Letzter Test beim Landesklassisten vor dem Pokalhalbfinale

SV Liebertwolkwitz – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 2:2 (1:0) Statistik Galerie

Zum Abschluss ihrer Testspielreihe in Vorbereitung auf das kommende Halbfinal-Wochenende gastierten die Blau-Weißen am Samstag beim SV Liebertwolkwitz. Die Partie gegen den Landesklasse-Vertreter als letzter und absoluter Härtetest für die Kupferschützlinge. Zum Klassenunterschied und der Favoritenrolle des Kontrahenten hinzukommend noch eine schier unerträgliche Hitze, eine kräftezehrende Angelegenheit zeichnete sich schon auf der Hinfahrt ab, als der ein oder andere Akteur schon ordentlich anschwitzen durfte. Trotz tropischer Temperaturen die Hubertusburger nicht angetreten um das schöne Wetter im Leipziger Umland zu genießen, die entscheidende Wettkampfhärte abholen, den Verteidigungsapparat feinjustieren und nochmal eine Stange Selbstvertrauen tanken als Marschroute in der Fremde. Untermalen konnten die Kupferlinge diese Ansprüche bereits früh in der Partie, als Robby Staude in der 3. Spielminute nach erzwungenem Aufbaufehler der Platzbesitzer schnell schaltete und direkt per Kopf abzog, den Ball allerdings um Zentimeter am Pfosten vorbeisetzte. Das bevorzugte Mittel der Heimelf zu Beginn der weite Ball über die Außen, wo Wermsdorf Lücken und Probleme offenbarte und Torwart Benjamin Schönitz nach sechs Minuten erstmals zugreifen musste. Auf der anderen Seite legten die Gäste ihr Pressing überzeugend an, überraschten Liebertwolkwitz mit der entschlossenen Gangart sichtlich. Dodo Arendt erzwingt nach gut einer Viertelstunde den Ballverlust in der SV-Abwehr, setzt entschlossen nach und hat nur noch Torwart Felix Hell vor sich, der aber wiederum äußerst aufmerksam bleibt und den Schussversuch blocken kann. Im direkten Gegenzug tankt sich Sebastian de Schultz über die rechte Seite durch und findet in der Mitte Pascal Rosin, der unbedrängt einnetzen kann. Während der FSV abermals zum Scheibenschießen ansetzt, die Gegner also direkt auf der Höhe und der Anfangsphase nach mit einer nicht unverdienten Führung. Mit der nach 22 Zeigerumdrehungen im weiten Rund kollektiv dringend benötigten Trinkpause ändert sich dieses Bild. Wermsdorf findet den erdrückenderen Zugang zum Spiel, zeigt sich hinten präsent und in der Offensive hellwach. Den Auftakt macht Denny Beckedahl, der einen Freistoß kurz nach der Unterbrechung aus 18 Metern halbrechter Position an den Pfosten zirkelt. Die wohl größte Möglichkeit die ausgeglichene Partie auch auf dem Papier darzustellen bietet sich Stürmer Pascal Weidner in der 36. Minute, als er nach starkem Laufweg durchbricht und nur noch den Torwart vor sich hat, statt eigenem Abschluss aber uneigennützig querlegen will, wobei nur leider weder Freund noch Feind mit seinem Antritt Schritt halten konnte und das Spielgerät im Niemandsland austrudelt. Nichtsdestotrotz Trainer Dierk Kupfer zur Pause zufrieden mit seinen Schützlingen, die keinen Klassenunterschied erkennen lassen. Entsprechend groß die Ambitionen für Durchgang zwei und umso größer die Entrüstung, als Franz Dittrich für den Gastgeber mit der ersten Aktion des zweiten Durchgangs nach leichtfertigem Aufbaufehler der Gäste umgehend auf 2:0 stellen kann. Die folgenden Minuten werden für Blau-Weiß zur Bewährungsprobe. Die Abstände stimmen nicht und man bekommt keinen Zugriff auf Ball und Gegner. Während es um das ein oder andere Team nun wohl geschehen wäre, ergibt sich der Kreisoberligist keinesfalls seinem Schicksal und zeigt auch bei 35° C im Schatten, dass die blau-weiße Moral nicht zu brechen ist. Konzentration und Überzeugung kehren zurück ins Wermsdorfer Spiel, Kampfgeist und der Wille sich hier teuer zu verkaufen und ein Ausrufezeichen vorm Pokalspiel zu setzen, lassen die Collm-Kicker nochmal zusätzliche Reserven mobilisieren. Nach über einer Stunde zeigt Pascal Weidner, wie schön einfach Fußball sein kann. Nach Steilpass von Bruder und Flügelbegleitung Dominik geht die Nummer 9 entschlossen in den freien Raum auf der rechten Außen und flankt von der Grundlinie an den zweiten Pfosten, wo Luftwaffe Böttger in die 5. Etage steigt, nach eigener Aussage drei Meter hochschwebt und zum Anschluss einnickt. Der Groschen für den FSV damit gefallen, Zeit nach den Sternen zu greifen und tatsächlich verwechseln die Blau-Weißen wenig später kurz die Kräfteverhältnisse und lassen die Platzbesitzer wie unterklassige Statisten aussehen. Der eingewechselte Johannes Keller, heute mit seinem Herrendebüt für die Hubertusburger gibt nach 73 Minuten in die Spitze auf den gegenlaufenden Flori Böttger, der wiederum direkt zur Seite klatschen lässt, was Justus Keller frei in Szene setzt. Der Mittelfeldspieler eigentlich mit einem gewohnt stolprigem ersten Kontakt, plötzlich ungewollt im spitzen Winkel, murmelt das Spielgerät dann aber doch irgendwie ins lange Eck und stellt die Uhren wieder auf pari. Die Kupferlinge also mit einer überzeugenden Antwort und in der Schlussphase mit dem längeren Atem. Liebertwolkwitz muss nochmal mächtig Abwehrarbeit leisten und findet nach vorne nicht mehr zwingend statt. So hat Blau-Weiß bis zum Abpfiff die nicht unverdiente Möglichkeit zum Auswärtserfolg, findet aber nicht den goldenen Moment. Der SV ob dieser Umstände sichtlich entnervt, pöbelt und motzt munter durch die Prärie und zeigt, dass Landesklasse wohl nicht gleich mit Niveau einhergeht.
Unterm Strich das 2:2-Unentschieden aufgrund unterschiedlicher Spielphasen leistungsgerecht. In Anbetracht von Rückstand, Klassenzugehörigkeit und Hitze die Aufholjagd für Wermsdorf jedoch der gefühlte Sieg. Die Kupfer-Schützlinge somit am Ende der Tests, am kommenden Wochenende wird abgerechnet und es wird sich zeigen, was alle Arbeit wert war. Zwochau ist nicht Liebertwolkwitz, Meißen oder Burkartshain. Die Vorbereitungsspiele haben zwar gezeigt, dass der FSV die Frühform hat, dürfen aber keinesfalls als Maßstab für die anstehende Aufgabe herhalten. Es gilt die blau-weiße DNA über die vollen 90 plus mögliche X-Minuten auf die Wiese zu bringen, dann muss man den von Torhüter Benjamin Schönitz angeführten Kampfhaufen erstmal schlagen. Das Team ist bereit und heiß, das Hygienekonzept steht in den Startlöchern und die Sachsendorfer Straße freut sich auf ein Spektakel. Es ist angerichtet.

Aufstellung: Schönitz, D. Weidner, Beckedahl, Böhm (Plakinger), Eckert (Robyn Staude), Köppe, Arendt (Jülich), Justus Keller, P. Weidner, Böttger, Robby Staude (Johannes Keller)