Schwacher Auftritt der Blau-Weißen bei Schildauer Kartenflut

TSV 1862 Schildau – FSV Blau-Weiß Wermsdorf 0:0

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Am Ostermontag stand für die Blau-Weißen das Auswärtsspiel beim TSV Schildau auf dem Programm. In der Vergangenheit wenig beliebtes Ausflugsziel, sollte sich der Schildauer Sportpark auch an diesem Tag mal wieder als hartes Pflaster herausstellen. Wermsdorf ohne Trainer Dierk Kupfer an der Seitenlinie, dafür aber mit Co Mike Rische und derselben Startelf wie beim knappen Derbysieg in Oschatz.

Auf der Bank zudem erfreuliche Nachrichten fürs Hubertusburger Lager, wo mit Pascal Ziegler der treffsicherste blau-weiße Fischkutter der Saison seine Genesung vermelden konnte. Die Nummer 9 aber noch im Aufbau, daher erstmal noch kein Abfischen für Ziegler und zunächst die Zuschauerrolle. In selbige hatten sich bei feinstem Frühlingswetter gut 100 Schaulustige begeben, die sich bei prickelnden Getränken auf einen munteren Kick freuten.

Damit rein ins Geschehen, es nützt ja nichts. Das Spiel von Beginn an zerfahren. Das Geläuf unwegsam, die Schildauer Gangart hart und die Hubertusburger im Geist noch irgendwo zwischen Eiersuche und Kaffeekränzchen. So dominiert der Gastgeber das Zentrum ohne Fußball spielen zu müssen.

Schildau steht hinten kompakt, gibt sich übers gesamte Spielfeld provokant. Wermsdorf konnte sich darauf natürlich eigentlich im Vorfeld einstellen, wirkt von Minute eins an aber trotzdem überrascht davon, dass sich in grün im Zweifelsfall auch mal drei gestandene Männer gleichzeitig am Boden wälzen, wenn es denn nützlich für etwaige Spielunterbrechungen daherkommt, den Gegner stresst oder gegebenenfalls auch einfach nur das Schiedsrichtergespann verwirrt. Die Zweikampfführung zum Ostermontag daher bisweilen konfus. Der TSV eigentlich in kollektiver Konsequenz einen Schritt zu spät und es raschelt im Osternest, während der FSV behäbig oder fahrig gleich gar nicht erst in die entscheidenden Duelle kommt. Dementsprechend entwickelt sich ein Mittelfeld Gehaue und Gesteche ohne nennenswerte Strafraumszenen. Auf der einen Seite viel Antrieb, auf der anderen reibt man sich eher auf. So gerät die blau-weiße Vorstellung wenig zielführend und der Tabellenführung unwürdig. Gelbe Karten für die Heimelf zwischen Minute 34. bis 45. bezeugen nichts Gutes. Schon gar nicht, da die Hubertusburger sich spätestens nach Notbremse gegen Robby Staude immer noch mächtig ungerecht behandelt fühlen.

Damit erreicht Schildau zur Pause vermeintlich alle Ziele und hätte gar per Kopf nach Eckstoß kurz vorm Pausenpfiff dem Ganzen fast noch die Krone aufgesetzt. Der Gegner von der Sachsendorfer Straße entnervt, im fortgeschrittenen Stadium einer spielunfähigen Selbstbemitleidung samt gemeinschaftlicher Erinnerungskultur an vergangene Tristesse am Nordrand der Dahlener Heide. Für die Collmkicker stellt sich zur Pause also die Charakterfrage. Der Beginn von Durchgang zwei hält die Antwort parat. Während in der ein oder anderen nordsächsischen Stube zur gleichen Zeit wohl noch ein paar Vorschuldkinder beim Eierauspusten mit den Großeltern viel Freude verspüren, gibt sich auch das FSV-Ei als innerlich leer und von jeglicher Lebendigkeit befreit, der Spaß kommt allerdings komplett abhanden.

Kindliche Freude dürfte nur fühlen, wer eine Vorliebe für gelbe Farbtöne hat und aller fünf Minuten zu Schiedsrichter Andre Glatte aufblickt. Nach 51. Spielminuten erwischt es dann den ersten Wermsdorfer, Max Thomas muss verletzt das Spielfeld verlassen und wird durch Martin Dräger ersetzt. Das Geschehen schaukelt sich damit nun so allmählich Richtung „Höhepunkt“. Pascal Ziegler soll auf der Welle der Emotionen schwimmen, darf ab Minute 56. seine Netze auswerfen und kommt als blau-weißer Hoffnungsträger. Tatsächlich weckt er seine Farben ein stückweit auf, wenngleich es die Gastgeber sind, die zur besten Chance der Partie ansetzen. FSV-Schlussmann Robyn Staude pariert einen Kopfball aus nächster Nähe mit großartigem Reflex und unter Mithilfe des Pfostens, den Nachschuss ins leere Tor vereitelt Bruder und Kapitän Robby, der sich gerade noch rechtzeigt vor den Schuss werfen kann. Zu allem Überfluss steht plötzlich Demba Mbye kurz vor dem Platzverweis, sieht erst aus dem Nichts Gelb und steht in der Folge auf einmal unter Sonderbeobachtung.

Während Dembappe zum Schutz ausgewechselt wird, gibt es für Schildaus Tom Heuer nach wiederholtem Foulspiel den Platzverweis. Wermsdorf also auf dem Papier gute 20 Minuten in Überzahl. Schildau zieht sich weiter zurück, egalisiert so das Ungleichgewicht und dank der blau-weißen Ideenlosigkeit bleibt der Strafraum auch nahezu unbedrängt.

Bei einem Schuss von Timo Radeck aus spitzem Winkel wäre mehr drin gewesen und Pascal Ziegler wird am Fünfmeterraum aus dem Gewühl heraus geblockt. Dann war es das auch schon wieder mit dem Heil in der Offensive bei Überzahl in den Schlussminuten. So tickt die Uhr, an der die Gastgeber weiter mit allen Hebeln drehen, weiter runter. Drei Minuten Nachspielzeit kommen wie ein schlechter Witz daher, halten aber trotzdem nochmal genug Gesprächsstoff für den Kreisligafußball parat. Die Gneisenaustädter mit einer Ecke, die abfangen wird und bei Louis Hoffmann landet.

Der überbrückt den Halbraum bis zur Mittellinie problemlos, ehe es dann vogelwild wird. Ganz Schildau fordert die Notbremse und so fliegt es aus drei Richtungen auf die blau-weiße Nummer 20 ein. Ohne Aussicht auf den Ball wird Louis, gerade im Begriff den völlig blanken Johannes Keller zu bedienen, gefällt. Ein Pfiff. Wermsdorfs Flügelspieler steht schon wieder, will den Freistoß schnellstmöglich auf den Mitspieler durchgeben, um den ins letzte Duell des Tages mit dem TSV-Schlussmann zu schicken. Louis holt zum Pass aus, drei Pfiffe. Das Spiel ist vorbei, es wird unübersichtlich. Kein Platzverweis für den Anschlag auf Hoffmann, dafür Rot gegen Blau-Weiß. An dieser Stelle verbietet sich eine weitere Einordnung oder Kommentar. Der Weg bis zum Schlusspfiff und der Szene gegen Hoffmann vom Fairplay her gedacht traurig, der Auftritt danach aber nicht weniger beschämend. Den hatte Blau-Weiß, ähnlich der spielerischen Lösung gegen alle anderen Rahmenbedingungen schließlich selbst zu verantworten und so endet der Ostermontag erstmal mit einem kläglichen Fazit.

Von zwanzig-minütiger Überzahl spricht im Nachhinein nur der Spielberichtsbogen, auf dem Feld hatte der FSV es nicht danach aussehen lassen. Eine Reaktion auf die Umstände und Gangart des Geschehens war ebenfalls nicht zu verzeichnen. Stattdessen unzählige Bälle ins Nichts, groteske Standardvarianten und stümperhafte Laufwege. Ein verwaistes Zentrum, ein Spielaufbau ohne Struktur oder Idee. Die Liste ließe sich beliebig fortführen, die meisten Dinge sicherlich auch in konzentrierter Trainingsarbeit gut aufarbeiten.

So rückt die Spitze der Tabelle wieder näher zusammen und es gibt noch ein paar Euro ins Phrasenschwein. „Erfolg ist nicht etwas, das einfach passiert – Erfolg wird erlernt und Erfolg wird trainiert.“ JK