Blau-Weiß erkämpft sich den Heimsieg – Elferkiller Robyn und Doppel-Miez zur Stelle

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – FSV Beilrode 3:1 (1:1)

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Elf der Woche

Nachdem sich Wermsdorf in den Vorwochen gegen Delitzsch erst unglücklich, dann in Schenkenberg unbeständig und schließlich gegen Dahlen unterirdisch gab, stand am Samstag mit dem Heimspiel gegen Beilrode ein richtungsweisendes Spiel für den Saisonendspurt an. Die Sportfreunde aus Ostelbien sind nach holpriger Hinrunde mittlerweile an den Blau-Weißen vorbeigezogen und wollten den vierten Platz verteidigen. Wermsdorf hingegen kämpfte gegen den Trend und darum, seine Saisonziele weiter fest im Blick zu behalten. Bitter, dass hierbei mit Dustin Auerbach und Oscar Kupfer, zusätzlich zum ohnehin schon gefüllten FSV-Lazarett, zwei weitere Startelfkräfte verletzungsbedingt passen mussten und wohl bis Saisonende auch passen werden. Entsprechend einige Baustellen vorhanden für Trainer Denny Beckedahl, der als Co in die Saison startete und mittlerweile für Sven Juretschke, der aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste, das Ruder vollends übernommen hat.

Im Vorfeld hielt der Tag somit einen Treppenwitz der blau-weißen Geschichte bereit. Becke, jahrelanger Fels in der FSV-Brandung, Aufstiegsheld, Rekordspieler, Pokaltorschütze und mehrmaliger Altkreismeister, also nun nicht mehr aktiv als letzter Mann auf dem Rasen, sondern als Taktgeber am Seitenrand – und hier in einer Rolle, die so wohl keiner hat kommen sehen können. Denn es ist ausgerechnet jener Hubertusburger, der mit seinen langen Bällen und kompromissloser 16er-Positionierung Maßstäbe setzte für die Wermsdorfer Grundordnung und welcher eben jenes System des (mal mindestens) letzten Jahrzehnts an diesem 31.05.2025 um ziemlich genau 14:14 Uhr für ausgedient erklärte. Mit taktischem Mut und Vertrauen in seine Jungs sortierte der Salbitzer seine Becke-Boys einmal durch und schickte eine neue Grundordnung auf die Wiese.

Die Platzbesitzer fremdeln in den ersten Minuten sichtlich mit der neuen Behufung vom Ponyhof und könnten gut und gerne auch direkt 0:2 hinten liegen, doch das Glück ist mit den Mutigen. So fangen sich die Collmkicker alsbald und kommen rein ins System und Geschehen. Philipp Springer zeigt, wie aktiv nach vorne verteidigt wird, während die Flügel Florian Grieser und Lukas Schulz ihre Seiten leidenschaftlich beackern.

Vorne drin laufen Ruven Frase und Tom Zielinski nicht weniger engagiert an und zwingen Beilrode zu langen Schlägen. Ein munterer Schlagabtausch in der von Denny Werner geleiteten Partie hält Einzug und mit Robyn Staude scheinen die Wermsdorfer dafür genau den richtigen Mann zwischen den Pfosten stehen zu haben. Der FSV-Schlussmann pariert in Minute 12 sehenswert und ebnet so den Weg für die folgende Szene. Nach hohem Ballgewinn sucht Justus Keller auf der Außen Flori Grieser, der den eigentlich zu unpräzise geratenen Ball nicht aufgibt, ihn sich auf Höhe der Grundlinie erarbeitet und dann mit technisch einwandfreien Kontakten zu einer butterweichen Flanke in den Rückraum verarbeitet. Dort läuft Spannemann Tim Höhnel ein und nimmt den aufsetzenden Ball nicht weniger filigran mit einem gefühlvollen Abschluss entgegen.

Der gegnerische Schlussmann ist machtlos, und das Kunstleder schlägt nach 13 Zeigerumdrehungen zwischen den Alustangen zur umjubelten Führung der Gastgeber ein. Kurz darauf münzt Zille den Aufwind beinahe in noch mehr um, findet bei seinem Schlenzer vom Strafraumeck aber an einer bockstarken Parade von Robert Lux im Tor von Beilrode seinen Meister. Die Becke-Boys bleiben griffig, finden mit Miezer und Johannes Keller aus der Distanz aber nicht nochmal den Weg ins Tor. Auf der anderen Seite machen die hohen Bälle der Gäste Probleme, da es in Wermsdorfs Hintermannschaft nicht ganz überraschend an Tempo mangelt. So läuft es diesmal genau umgekehrt wie eine Viertelstunde zuvor. Die Hubertusburger scheitern in Form eines Zille-Kopfballs in aussichtsreicher Lage, und auf der anderen Seite überlupft der vollkommen blanke Fritz Burkhardt Robyn zum 1:1 (30.).

Die Jungs aus Ostelbien legen nach einer Ecke fast nach, doch das Ping-Pong-Spiel im Fünfer geht für die verteidigenden Platzbesitzer nochmal gut aus. Wiederum am anderen Ende der Wiese hat Beilrode kurz darauf Glück, als Justus Keller einen Rebound an die Latte setzt.

Schlagabtausch scheint nun fast untertrieben, denn abermals wechselt die Initiative und Beilrode kann den zweiten Treffer machen, doch Robyn pariert im Eins-gegen-Eins weltklasse und sichert den 1:1-Pausenstand. Viel los im neuen blau-weißen System, das noch angepasst werden muss, doch die Grundeinstellung und der Zugang zum Spiel stimmen, und entsprechend erbaulich fällt die Becke-Halbzeitanalyse aus.

Zurück aus der Kabine kommt Wermsdorf mit einer Ansage. Lukas Schulz schmeißt den RE50 von Riesa an und fährt ohne die Beilroder Hintermannschaft ab, umkurvt seine Gegner wie auf Schienen und stellt mit seiner Hereingabe sogar noch einen gratis Passagierschein aus für Abteilnachbar Lille. Doch die Nummer 10 macht’s wie die Deutsche Bahn, kommt den Ticken zu spät und trifft dann auch noch auf eine „Verspätung aus vorheriger Fahrt“, als das Spielgerät kurz vorm Abschluss unglücklich aufsetzt und so statt ins Tor den Weg durch Bambis Stampfer schreitet. Jonas Schley hat beim Rebound kaum mehr Glück und so wird’s nichts mit der erneuten Führung.

Die Chance dazu präsentiert sich hingegen Beilrode auf dem Silbertablett. Nach 52 Spielminuten gibt es Elfmeter, weil der Assistent sich einschaltet. Doch mit Robyn ist heute nicht gut Kirschen essen und er pariert auch diesen Hochkaräter für seine Farben.

52. Minute beim Stand von 1:1 – Robyn hält den platziert geschossenen Strafstoß von Richard Simmank (27) mit großer Parade

In der Folge darf sich Wermsdorfs Nummer 1 nochmal doppelt auszeichnen, während auch auf der anderen Seite mächtig Wirbel entsteht. Nach schöner Einzelleistung von Zille kann Beilrode in letzter Not retten. Nach etwas mehr als einer turbulenten Stunde rettet dann eine Abseitsposition die Collmkicker vor dem Rückstand und schließlich biegt der Schlagabtausch ein auf den zweiten entscheidenden Moment des Tages. Philipp Springer, der sich vor allem im zweiten Durchgang mit Herz und Niere unter Aufbietung all seiner Künste in jede gegnerische Offensivaktion warf, muss verletzt runter. Für ihn kommt nach 70 Zeigerumdrehungen Flori Böttger und nach 71 Zeigerumdrehungen macht dieser mal wieder Böttger-Sachen. Langer Ball, erster Kontakt für den Routinier mit dem Ball, zweiter Kontakt kommt vom Gegner an den Körper, der dritte Kontakt findet sich mit dem Gesicht im Rasen, der vierte Kontakt ist gleichwohl der zweite am Ball, als er das Kunstleder an Ruven Frase und damit die nächste FSV-Stürmergeneration übergibt und Ruby damit an den Elfmeterpunkt schickt. Der Teilzeittierpfleger mit neuem Wohnsitz bleibt kalt wie eine Waschbärschnauze und markiert das 2:1.

Dass die Führung in der Folge Bestand hat, hängt vor allem mit der schon angesprochenen herausragenden Form von Robyn zusammen, aber auch damit, dass die Becke-Boys im Kollektiv alles reinwerfen und jeder bis an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen bereit ist. Frisches Blut bringt nochmal die Hereinnahme von Mammadou „Dudu“ Dialo und kräftiges Blut kommt kurz darauf in Form vom nimmermüden Andy Freitag auch noch dazu.

So steht am Ende eine bunt zusammengewürfelte FSV-Truppe Spalier, als sich die Merkwitz-Mehderitzsch-Connection abermals zuschnappt. Flori Grieser bringt einen ruhenden Ball perfekt getimt in die Box, wo Miezer Höhnel die Buchteln unbewacht in die Lüfte schwingen kann und seinen Kopfball perfekt an den zweiten Pfosten setzt. Die Miez lässt beim Torjubel den Vollmond aufgehen und tütet den Heimerfolg ein.

Freude bei den Hubertusburgern über den Kopfballtreffer zum 3:1 von Tim (Mitte)/Bilder RW

So siegen die Hubertusburger in einer phasenweise vogelwilden Partie glücklich mit 3:1, wo unter anderen Umständen auch hätte ein 5:8 stehen können. Platz 4 der Nordsachsenliga tauscht damit von Ostelbien zurück an die Sachsendorfer Straße. Wermsdorf verdient sich das bei sommerlicher Hitze vor allem durch Mut und Einsatzbereitschaft. Am „Wie“ wird zu arbeiten sein, doch das „Was“ nimmt für den Moment wieder Druck vom Kessel und gibt die Richtung für die letzten beiden Veranstaltungen der Runde 24/25 vor. Schauen wir mal, was noch wird. Der Libero in seiner ursprünglichen Form so wohl aber nicht mehr. AK