkanartige Wind einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Es galt zunächst, die üblichen Bewegungsmuster erstmal abzulegen, da hohe Bälle nicht nur in der Luft stehen blieben, sondern teils um mehrere Meter zurückgedrückt wurden. Bei diesem Gegenwind auf kurzem Platz und mit hochstehendem Gegner haben die Wermsdorfer große Mühe Initiative im Spielaufbau zu übernehmen und sortiert aufzutreten. Zwochau spielt das voll in die Karten und der Underdog kann mit langen Bällen, die vom Wind beflügelt zu richtigen Geschossen werden, ohne große Anstrengungen in die Wermsdorfer Box kommen. Dort versuchen die SV-Sturmkanten per Kopf Gefahr zu erzeugen und so muss Max Wiedner im FSV-Tor nach wenigen Zeigerumdrehungen direkt mal zupacken. Nach 8 Spielminuten kumuliert der Hubertusburger Stolperstart beinahe im Rückstand. Doch die Fischkönigin ist mit den Gästen und der runde Karpfen zappelt nicht im Netz, sondern klatscht nur an den Pfosten. Das war der notwendige Weckruf und die blau-weißen Flossen werden in der Folge endlich richtig angestellt. Ruven Frase kracht das Kunstleder in der 24. Spielminute an die Latte und Tom Zielinski schiebt den darauffolgenden Angriff am langen Pfosten vorbei. Wermsdorf bleibt griffig und münzt das nun drückende Übergewicht auf die Anzeigetafel um. 28 Zeigerumdrehungen sind rum, da wird der Angriff über die rechte Bahn zunächst gestoppt. Der Nordsachsenligist behält allerdings die Ruhe und spielt es über links nochmal ruhig aus und um den Strafraum herum. Kapitän Justus Keller legt schließlich an der Strafraumkante ab auf Bruder Johannes, der mit einem Kontakt verarbeitet und mit dem zweiten Auge beweist und sehenswert ins lange Eck schlenzt.

Das wohlverdiente 0:1 gibt Ruhe und Selbstverständnis. Wiederrum nur wenig später behauptet Pascal Weidner, der die Geburtstagsfeier seiner Mutter verlassen musste, um der Sause seines Onkels Juri beiwohnen zu können, ein Zuspiel wenige Schritte hinter der Mittellinie mit vollem Körpereinsatz. Der Mann, der noch nie in seinem Leben eigene Fußballschuhe besessen hat und mit 27 Jahren der älteste FSV-Kicker des Tages ist, gibt mit den beckedahlschen Puma-Tretern mehr oder weniger freiwillig durch in den Lauf des Thüringer Kiemenschnappers Louis Hoffmann. Der öffnet mit seinem platzierten Flachschuss ins lange Eck die Sardin(i)enbüchse Richtung Viertelfinale ein ganzes Stück breit weiter und markiert das umjubelte 2:0 aus Gästesicht.

Mit dem Spielstand geht es auch in die Kabinen, wo leider für Tom Zielinski Schluss ist. Das Wermsdorfer Eigengewächs musste früh einen schmerzhaften Ellbogenschlag einstecken und biss bis zur Pause trotz anschwellender Lippe und brummendem Schädel auf die Zähne. Ob sich Bambi dabei aufgrund der wohl leicht vernebelten Sicht schon wieder im Fischerfestzelt wähnte, dass sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Für Wermsdorfs Nummer 10 kommt Tim Höhnel, dessen Rippe glücklicherweise nach wie vor ihren Dienst verrichtet, in die Partie. Dadurch zieht es Pascal Weidner, der seinen Mitspielern in der ersten Hälfte durch viele Läufe im Zentrum einiges Unheil ersparte, wieder auf den Flügel und die blau-weiße Anlage ändert sich. In den ersten Minuten nach Wiederbeginn bringt dies eine gewisse Findungsphase mit sich, dann wird der zweite Durchgang aber zum souveränen Unterfangen.

Das Kunstleder läuft phasenweise gut durch die FSV-Reihen, auch wenn das Auge für die Seitenverlagerung ein großes Manko des Tages bleibt. Nach 66 Zeigerumdrehungen finden sie dann aber endlich mal die Schnittstelle und keiner bewegt sich dabei im Abseits. Im Spielaufbau geht es von der eigenen Box aus über mehrere Stationen an die Mittellinie zu Ruby, der aufzieht und mustergültig zwischen die Innenverteidigung durchsteckt auf den einlaufenden Gummi Hoffmann. Der blau-weiße Jena-Export umkurvt den SV-Schlussmann und schiebt zur Vorentscheidung ein. In der Folge läuft der Ball weiter gut durch die Reihen der Collmkicker, doch erst kurz vor Schluss bringt Antreiber Lukas Schulz von hinten heraus den letzten Tagesordnungspunkt auf die Agenda. Luki überbrückt per Dribbling das Mittelfeld im Sololauf und legt mit viel Übersicht diagonal lang durch auf Florian Grieser. Der rundet die Außenverteidigerkoproduktion mit einem überzeugenden Abschluss aus spitzem Winkel ins lange Eck ab und markiert damit gleichsam den 0:4 Entstand sowie seinen gefühlt ersten Treffer im Großfeldbereich.

Wermsdorfs Kevin Voigt setzt damit den Schlusspunkt unter das verdiente Weiterkommen des Favoriten, der in der Anfangsphase aber beinahe ins Straucheln gekommen wäre. In einer fairen Begegnung schenken die Hubertusburger ihrem Trainer somit den Viertelfinaleinzug und können sich auf der Heimreise über die Losfee aus Torgau freuen, die den FSV’lern am dritten Novemberwochenende ein Heimspiel beschert. Zu Gast an der Sachsendorfer Straße wird dann der SV Naundorf sein, gegen den ein Antreten im Pokal mittlerweile schon fast obligatorisch ist und eine schwere Prüfung für die junge Wermsdorfer Mannschaft ansteht.
Bis dahin ist allerdings noch Einiges an Nordsachsenligafußball zu spielen und es gilt für die Juretschke-Schützlinge in den kommenden Wochen weiter am Punktepolster der Liga zu arbeiten, um sich im anspruchsvollen Teilnehmerfeld behaupten zu können. JK