Sieg im Spitzenspiel gegen den Landesklasseabsteiger! Jede Menge Spannung und Staude-Flugshow an der Sachsendorfer Straße
FSV Blau-Weiß Wermsdorf – FSV Krostitz 2:1 (2:0)
Massig Landesklasse- und Landesligapartien, Ober- sowie Regionalligaerfahrung und sogar Zweitligaeinsätze auf der einen, ganze 26 Minuten Landesklasse und 142 Minuten Landesliga auf der anderen Seite und gute fünf Jahre Altersunterschied im Durchschnitt – der FSV Krostitz und der FSV Blau-Weiß Wermsdorf könnten anno 2025 kaum unterschiedlicher aufgestellt sein und doch spielen sie in derselben Liga und kämpften am vergangenen Samstag an der Sachsendorfer Straße sogar im direkten Duell beziehungsweise Topspiel um die Tabellenspitze der Nordsachsenliga. Beide Mannschaften waren nach vier Spieltagen ohne Niederlage unterwegs und mit je zehn Punkten gleichauf auf eins und zwei der Liga. Während das den Wermsdorfern so vor der Saison niemand zugetraut hätte, schippert Krostitz per Linienbus auch qua eigenem Selbstverständnis als Meisterschaftsfavorit von Woche zu Woche und darf es sich ob dessen dann auch offenbar rausnehmen, direkt mal über die blau-weiße Wiese herzuziehen. Die präsentiert sich zugegebenermaßen aktuell nicht im Bundesligaformat, wird aber nichtsdestotrotz von fleißigen Ehrenamtlichen und nimmermüden Rasenrobotern tagtäglich gepflegt – ähnlich wie es sicherlich bei der Baustelle am Fuchsbau zugeht, aber das kann man ja im Eifer des Gefechts mal vergessen.
Dass die Manieren im Bierdorf geblieben sind, manifestiert sich dann aber zu Beginn des Spitzenspiels recht schnell. Doch der Reihe nach: Trainer Beckedahl muss den erkrankten Innenverteidiger Oscar Kupfer ersetzen und seine Dreierkette daher erstmals in dieser Saison umbauen.

Der erfahrene Philipp Springer rückt in die letzte Reihe und Pascal Weidner, der in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis stellte, vor allem in den großen Spielen voll da zu sein, feierte sein Startelf-Debüt in dieser Spielzeit. Tom Zielinski rückte im Vergleich zur Vorwoche wieder in die erste Elf, da Jonas Schley Wermsdorfer Fisch für Thüringer Klöße eintauscht und sein Glück erst mal in der Fremde sucht. Auf diesem Weg alles Gute und auf hoffentlich ganz bald, Joni! Als Optionen nehmen in gewohnt zuverlässiger Manier einige Spielgemeinschaftler auf der Bank Platz und dann ist es angerichtet. 127 Zuschauer, noch mal ein waschechter Sommertag vorm Herbstbeginn, ein erfahrenes Schiedsrichtergespann und eine Wiese, die immerhin keine Baustelle ist – und ab geht die wilde Fahrt.
Die Hubertusburger müssen sich in den ersten Zeigerumdrehungen kurz an die Veranstaltung gewöhnen. Etwas unterspannt kommen die FSV’ler rein ins Geschehen, fangen sich aber alsbald und finden zu ihrem Spiel. Und wie … Tim Kuhl zieht im Mittelfeld nach zehn Spielminuten auf, bleibt bei gleich zwei Pressschlägen stabil und behauptet das Spielgerät selbstbewusst. Die Nummer 15 setzt den Steckpass perfekt in den Lauf von Zille, der dank guter Kontakte kein Tempo verliert und staubtrocken ins kurze Eck einschiebt. Die Sachsendorfer Straße erodiert mal kurz kräftig und die Hubertusburger sind tatsächlich früh obenauf im Spitzenspiel gegen den Favoriten aus Krostitz. Wenige Augenblicke später macht es Bambi fast direkt noch mal, aber der gegnerische Hüter kann parieren. Apropos Torhüter: Den hat natürlich auch der Gastgeber zwischen seinen Alustangen, und das ist an diesem Tag auch mehr als nötig. Gegen den Landesklasseabsteiger kann selbst mit der geschlossensten Mannschaftsleistung nicht alles vom eigenen Kasten abgehalten werden – umso besser, dass Robyn Staude einen genialen Tag erwischt zu haben scheint. Nach 20 Spielminuten pariert die Nummer 27 gleich zweimal weltklasse im Eins-gegen-eins. Auf der anderen Seite arbeitet Zille weiter am Award für den Mann der ersten Hälfte und nickt nach butterweichem Pinselstrich vom Maler beinahe die Flanke ein, doch das Kunstleder klatscht ans Alu und Florian Grieser fehlt das Glück beim Rebound.

Die beste Phase der Collmkicker ebbt anschließend allerdings ab und das Spielgeschehen verteilt sich zwischen die Boxen. Die Beckebande ackert gemeinsam unermüdlich und stemmt sich gegen ein Aufkommen des Imperiums. Krostitz gewinnt dennoch ein leichtes Übergewicht, was Robyn erneut zu einer Glanztat zwingt (29.). Blau-Weiß hält die Moral aber weiter hoch und ist offensiv absolut giftig im Bespielen der Konterräume. Nach 32 Zeigerumdrehungen hat Big Lu im Strafraumeck den Schlenzer auf dem Fuß, aber auf der Farbdose ist kein Druck und der Gasthüter hat kein Problem. So misslingt die Befreiung aus der Krostitzer Druckerhöhung noch, aber der Maler grundiert kurz darauf den nächsten Versuch. Louis dribbelt von links in die Box und wird mustergültig gelegt. Der Pfiff des ansonsten umsichtig agierenden Schiedsrichters bleibt allerdings aus, was alle Protagonisten erst mal nicht daran hindert, in Erwartung dessen eine Weiterbemühung einzustellen. Alle außer einem, denn Dustin Auerbach reitet den Gaul durch. Dem Stürmer springt der geklärte Ball vor den Halfter, und der Mutzschen Lucky Luke zielt schneller als sein Schatten. Volley von der Strafraumkante hämmert Aui die Patrone kompromisslos in die Maschen und tütet damit das 2:0 zum psychologisch ganz wichtigen Zeitpunkt ein. Dass es dabei bleibt, liegt bis zum Pausentee allen voran an Robyn, der erst stark (42.) und dann wahnsinnig (43.) pariert. So geht’s mit zwei Toren Vorsprung für die Beckebande zum Pausentee, wo der Coach noch einmal alle einschwört auf Teil 2 des Unterfangens Spitzenspiel. Wermsdorf findet zu Wiederbeginn seinen Flow, verpasst aber darauf, Zählbares zu machen, und muss so ab Anbahnung der Stundengrenze das Heft des Handelns wieder abtreten.

Zur 57. Spielminute mündet dies dann direkt im Anschluss, da die Collmkicker Krostitz auf dem Flügel einen freien Fuß lassen und in der Luft das Nachsehen haben. Robyn ist tatsächlich wieder dran, doch diesmal machtlos. Mit dem 2:1 beginnt das Zittern. Einerseits, weil Krostitz alles richtig in den Strafraum kracht, was es vorzukrachen gibt, und andererseits, weil Wermsdorf seine Kontergelegenheiten nicht zu Ende gespielt bekommt. So braucht es allen voran den grandiosen Staude, um die Führung zu behaupten. Robyn rettet aus der Nahdistanz unter Zuhilfenahme des Querbalkens. Zur 71. Spielminute muss Philipp Springer verletzungsbedingt unter Tränen vom Platz.

Der Wermsdorfer Allrounder bekommt einen bitteren Kontakt Richtung Knie. Es gilt abzuwarten, was die Diagnose bringt. Unsere Gedanken sind natürlich bei Springi, der erst mal schmerzlich fehlen wird, aber seine Farben nichtsdestotrotz auch auf anderen Wegen weiter unterstützen wird. Für Springi kommt Mamadou Bailo Diallo in die Partie und Aui ist am Ziel seiner persönlichen Alpträume angelangt, darf erstmals in die Innenverteidigung rochieren.

Damit geht’s für den treffsichersten Blau-Weißen Angreifer in die hinterste Kette, was die Nummer 16 qua Ausbildung definitiv spielen kann und was er charakterlich klaglos im Sinne der Mannschaft annimmt. Aui verteidigt in der Folge mit seinen Nebenleuten beinhart, während Dudu vorne direkt gefährlich wird. Der schnelle Kopfhörernarr kommt frei zum Abschluss, doch der gegnerische Schlussmann hält stark (73.). Auch auf Wermsdorfer Seite brennt’s, und es zahlt sich aus, dass die Gemeinde vor Kurzem ein neues Feuerwehrgerätehaus bekommen hat. Denn Robyn schickt seine Bewerbung als Ein-Mann-Löschzug Richtung Oschatzer Straße, als er einen brandgefährlichen Freistoß phänomenal entschärft. Es ist jetzt an beiden Enden der Wiese und dazwischen sowieso der pure Kampf (und viel Krampf). Beide Kontrahenten zollen den hochsommerlichen Herbsttemperaturen Tribut und werfen trotzdem noch einmal alles in die Waagschale.

Die fünfminütige Nachspielzeit läuft, da rollt der Wermsdorfer Konter. Dudu und Louis spielen die gegnerische Hintermannschaft im Alleingang schwindlig, doch die Belohnung bleibt aus. Auch die eingewechselten Andy Freitag und Jann Lingel drückten noch einmal gen Entscheidung anstatt eines Ausfluges zur Eckfahne, und so bieten sich auch den Gästen noch einmal letzte Räume. Schließlich ist es geschafft, die Pfeife trillert ein letztes Mal und das Wunder ist vollbracht.

Die Beckebande besteht als Underdog im Spitzenspiel der Nordsachsenliga, klettert damit zurück auf Platz eins und bereitet ihren Anhängern einen denkwürdigen Nachmittag. Stärkere und schwächere Phasen im Spiel sorgten für eine turbulente Achterbahnfahrt der Gefühle und einige Nervenzusammenbrüche.

Festzuhalten gilt, dass der Triumph durch die Springi-Verletzung allerdings teuer erkauft wurde und nur ein Zwischenerfolg ist. Der Start in die Saison ist rum und für die Collmkicker mit ihrem Neu-Coach Becke äußerst verheißungsvoll angelaufen. Nun kommt der Herbst und es gilt, gemeinsam weiter hart daran zu arbeiten, den Schwung aufrechtzuerhalten und die guten Leistungen Woche für Woche zu bestätigen. Es wird noch viel Wasser in den Horstsee fließen (oder ihn bis zum Fischerfest erst mal noch verlassen), ehe ein wirkliches Urteil zu fällen ist über diese junge Truppe. Die Momentaufnahme stimmt. Die mannschaftliche Geschlossenheit, Teamgeist und Stimmung sind hervorragend. Zu kaufen gibt’s dafür allerdings außer mal eine Belohnungskiste vom Trainerteam noch nichts. Also heißt es weiter 100 % dranbleiben und dann schauen wir mal, was wird.