Wermsdorf vermiest Stadtfest im Obstland
SV Mügeln/Ablaß 09 – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 0:4 (0:2)
FuPa Statistik und Elf der Woche
Am Samstag stand für die Hubertusburger schon das erste Derby der Runde 24/25 auf dem Programm. Die Spielplanmacher setzten eine frühe Reise ins Obstland auf die Programmliste und so machte sich der blau-weiße Tross frohen Mutes auf Richtung Mügeln. Bis auf die bekannten Verletzten waren für Trainer Sven Juretschke diesmal keine Ausfälle zu beklagen und so stand eine für FSV-Verhältnisse komfortable Personaldecke zur Verfügung. Ein Umstand, der auch auf die Weitsicht von Co-Trainer Denny Beckedahl zurückzuführen ist. Der Beging parallel, nicht allzu weit vom Mügelner Geläuf entfernt, die Hochzeitsfeier mit seiner frisch vermählten Ehefrau Linda und hatte in weiser Voraussicht seine noch am Kunstleder aktiven Gäste erst ab 17 Uhr geladen.
Während es bei Becke dem Hören-Sagen nach so einige süße Köstlichkeiten serviert gab, mussten die mitgereisten Unterstützer der Hubertusburger zunächst mit etwas zäher Kost vorliebnehmen. Blau-Weiß um Libero-Monster Max Thomas sondiert erstmal die Lage und justiert die eigenen Reihen. Nach rund zehn Minuten sind alle nötigen Einstellungen getroffen und das Gästespiel wird gefälliger. Vornehmlich über die linke Seite zieht der FSV sein Spiel auf und übernimmt das Heft des Handelns. Nach 19 Zeigerumdrehungen bekommt Pascal Weidner den Brautstrauß in Form eines vom Mügelner Verteidiger geblockten Lukas-Schulz-Schuss vor die Füße geworfen. Anders als seine Freundin wenige Stunden später im Ostrauer Festsaal der Beckedahlschen Hochzeitszeremonie, nutzt Weidi die sich bietende Chance nicht im ersten Zugreifen. Seinen Abschluss kann SVMA Schlussmann Nico Schuster noch parieren, doch das Spielgerät landet abermals auf dem Weidner-Spann, der nun souverän einnetzt und zur umjubelten Führung seiner Farben trifft. Denen gibt die Bude Ruhe und ihre Number Four ahnt noch nicht, dass dies nicht sein größte Glücksgriff seines Tages sein sollte. Die Gastgeber versuchen in der Folge mit weiten Bällen Nadelstiche zu setzen. Den einzigen nennenswerten Durchbruch stoppt Määth Thomas allerdings mit einer grünes Time-Finish-Grätsche und wird dafür zurecht von seinen Nebenleuten hochleben gelassen. Im Wermsdorfer Spiel wechseln sich hingegen hoch und tief ab. Mal läuft der Ball gut durch die eigenen Reihen, mal hakt es an der ein oder anderen Stelle. Nichtsdestotrotz brennt auf dem Mügelner Platz höchstens die Sonne, ansonsten aber Nichts an. Erst recht nicht, da die linke Seite der Collmkicker weiter abliefert. Außenverteidiger Lukas Schulz überquert nach erfolgreicher Balleroberung im eigenen Sechszehner nach einer halben Stunde mal eben den ganzen Platz, hat an der Mittellinie noch kurz Vordermann Weidner auf dem Beifahrersitz, der den Doppelpass spielt und damit die Parklücke öffnet. Luki setzt den Blinker in den Strafraum gerade noch rechtzeitig, sonst wäre er wohl direkt bis zum Kuchenanschnitt nach Ostrau durchgeflitzt. So tritt er aber im genau richtigen Moment auf die Bremse und schlenzt das Kunstleder von knapp hinter der Sechzehner Kante sehenswert ins rechte Eck. Ein Debüttor, das Eindruck macht und den Integrationsprozess des Sommerneuzugangs quasi für vollendet erklärt. Bis zum Pausentee könnten die Gäste nochmal einen draufpacken, aber das leidige Thema der Chancenverwertung zieht sich durch. Die bis dato unterrepräsentierte rechte Bahn der Juretschke-Schützlinge meldet sich beim schönsten Angriff des Tages eindrucksvoll zu Wort. Louis Hoffmann und Florian Grieser fabrizieren einen Bilderbuch-Ballvortrag, doch Schuster im Tor der Platzbesitzer verhindert bockstark auf der Linie den Luki-Doppelback. Das blau-weiße Spiel bleibt bis zum Pausentee gefällig und der Gegner hat außer einer pseudo Handspieldiskussion nicht viel einzubringen. Das soll sich nach dem Seitenwechsel allerdings erstmal ändern. Die Heimelf stellt um und kommt griffiger aus dem Schatten zurück. Mit Robby Golzsch dreht Mügelns feinster Apfelsaft im Sortiment mächtig auf. Sein gewaltiger Distanzschuss geht an die Latte und der Solotanz im Strafraum wird kurz vorm Schlussakkord noch so eben von einer abermaligen Max-Thomas-Monstergrätsche gestoppt. Wermsdorf übersteht die kritische Phase aber dank Ruhe und Ordnung in den eigenen Reihen. Keiner lässt sich auf die von außen transportierten emotionalen Spielchen ein. Stattdessen halten die Blau-Weißen die Konzentration und sich selbst zusammen und pushen sich gegenseitig. Und dann ist da ja eben noch der back-to-back-to-back 90-Minuten Mann mit dem Vornamens-Nachnamen. Die Position hat Max schon vom in den Hafen der Ehe eingelaufenen Becke übernommen, den spielerischen Impact dabei mehrfach nachgewiesen. Fehlen noch die Nummer und die Freistöße. Für Ersteres wird wohl noch die ein oder andere Fitti-Session samt Kalorienshake notwendig werden und zweitens wohl unerreichbar bleiben. Allerdings zeigt Määth in der 55 Spielminute, dass auch der neue FSV-Libero mit dem ruhenden Ball etwas anzufangen weiß. Geschickt setzt der 14er den Freistoß so an die Mauer, dass diese gar nicht anders kann, als das Spielgerät ins kleine Netzt zu murmeln. Mit schelmischem Grinsen auf den Lippen duckt sich Max nahezu schuldbewusst weg, kassiert in der Jubeltraube den ein oder anderen Nackenklatscher und darf sich schon am zweiten Spieltag mit Justus Keller um das „Kacktor der Saison“ streiten. Wie schön Tore schießen aber auch aussehen kann, zeigt Ruven Frase wenig später in der 64. Minute. Auf Vorlage von Tim Höhnel, der an die alte Wirkungsstätte zurückkehrte und nach Einwechslung für den angeschlagenen Tom Zielinski die blau-weißen Offensivfäden in die Hand nahm, wird Ruby zum Karussellbetreiber. Während es den Mügelner Verteidiger auf den Boden der Tatsachen packt, schweißt Wermsdorfs Nummer 22 den Ball im kurzen Eck des ansonsten bravourös parierenden Nico Schuster zum 0:4 ein. Demba per Kopf, Mietzer aus dem Rückraum, Mietzer im Fünfmeterraum, Louis abgerundete 5-mal im Eins-gegen-Eins und schließlich Demba per Elfmeter plus Rebound versemmeln den Ausbau zum Kantersieg in der Folge teils bemitleidenswert aber eben blau-weiß-like. Wermsdorfs Urgestein Robby Staude kommt in der Schlussviertelstunde nach überstandener Knieverletzung und engagierter Sommervorbereitung noch auf seine hart erarbeiteten und dadurch wohl verdienten Spielminuten und dann ist Feierabend im Obstland. Die Hubertusburger packen drei nicht-selbstverständliche Punkte mit ins Gepäck zurück an die Sachsendorfer Straße (oder zum Wilden Mann in Ostrau) und feiern einen Saisonbeginn nach Maß. Nun läutet das erste Duell mit einem Landesklasse-Absteiger die Wochen der Wahrheit ein, wenn am kommenden Samstag Hartenfels Torgau am Fuße der Hubertusburg aufläuft. Ein klangvoller Name, der eng verwoben ist mit der nicht minder klangvollen jüngeren blau-weißen Vergangenheit. Seit jener magischen Nacht im Hafenstadion ist aber so mancher Karpfen aus dem Horstsee gefischt und die Protagonisten im Hier und Jetzt sind bereit ihre eigene Geschichte zu schreiben. Auf geht’s Blau-Weiß. JK
