Chancenwucher der Hubertusburger und umstrittene Schiedsrichterentscheidungen bringen drei Punkte für die Gäste
FSV Blau-Weiß Wermsdorf – SC Hartenfels Torgau 0:1 (0:0)
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Am Samstag empfingen die Hubertusburger mit dem SC Hartenfels Torgau das erste Brett der noch jungen Saison. Der Landesklasseabsteiger um Kapitän Steve Hache hatte als Vertreter aus der obersten Schublade der Nordsachsenliga definitiv die Favoritenrolle inne. Da half es Trainer Sven Juretschke nicht wirklich, dass mit Max Thomas, Pascal Weidner und Robby Staude ein bedeutender Teil der etatmäßigen blau-weißen Defensive aus diversen Gründen passen musste. Eine Ausnahmesituation, die vor allem auf der Liberoposition eine Vakanz ergab, die aus den verbliebenen Reihen nur schwerlich zu tilgen gewesen wäre. Zur FSV-Rettung erwärmte sich Altmeister Benjamin Münch, mit minimalem Aufwand an Überzeugungsarbeit, mal wieder den Karriereabend in der Alt-Herrentruppe gegen Kreisoberliga Hauen und Stechen einzutauschen und gab den Feuerwehrmann in der Wermsdorfer Hintermannschaft. Auf dem Flügel begann zudem mit Kevin Schmidt ein Mann des erweiterten Kaders, der sich vor der Saison wahrscheinlich auch nicht unbedingt in dieser Situation gesehen hätte. Umso erfreulicher also, dass in blau-weiß auch im Sommer 2024 noch festgehalten werden kann, dass im Ernstfall entgegen aller Widerstände noch enger zusammengerückt wird und ein echter Hubertusburger das Rudel nie im Stich lassen würde. Die Ausgangsbedingungen des FSV-Rudels damit also klar und schon schickt man sich an, den vermeintlichen Klassenunterschied wegzuarbeiten. Vom Beginn weg läuft der FSV einen Schritt mehr als der Gegner, pusht sich gegenseitig und kommt so vorzüglich im Geschehen an. Die das Produktionsstudio Keller spielt zur Einleitung den Streifen „Ruhender Ball“ ab. Auf Vorlage seines Bruder Johannes scheitert Justus nach wenigen Zeigerumdrehungen nach einer Freistoßflanke erst am Block des Abwehrspielers, dann nach einer Eckballhereingabe von Hanni mit einem Dropkick am langen Pfosten am eigenen Unvermögen. Das liest sich vielversprechend und fühlt sich auch auf- und abseits der Wiese für die Hubertusburger so an. Noch in der absoluten Frühphase der Begegnung wird alle aufkommende Euphorie allerdings auch fast wieder harsch gedämpft. Auch auf Torgauer Seite ist es ein Standard, der dem Treffer sehr nahekommt. Robyn Staude zwischen den Stangen der Gastgeber agiert am Fünfer zunächst zu zögerlich, pariert den Kopfballabschluss über der eigenen Rübe dann aber bravourös. Zeit zum Durchatmen bietet dieser Anfang eigentlich nicht, doch dann wird sie sich halt geschaffen. Noch vor Ablauf der ersten zehn Minuten dieses ungleichen Kräftemessens erlebt die Sachsendorfer Straße dann ein neudeutsches „First“ ihrer Geschichte. Selbst die alteingesessensten Betrachter des Wermsdorfer Rasenschachs müssen sich in purer Verwunderung die Augen reiben und so mancher wird sicher schon Ausschau nach Fluchtwegen vor der offensichtlich scheintrügerischen Sommersonne gehalten haben. Doch nein, kein Hitzeschlag oder Phantasieren, es passiert tatsächlich. Nach einem zu weiten Ball der Platzbesitzer verarbeitet der SC-Schlussmann das Spielgerät zunächst geschmeidiger als so mancher Feldspieler, scheint dann aber jegliches Interesse an einer Spielfortsetzung zu verlieren. Wermsdorf mit einer gänzlich anderen Erwartung in die Partie gegangen, muss nun feststellen, dass der gegnerische Respekt scheinbar so grenzenlos ist, dass nach handgestoppten 9 Zeigerumdrehungen beim Spielstand von Nichts zu Noch-Weniger Torgaus einzige Option ist, das Spielgerät am eigenen Fünfer einfach mal ein ordentliches Weilchen liegen zu lassen. Wermsdorf steht gut sortiert, ackert im Kollektiv grandios und legt ganz viel Leidenschaft an den Tag. Aufseiten der Gäste wird so nur deren Bank auffällig, die mit einer Wortgewandtheit und rhetorischen Präzession hantiert, bei welcher selbst gestandene Dschunglecamp-Autoren vor Neid (oder Scham) im Boden versinken würden. Die Turbulenzen der Anfangsviertelstunde finden schließlich ihren Höhepunkt, als FSV-Stürmer Ruven Frase, wie vom Waschbären verfolgt in einen Torgauer Rückpass rast. Ruby verarbeitet das Spielgerät vorm heranrauschenden Schlussmann der Gäste, legt sich das Kunstleder aus seiner Sicht links vorbei, wo er klassisch gestempelt wird und statt gen Torerfolg, Richtung Erdboden unterwegs ist. Zum vollkommenen Wermsdorfer Unverständnis trillert kein Pfiff durch die Sachsendorfer Straße Das Unparteiischengespann vertritt eine exklusive Meinung und entscheidet auf Spielfortsetzung. Aus Platzverweis und Freistoß wird so nur einige Minuten später eine gelbe Karte für Mannschaftskapitän Justus Keller, der auch darüber hinaus in der Folge als Stellvertreter seiner Mitspieler so seine lieben Mühen mit der Spielleitung hat. Da ist er nicht alleine, muss sich aber selbstkritisch hinterfragen und im Sinne seiner Farben besser im Griff haben. Auch wenn wohl festgehalten werden darf, dass eine einfache Nachfrage wohl nur bei entsprechender Gemütslage des Adressaten direkt zur Ermahnung führt. Es geht im 11 gegen 11 weiter und bleibt bis zur Pause hochintensiv. Auf blau-weißer Seite bekommt das vor allem Lukas Schulz zu spüren, der den, seine höherklassige Erfahrung zu betonen nicht müde-werdenden Steve Hache nahezu komplett abmeldet. Nach einer guten halben Stunde ist Luki am eigenen Strafraum wieder einen Schritt eher, bekommt bei der Klärungsaktion aber einen ordentlichen Tritt ab. Der Abwehrspieler muss angeschlagen runter, ohne dass es eine Konsequenz für das gefährliche Spiel gibt. Nach einer Behandlungspause will Wermsdorfs Eigengewächs nochmal bis zur Pause auf die Zähne beißen und kommt zurück auf die Wiese, doch es dauert keine Zeigerumdrehungen, da sind es die deckungsgleichen Protagonisten, die in den Zweikampf gehen. Luki antizipiert, spritzt giftig in den Steckpass und klärt mustergültig. Ohne Absicht, aber dafür nicht weniger folgenschwer, gibt es den erneuten Tritt auf den schon geschundenen Knöchel und unter tränenverzerrten Schmerz ist die Veranstaltung für das blau-weiße Defensivsprachrohr beendet. Für die Hubertusburger, die sich beim Spielgeschehen zunehmend in einer Schlacht zwischen den Boxen befinden, geht der erste Durchgang damit in Unterzahl zu Ende. In den begrüßend kühlen Katakomben gibt es für die Platzbesitzer beim Griff an die eigene Nase außer der Chancenverwertung nicht allzu viel zu beanstanden.
Den zweiten Spielabschnitt beginnt Wermsdorf wieder zu elft. Holger Siebert ersetzt Lukas Schulz als Außenverteidiger. Damit ist der nächste alteingesessene Hubertusburger im Stand-by-Modus wieder online gegangen und zur Altersdurchschnittsberechnung der Gastgeberelf dürfen dank der gut gereiften M&M’s Münchi und Mücke beim Parameter Lebensjahre nun einige Lenze addiert werden. Die Collmkicker stecken die Umstellung gut weg und kommen unverändert griffig aus der Kabine. Nur nach 55. Zeigerumdrehungen hakt es einmal im zentralen Zugriff und das fliegt der Juretschke-Truppe gleichmal so richtig um die Ohren. Nachdem im Mittelfeld zu zögerlich verteidigt wird, rutscht das Streitobjekt durch in den blau-weißen Sechzehner. Dort klärt Justus Keller in letzter Not und bekommt postwendend in Pfeifenform die Antwort auf die Frage, mit wem er gegen 17:04 kein Kaltgetränk teilen wird. Wir machen alle Fehler und das Wermsdorfs Nummer 8 den Kontakt einstecken muss und nicht verteilt, sagt sich zweifelsfrei „leichter“ wenn man selber immer noch mit Schmerzen vorm Rechner sitzt, als wenn man auf dem Feld in Bruchteilen eines Augenblicks entscheiden muss. Bitter wie abgestandener Salbei Tee bleibt die ganze Schose trotzdem, insbesondere wenn man sich gewahr wird, was die Gäste daraus machen. Der Elfmeter ist stark verzögert und gut getreten, doch hinsichtlich des Torjubels wären wir dann wieder bei den „Firsts“ an der Sachsendorfer Straße. Torschütze Schmidt schlüpft beim WM-Siegtortauglichen Jubelsturm zur Eckfahne galant in die Rollen von gleich drei Bundesligaspielern Überzogen? Naja, es ist ein lauer Tag Ende August und er hat das Kunstleder ja schließlich nicht in den Nachthimmel vom Hafenstadion gejagt. Die Hubertusburger wollen mit viel Wut im Bauch und Dampf im Kessel die sportliche Antwort geben. Johannes Keller setzt einen Freistoß an den Pfosten und Ruby verzieht im Sechzehner aus aussichtsreicher Position. Für Torgau wird in dieser Phase Schlussmann Florian Krost zum Helden des Tages. Der eingewechselte Tim Höhnel scheitert nach Flanke von Tom Zielinski mit einer Kopfballbogenlampe an den zweiten Pfosten am Hüter. Kurz darauf köpft Florian Grieser aus spitzem Winkel ans Aluminium und schließlich ist wieder Krost zur Stelle, der den Einschub nach Abschluss von Demba Mbye von der Linie kratzt. So wird der SC-Stangenwart zur Wand und Wermsdorf schwindet die Zeit. Justus Keller hat bei einem Zweikampf im Mittelfeld ungeahntes Glück, dass es keine Ampelkarte setzt. Blau-Weiß gelingt nach der beschriebenen Drangphase in den Schlussminuten bei schwindenden Kräften nichts Zusammenhängendes mehr. Daran ändert auch das Comeback von Philipp Springer, den es Anfang Juni mit einer Fußverletzung entschärfte nichts. So nimmt Torgau die drei Punkte vom Fuße der Hubertusburger mit und das Abfischen an der Sachsendorfer Straße gelingt. Der Hartenfelser „Man oft the Match“ liefert diese Schusszeilen bei einem Jubelkreis, den man so selbst nach Derbyniederlagen noch nicht hinnehmen musste, dankenswerterweise gleich selbst. Die blau-weißen Karpfen haben sich dabei aber keinesfalls bereitwillig aus dem Teich ziehen lassen und haben ihr nahezu Möglichstes gegeben. Das Fischfutter Tore hat gefehlt und so kann man kein Spiel gewinnen. Wenn der Angelverband dann auch noch Ertragserleichterungen ausstellt, dann wird das Unterfangen durchaus kompliziert. Hilft alles Nichts. Angelhaken raus und weiter geht’s. JK
