Beckebande mit Wille und Leidenschaft nicht zu stoppen – Überzeugender Zweitrundensieg im Pokal in Beilrode

TZ-Bärenpokal: FSV Beilrode – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 0:5 (0:2)

FuPa Statistik

Dustin netzte dreimal ein/Bild RW

Die zweite Pokalrunde beorderte die Hubertusburger nach Ostelbien. Die Losfee brachte mit dem Auswärtsspiel in Beilrode direkt mal ein richtiges Endspiel und einen wahren Kracher auf Kreisebene. Wermsdorf war sich dessen vollkommen im Klaren und bereits in der Trainingswoche angetrieben von Trainer Denny Beckedahl und seinem Co. Marius Lüderßen im vollen Fokus auf die Aufgabe.

Dass die Platzbesitzer in Delitzsch und Dahlen sowie gegen Glesien zwar jeweils nicht gewinnen konnten, aber dreimal auch nicht verloren, schärfte den blau-weißen Tunnelblick nochmals. So gab es nur ein Ziel: das Spiel annehmen und gemeinsam alles für das Weiterkommen geben – koste es, was es wolle. Eine Mission, der sich insbesondere Stürmer Dustin Auerbach schon im Vorfeld verschrieb. Da Aui unter der Woche an der Sachsendorfer Straße bereits die kleinen Netze vom Großfeldtor zerschossen hatte, setzte man beim FSV Himmel und Hölle in Bewegung, um den Pferdeflüsterer rechtzeitig von der Pastaparty in der Riesaer Nudelfabrik loseisen zu können. Ein Unterfangen, an dem sich glücklicherweise auch seine bessere Hälfte Anna beteiligte, und so vermeldeten die „Nachzügler“ ein rechtzeitiges Ankommen hinter der Elbe.

Die Beckebande also gut aufgestellt, wenngleich mit Maler und Miez zwei M&M’s aus der blau-weißen Knabberkiste abhandenkamen. Für Louis Hoffmann auf der linken Schiene rückte Vorwochenheld Philipp Springer in die Startelf, und Tim Höhnel wurde durch Jonas Schley ersetzt, dessen Medizincheck in Thüringen vorläufig scheiterte, weshalb ein zwischenzeitliches Leihgeschäft an den Horstsee kurzfristig auf den letzten Metern noch finalisiert werden konnte. Ansonsten alles beim Alten: die Dreierkette teils mit frischen Seiten unterwegs, das Zentrum trotz Konzerttrips ausgeschlafen, und im Sturm kämpft sich Lille zur Not sowieso immer rein.

Dass Trainer Denny Beckedahl und Co. Marius Lüderßen offensichtlich die richtigen Worte gefunden hatten und ihre Schützlinge gut eingestellt ins Duell mit den heimstarken Gegnern schickten, wurde vom Start weg offensichtlich. In der Dreierkette klappt die Abstimmung, auch wenn die Seiten von zwei Dritteln der Besetzung nicht auf frischen Empfang gestellt wurden. Im Zentrum gibt’s keinen Schlaf nachzuholen, sondern nur Energie freizusetzen, und der Sturm kommt direkt reingekämpft ins Geschehen. Wermsdorf also direkt am Drücker und mit Chancen, die sich in der 14. Minute entladen. Tim Kuhl zieht im Zentrum bockstark auf, steckt durch in den Lauf von Aui, der wiederum zeigt, was er sich im Training erarbeitet hat, und eiskalt einschiebt. Damit findet der Torjäger an diesem Tag also nicht nur im Torgauer Kaufland ein neues Handtuch als Rettung vor einer möglichen Strafe für die Mannschaftskasse, sondern auch die frühe Führung für seine Farben.

Die können in der Folge nachlegen, doch verfehlen ihr Ziel erstmal. Nach einer präzisen Ecke von Johannes Keller schraubt sich Springi aus dem Rückraum kommend an der Fünf entschlossen hoch – es fehlen nur wenige Zentimeter. Ähnlich geht es kurz darauf Aui, der einen Abschlag von Robyn Staude um Haaresbreite gegen den herauseilenden Beilroder Schlussmann verpasst. Doch Mitte des ersten Durchgangs kommt ein kleiner Bruch ins blau-weiße Spiel. Im Zentrum findet man die klare Zuteilung nicht mehr, und als die Platzbesitzer dann zweimal Glück haben mit ausbleibenden Abseitspfiffen, wird es gefährlich. Robyn zeigt sich auf der Linie gegen Beilrodes Spielgestalter Uhl grandios und guckt den zweiten Abschluss weg.

Robyn (in einem früheren Spiel) mit starken Paraden

Dann geben erneut Tim und Dustin die Antwort. Hanni und Joni stellen das Zentrum zu, wodurch Tim kreativ werden kann und seine Freiheiten nutzt. Wieder zieht die Nummer 15 entschlossen auf, wieder startet die Nummer 16 tief, und wieder landet das Kunstleder eiskalt zwischen den Alustangen (43.). So geht es in die Pause, wo Wermsdorf sich nochmal sammelt und einschwört auf eine keinesfalls vernachlässigbare zweite Hälfte.

Mit Wucht kommt man zurück aufs Geläuf, und direkt ist der Tor- und Handtuchjäger der Beckebande wieder da. Nach einem abgefangenen Konter der Gastgeber bedient Justus Keller Aui, der zentral abermals stabil bleibt und durchbricht, diesmal das kleine Netz außen vor lässt und mithilfe des Innenpfostens erfolgreich ist. Wer hier dachte, dass der Jubel keine Grenzen kennt, sieht sich sechs Zeigerumdrehungen darauf das erste Mal getäuscht. Trainer Beckedahl bringt Pascal Weidner, der sich nach einigen Verletzungssorgen in den letzten Wochen nicht aufgab und zurückkämpfte, für den bis dato aufopferungsvoll ackernden Tom Zielinski – und das scheint so etwas wie der Go-to-Move des Trainerneulings zu werden. Während Lille die Töppen aufschnürt und noch nicht mal richtig vom Feld ist, kann ein kuhler Freistoß nur klatschen gelassen werden, und den Rebound drückt Weidi mit seinem ersten Ballkontakt über die Linie. Damit meldet sich die Nummer 4 zurück und lässt die Herzen seiner Mitspieler höher schlagen.

Pascal Weidner

Doch wer hier dachte, jetzt wird es wirklich nicht besser, der darf sich 16:45 Uhr schließlich abermals eines Besseren belehren lassen. Unverhofft aus der Nachtschicht in der Collmklinik auf den Spielberichtsbogen der Collmkicker gedüst, wird Hans Georg Kinder mit auslaufender Spieldauer für gute Trainingsleistungen, vorbildliche Einsatzbereitschaft und ganz viel menschliche Herzlichkeit belohnt und feiert sein Pflichtspieldebüt für die Beckebande. Doch das reicht dem Mann, der im Training regelmäßiger seinen fußballspezifischen Wortschatz erweitert, nicht.

Die ebenfalls eingewechselten Nick Grieser und Matti Lehmann co-produzieren den blau-weißen Konter, und als Matsch den Ball von rechts eingibt, setzt so manches FSV-Herz kurz ein paar Schläge aus. Hansi spurtet in den Querpass, als gäbe es Freikarten für Matse Reim, bleibt im Zweikampf stabiler als am Trichter, täuscht sogar nochmal an, wie wenn der Griff versehentlich ans alkoholfreie Hefegebräu geht, und knallt das Spielgerät schließlich unter den Querbalken. Was folgt, sind Szenen, die man so nur aus dem Champions-League-Finale oder von WM-Endspielen kennt. Ganz Wermsdorf stürmt dem Torschützen entgegen und feiert Hage für einen unglaublichen Auftritt. Der Torschütze weiß später nicht mal mehr annähernd, wie das passiert ist, aber kann sich nun endlich nach langer Zeit des Zweifelns die Frage beantworten, wann’s mal wieder richtig Sommer wird – da ist er!

So schießt sich Blau-Weiß mit 5:0 in die nächste Runde und feiert ausgelassen in den Geburtstag von Trainer Denny Beckedahl herein, der seine Farben im Zusammenspiel mit Co. Lüdi perfekt auf diese Aufgabe vorbereitet zu haben scheint. Was die Hubertusburger an Einstellung, Leidenschaft und Teamgeist auf und neben dem Platz an den Tag legten, macht Hunger und Lust auf mehr. Dennoch sollte sich an der Sachsendorfer Straße jeder im Klaren sein, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt und es gilt, diese Woche für Woche zu bestätigen. Dazu ist der Grundstein gemeinsam in jeder Trainingsminute zu legen – sei es, wenn Aui zur Freude aller das kleine Netz im Sonnenschein zerschießt oder wenn die Staubwolken über den Hartplatz ziehen und man sich fragt, welche Gelenkstelle des Körpers eigentlich gerade nicht knirscht.

So geht es von Spiel zu Spiel um das Maximum – schauen wir mal, was wird.

P.S. Der Spielbericht zum Löbnitzspiel ist jetzt online.