Ein halbes Dutzend zum Abschluss fürs Podest – Emotionen in blau-weiß beim Abschied von Trainer Dierk Kupfer und den Spielerlegenden Beckedahl, Münch, Mücke und Schönitz – Hoffmannverletzung trübt die Stimmung bedauerlicherweise
FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SV Zwochau 6:0 (3:0)
Am Samstag endeten mehrere Erzählungen der blau-weißen Geschichte. Mit dem 6:0 Heimerfolg über Zwochau wurde zunächst das Kapitel Saison 2023/2024 erfolgreich zuende geschrieben. Die Hubertusburger fahren in einer erst vom Sommerumbruch, dann von Verletzungen gezeichneten Spielzeit den so nicht für möglich gehaltenen Bronze-Platz der Nordsachsenliga ein.

Auch wenn die Tür in noch höhere Stockwerke lange offenstand und erst spät, relativ schmerzhaft zugeschlagen wurde, ist dieser dritte Platz unter allen zu beachtenden Umständen eine blau-weiße Erfolgsgeschichte. Mit dezimiertem Kader, der über den Jahresverlauf nur durch die Unterstützung aus Zweiter und Alte Herren spieltauglich blieb, fuhren die Collmkicker eine ganze Palette an Derbysiegen ein, schlugen Doublesieger Zschortau auf deren Geläuf und erspielten sich so neben dem Podestplatz auch den inoffiziellen Altkreismeistertitel vor Mügeln, Oschatz und Titelverteidiger Dahlen. Noch viel bemerkenswerter ist, dass im letzten Jahr am Fuße der Hubertusburg wieder Einheit und Teamgeist reiften, die den blau-weißen Weg beflügelt haben und ein Grundgerüst für die Zukunft der Mannschaft bilden. Dass sich in 23/24 zahlreiche Jungspunde der Abteilung „Jugend forscht“ in der Nordsachsenliga bewähren konnten, wertvoller Erfahrungen sammelten und schon mächtig viel Verantwortung übernahmen, bietet für die Zukunft des blau-weißen Grundgerüsts nochmal vielversprechende Ansätze.
An diesem Samstag stand das Sportliche an der Sachsendorfer Straße aber nur maximal an 7. Stelle. Die blau-weiße Familie verabschiedete mit Erika Hentzschel, Dierk Kupfer, Benjamin Münch, Holger Siebert, Benjamin Schönitz und Denny Beckedahl gleich sechs entscheidende Beteiligte der vergangenen Jahrzehnte (!) aus ihren aktiven Rollen. Becke, Münchi, Benni und Mücke prägten auf dem Feld über hunderte Spiele hinweg den Charakter der Hubertusburger und lieferten dabei mit ihrem Einsatz und ihrer Leidenschaft auch neben dem Platz ein Vorbild für aktive Vereinsarbeit und Hingabe zum Hobby. Einer, der hier zwar nie als Lautsprecher auftrat, aber trotzdem immer zur Stelle war, ist Benjamin Münch. Münchi, der so fit ist, dass er einen Kreuzbandriss nicht mal bemerkte, gibt zwar zugegebenermaßen nicht seinen ersten Rücktritt, doch es scheint nun wohl bedauerlicherweise der Letzte.

Im Mittelfeld war die Nummer 16 dabei in den guten wie auch in den schlechteren Spielzeiten der Hubertusburger kaum wegzudenken und wusste als Ballmagnet und Ruhepol im blau-weißen Spiel für jüngere als auch ältere Mitspieler stets die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Münchi sparte dabei nie mit (Selbst)Kritik bei Missständen und etablierte so Anspruch und Haltung an die Sachsendorfer Straße, die es gilt in seinem Andenken fortzuführen. Das sich Benjamin dabei auch schon ab und an als kritikfreudiger Zuschauer präsentieren konnte, wird für dieses Fortbestehen kein Nachteil sein. Der ewig junge Mücke wird seinen Platz im FSV-Gedächtnis (neben dem ein oder anderen Platzverweis) dabei vor allem durch den Elfmeter-Flachschuss im 2020 Hafenstadionfinale gegen Torgau für immer inne haben.

Wir hoffen, dass Mücke seine Trainingsmoral und Fitnessform auch in Zukunft in anderer Rolle für den Verein einbringen kann. Erstmal hat sich der Ü23-Kicker aber wohl etwas Abstand zum Geschehen an der Sachsendorfer Straße verdient. Im schon angesprochenen 2020er-Endspiel wuchs Benjamin Schönitz, der seine Farben als Kapitän aufs Feld führte, zwischen den Torstangen buchstäblich über sich hinaus und hielt die Sensation der Collmkicker mit seinen Paraden in der Verlängerung überhaupt erst am Leben.

Egal ob in der Zweiten oder in der Ersten ging der Schlussmann stets voran und trieb die Selbstwahrnehmung der Blau-Weißen damit maßgeblich voran. Daher ist es umso erfreulicher, dass Benni’s Abschied eher ein Umstieg ist, denn statt die Handschuhe zu schnüren, wird er in der Zukunft die Geschicke der Spielgemeinschaft Wermsdorf II/Luppa leiten und für seinen Verein als Trainer weiter vorangehen. Ähnlich verhält es sich bei Wermsdorfs Mann mit dem härtesten Bumms der Welt. Becke, der in Torgau 2020 den Elfmeter ins Glück schoss und 2021 einen seiner unzähligen Standards ins Netz setzte, wechselt ebenfalls in den FSV-Trainerstab und wird die erste Herrenmannschaft mit seinem schier endlosen Kreisfußballwissen unterstützen.

Dass Becke dabei als Toptorjäger beim Wermsdorfer Aufstieg sowie später als Fels in der Brandung auf der Liberoposition über die Jahre sowohl vorne als auch hinten überzeugende Argumente seiner Expertise liefern darbringen konnte, wird sicher kein Hindernis für seinen Übergang an die Seitenlinie darstellen. Danke für Alles Jungs & denkt dran, dass Handy Freitagabend/Samstag früh bitte nicht auf stumm stellen.
Während Benni und Becke den nächsten Schritt in der blau-weißen Karrierelaufbahn gerade gehen, liegt dieser nun hinter Dierk. Mit dem Motto „ich bin dann mal weg“ verabschiedet sich Wermsdorfs Pokalmacher und Anker hinter der jüngeren FSV-Geschichte von der Seitenlinie.

Sich nie in den Vordergrund drängend, aber immer den notwendigen Raum zum Schutz seiner Spieler einnehmend, entwickelte Dierk seine Mannschaft zu den Kupferlingen, die unter Flutlicht die Corona-Krise in Pokalekstase verwandelten und sich in der Ligaspitze etablierte. Als Trainer prägte Dierk dabei Werte, die sich als blau-weiße DNA gefestigt haben und aus der Nordsachsenliga-Truppe nicht mehr wegzudenken sind. Einen wie Dierk wird es nicht mehr geben und muss es zum Glück auch nicht, denn seine Emotionen und Hingabe werden am Fuße der Hubertusburg in anderer Rolle abseits der Wiese (und Asche) hoffentlich erhalten bleiben. Danke Dierk für deine Tränen der Trauer, Wut und Freude, deine Worte der Motivation, des Appelles, Lobes und Wachrüttelns und dein Lebenswerk für unseren Verein.

Alle nun genannten sind vereint im Einsatz und der jahrelangen Präsenz an der Sachsendorfer Straße. Die Speerspitze dieser Phalanx an Vollzeit-Hubertusburgern bildet wohl die gute Seele unseres Vereins Erika.

Für Jung und Alt, bei Wind und Wetter, schon gerne mal von kurz nach Sonnenauf- bis weit nach Sonnenuntergang sorgte Erika dafür, dass Erfolge und Niederlagen bei gemeinsamem Speis und Trank gefeiert oder verdaut werden konnten. Ihr Sportlerheim bildet wohl das Herzstück unseres Vereinslebens, indem Mann zusammenkommt, um dem Alltag zu entfliehen und im Kreise seiner blau-weißen Familie mit der schönsten Nebensache der Welt zu beschäftigen.

Mit Umsicht, Offenheit und Engagement war Erika dabei für Alles zu haben und so wurde hinter ihrem Tresen zwar (zum Leid des ein oder anderen durstigen Collmkicker) aus Wasser kein Wein, aber wohl aus dem Sportlerheim schonmal der Kristallpalast. Danke liebe Tante Erika für die stets vollen Bäuche, gut geölten Kehlen, gelegentlich berühmt-berüchtigt „schlechte Letzte“, die Würfel der Wahrheit und die Wärme deiner Gegenwart.
Ihr fehlt uns jetzt schon! JK
