Hubertusburger drehen das Spiel nach einem 0:2 Rückstand

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SG Zschortau 4:3 (3:2)

FuPa Statistik und Elf der Woche

Nach dem schwachen Pokalauftritt in Torgau wollten die Hubertusburger am Samstag in der Liga eine Reaktion zeigen. Bei strahlendem Sonnenschein empfing man dafür an der Sachsendorfer Straße den amtierenden Meister aus Zschortau. Im Hinspiel setzte es bei der SG eine derbe Pleite, entsprechend war auch hier Wiedergutmachung angesagt. Noch viel wichtiger für die FSV-Protagonisten in diesem Sinne aber die Versöhnung mit dem eigenen Anhang, der in der Vorwoche so zahlreich an die Elbe pilgerte und krachend enttäuscht wurde von der Nicht-Leistung der Collmkicker. Ganz nebenbei würzte die Tabellenkonstellation des nach wie vor dicht gedrängten Mittelfelds der Nordsachsenliga die Partie zusätzlich. Knapp 100 Zuschauer fanden sich in Sichtweite der Hubertusburg ein und werden ihr Kommen nicht bereut haben. Zunächst stellte sich dies allerdings erstmal gänzlich anders dar. Wermsdorf rumpelt sich ins Geschehen und frisst nach 9 bzw. 11 Zeigerumdrehungen direkt zwei Gegentreffer, bei welchem die komplette Hintermannschaft kaum Gegenwehr bot. Die Gäste damit früh hoch auf und mit breiter Brust, doch da haben sie die Rechnung ohne das blau-weiße Kämpferherz gemacht. Die Schützlinge vom an diesem Tag die Geschicke leitenden Spieler-Trainergespann Robby Staude und Denny Beckedahl machen ab der Viertelstundenmarke aus dem Hühnerhaufen eine gestaffelte Ordnung, die nach vorne immer spielfreudiger wird. Aufs Ergebnis schlägt sich das umgehend nieder, als Ruven Frase einen Steckpass von Justus Keller sehenswert läuft, verarbeitet und einnetzt. Mit dem Anschluss als Wind in den Segeln kommen die Platzbesitzer endgültig auf der heimischen Wiese an. Die Abwehr um Neu-Organisator Johannes Keller findet zu sich und der richtigen Höhe und so kommt es vermehrt zu Ballgewinnen. Die wiederrum verarbeitet die agile Offensive um Zehner Dustin Auerbach mit viel Zug aufs gegnerische Tor und so geht es immer wieder gefährlich Richtung Zschortau-Gehäuse. Die Schlussminuten der ersten Hälfte haben es dann in sich. Nach 42 Minuten bedient Ruby den kreuzenden Tom Zielinski, der mit Tempo in die Box geht, aber vom Hüter abgedrängt wird. Alles spitz(e) denkt sich Lille und bastelt das Kunstleder dann eben einfach von der Grundlinie zwischen die Torstangen – was physikalisch den Vorstellungshorizont mehr oder weniger übersteigt wird tatsächlich Realität und damit gleicht die Nummer 10 technisch traumhaft für seine Farben aus. Mit dem Aufholen der beiden frühen Gegentore geben sich die Hubertusburger Jungs aber nicht zufrieden. Unmittelbar mit dem Pausenpfiff kennt die FSV-Ekstase kein Halten mehr. Wieder ist es ein schneller Durchstecker nach Ballgewinn durch die SG-Kette, der das Spektakel einleitet. Louis Hoffmann geht entschlossen durch und behauptet das Spielgerät gegen drei mitgeeilte Verteidiger. Kurz vorm Eindringen in den Strafraum fährt ein Zschortauer Verteidiger Gummi mit offener Sohle in die Parade und bekommt dafür folgerichtig den Platzverweis. Wermsdorf also für die zweite Hälfte in Überzahl und es kommt noch besser. Tim Höhnel und Aui stehen zum Freistoß aus knapp 20 Metern halbrechter Position bereit und Mietzer nimmt sich der Sache schließlich an. Der Linksfuß packt die ganze feine Klinge aus und hebt den Ball über die Mauer hinweg genau in den Knick zur umjubelten Führung.

Film Jann Lingel

In dieser geht der Pausenpfiff beinahe unter und eine denkwürdige erste Hälfte an der Sachsendorfer Straße endet emotional. So heißt es für die Collmkicker in der Kabine den Fokus neu zu setzen und mit kühlem Kopf zurückzukommen.

Für Torschütze Frase geht es nicht weiter, Spielertrainer Robby ersetzt ihn im Sturmzentrum und braucht keine Eingewöhnungszeit. Der zweite Durchgang ist nur einige wenige Augenblicke alt, da steckt Zille durch für Schegge. Der behauptet den Ball im Strafraum mit vollem Körpereinsatz erst robust und macht es dann eleganter als Katarina Witt zu ihren besten Zeiten. Einen Gegner auf dem Bierdeckel austanzen bekommt eine ganz neue Bedeutung, als sich Robby in einer Mischung aus Drehung, Tippelschritt und Ballmitnahme durch eine nicht vorhandene Lücke zwischen zwei Abwehrbeinen wickelt. Damit öffnet sich der Raum für den Abschluss, doch die Erfahrung schlägt sich zu Buche, Robby legt uneigennützig quer und Louis Hoffmann ist zur Stelle um aus kurzer Distanz zum 4:2 einzuschieben. In den folgenden Minuten raschelt es am Fuß der Hubertusburg so manchen Collmkicker einmal ordentlich um. Für blau-weiß Kapitän Justus Keller geht es nach Foulspiel schon nach 55. Spielminuten nicht mehr weiter. Der junge Nick Grieser ersetzt ihn. Kurz vor der Stundengrenze verliert Wermsdorf bei einer Ecke die Zuteilung und frisst den 4:3 Anschluss. So bleibt es spannend und turbulent. Zschortau kämpft mit aller Härte und ist nach zwei hohen Bällen jeweils per Kopf nur Zentimeter vom Lucky Punch entfernt. Die Gastgeber bekommen den Deckel auf der anderen Seite nicht drauf und scheitern trotz aussichtsreicher Chancen oder sich eröffnender Überzahlsituationen an der Entscheidung. So heißt es für die FSV-Unterstützer mal wieder Anspannung bis zum finalen Trillerton und als der schließlich fällt, ist die Freude zurecht überbordend.

Die Hubertusburger feiern dank mannschaftlicher Geschlossenheit, gegenseitigem Vertrauen und jeder Menge Leidensbereitschaft einen verdienten Heimsieg gegen den amtierenden Meister aus Zschortau. Damit gelingt die Revanche fürs Hinspiel und die Reaktion auf das Pokalaus. Ob der eigene Anhang in Anbetracht so manch abgekautem Fingernagels oder neu gesprossenen grauen Haares in Gänze versöhnt wurde, bleibt zumindest zu anzuzweifeln. Was in jedem Fall festgehalten werden kann, mit den Hubertusburger Jungs wird’s in dieser Saison nicht langweilig. AK

Film AK