Aui gegen Naundorf wieder entscheidend – Jungspunde halten gemeinsam die Null

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SV Naundorf 1:0 (1:0)

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Dustin Auerbach mit dem goldenen Tor/Bilder RW

Am Samstag empfingen die Blau-Weißen den SV Naundorf zum Duell um drei Nordsachsenligapunkte. Nach tollen Sommerfestspielen zeigte die Wermsdorfer Formkurve in den letzten Auftritten einige Schwankungen, die für eine junge Mannschaft zwar nicht unerklärlich sind, aber gleichwohl eine Standortbestimmung darstellten und den eigenen Kurs etwas drückten. Nichtsdestotrotz bleibt der Anspruch an der Sachsendorfer Straße unverändert hoch – vorgelebt von Trainer Denny Beckedahl, der seine Jungs von Woche zu Woche weiterentwickeln möchte. Auf dieser Leiter des Prozesses darf die heutige Partie durchaus als hohe Sprosse bezeichnet werden.

Mit Naundorf war zwar auf dem Papier ein Kellerkind zu Gast, doch die Randeilenburger sind per se immer unangenehm – und gerade nach der vermeintlichen Enttäuschung, gegen Schlusslicht Zwochau nicht über ein Unentschieden hinausgekommen zu sein, noch giftiger einzuschätzen. Ein Umstand, den man am Fuße der Hubertusburg übrigens wöchentlich mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nimmt: Scheinbar gibt es für die Nordsachsenligaplanung noch keine Premium-KI, denn der vorwöchentliche Gegner der Blau-Weißen heißt gefühlt immer SV Zwochau. Dort gibt’s wahlweise Kantersiege oder rote Karten – und für Wermsdorf regelmäßig einen warmgeschossenen Gegner serviert. Ausnahme an diesem Samstag: Naundorf. Und das musste nichts Gutes heißen. Zweite Ausnahme des Tages war eine hausgemachte. Mit Kapitän Justus Keller (höhere Gelbquote als die Chiquita-Bananen im Netto) und Kapitän der Herzen Pascal Weidner (pflichtbewusster Schwiegersohn) fehlten gleich zwei Abwehrsäulen – und damit einige Jahre Erfahrung. Da traf es sich vortrefflich, dass mit Lukas Schulz Wermsdorfs Defensivspezialist rechtzeitig wieder fit geworden war, um die Dreierkette anzuführen. Daneben stellte Coach Becke Oscar Kupfer und Jann Lingel – und stünde dahinter nicht wie gewohnt Robyn Staude im Kasten, hätte man fast meinen können, hier formiere sich die blau-weiße A-Jugend neu. Louis Hoffmann kehrte ebenfalls in die Startelf zurück und schraubte damit den Altersdurchschnitt immerhin wieder etwas nach oben.

Die Frühphase der Partie geriet hektisch, es ging gleich heiß her. Wermsdorf haderte schnell mit Naundorfs harter Gangart, die eigentlich keinen Überraschungswert mehr haben sollte, aber doch zu anfänglichen Problemen führte. Die Abteilung „Jugend forscht“ überstand den Beginn aber gemeinsam und fand anschließend besser ins Spiel. Der Maler pinselte die 100%ige butterweich in die Torwarthandschuhe – und bekam danach erstmal keine Farbe mehr zugestellt. Optisch erarbeitete sich die Heimelf Feldvorteile, doch Chancen blieben Mangelware. Es brauchte einen hellwachen Moment, um das zu ändern: Nach 25 Zeigerumdrehungen schaltete Florian Grieser auf dem rechten Flügel schneller, als man auf die Frage „Ist die Garage offen?“ antworten kann, führte einen Einwurf blitzschnell aus und legte in die Box zu Dustin Auerbach. Der ließ das Kunstleder einmal aufspringen, zog am Verteidiger vorbei und jagte den Dropkick ins kleine Netz – zur umjubelten Führung der Gastgeber!

Kurz darauf hätte Aui sogar nachlegen können, bekam den Abschluss diesmal aber nicht recht sortiert und traf nur das Fangnetz. So verlagerte sich das Geschehen wieder zwischen die Boxen, und Naundorf wurde bis zum Pausentee griffiger. Einige scharfe Querpässe fanden den freien Fuß der Gäste, und Robyn musste seine Handschuhe schmutzig machen. Doch die Abwehr um „Boris“ Schulz hielt stand – Schlammschlacht überstanden.

Mit dem 1:0 im Rücken ging es in die Kabinen, und Becke nutzte die Halbzeit, um seine Schützlinge nochmal nachzuschärfen. Die dominierten dann auch den Wiederbeginn und drückten auf das zweite Tor. Griesi aus vollem Lauf, Tim Kuhl nach Freistoßvariante und Kapitän Robby Staude am zweiten Pfosten verpassten den Einschuss jeweils knapp.

Zudem haderte der FSV nach Foulspiel an Louis Hoffmann mit dem ausbleibenden Elfmeterpfiff – und gab zur Stundengrenze das Heft des Handelns scheibchenweise aus der Hand. Die Gäste setzten ihre Hoffnungen in Standards, und die wurden spätestens zur Crunchtime zum Alptraum aller Pulsmessgeräte am Spielfeldrand.

Die blau-weiße Bubikette warf sich jedoch leidenschaftlich in alles, was da angeflogen kam, und die Beckebande ackerte als Kollektiv. Vorne rieb sich Tom Zielinski in jedem Laufduell bis zur Erschöpfung auf, dahinter grätschte Johannes Keller unermüdlich in jeden Steckpass, und in letzter Linie konnte selbst ein Anschlag auf die Wirbelsäule nichts daran ändern, dass Luki seine Mannschaft weiter organisierte. Ein eingesprungener Narutokick beendete beinahe Kuhlis Karriere, der eingewechselte Mietzer rettete mit seiner blonden Mähne in höchster Not, und Altmeister Florian Böttger entschied sich kurz vor Ultimo noch gegen das Anschauen der Eckfahne – dann war es überstanden.

Von vornherein war klar, was das hier werden würde – und das Ziel stand im Vordergrund. Auf seifiger Wiese und bei ständiger Trittgefahr kämpften die Becke-Bubis als Einheit füreinander und verdienten sich die drei Punkte. Spielerisch nicht immer auf der Höhe, aber mit umso mehr Leidenschaft und Herz unterwegs, erarbeiteten sich die Blau-Weißen die Null und fanden in Aui ihren Matchwinner. Eine weitere Entwicklungsstufe ist damit erklommen, und darauf lässt sich in den kommenden Wochen an der Sachsendorfer Straße und im Jahresendspurt aufbauen.

Es muss nicht immer schön aussehen, man braucht nicht immer 14 ausgespielte Chancen, und es darf auch mal wehtun – steht man zusammen, bleibt bei sich und der eigenen Aufgabe und lässt sich nicht vom Plan abbringen, dann lässt sich im Kollektiv antworten. Kommen Glaube und Gier zusammen, entsteht Wille. Ein Paradebeispiel dafür zeigte die blau-weiße Bubikette an diesem Tag. Stimmen dann auch noch Spielwitz und Chancenverwertung, ist Blau-Weiß keine Farbe, sondern ein Versprechen. Und das gilt es Woche für Woche einzulösen.

Nächste Bewährungsprobe: Samstag, 13 Uhr, Ablass. Zieht euch die Gummistiefel an – und dann schauen wir mal, was wird.