1. Testspiel

FSV Blau-Weiß Wermsdorf – ATSV FA Wurzen 2:2 (0:0)

FuPa Statistik und Galerie (Jule Kamm) und Galerie (René Wegner)

Zum Aufgalopp in die neue Saison empfingen die Hubertusburger am vergangenen Samstag vor über 100 Zuschauern den ATSV Wurzen. Die Gäste aus der Ringelnatz-Stadt eine Liga über den Blau-Weißen in der Landesklasse unterwegs und somit direkt eine erste echte Gradmessung zur Standortbestimmung nach einigen intensiven Einheiten der noch jungen Vorbereitung und dem Hintergrund der Pokalstrapazen im Juni.

Während hier die meisten Teams im Kreis noch die Füße hochlegten oder sich in aller Gemütlichkeit wieder ans Grün, Kunstleder und die Schnürschuhe gewöhnen konnten, standen für die Kupferlinge nervenaufreibende und kräftezehrende Duelle auf dem Weg hin zur Bärenpokal-Titelverteidigung auf dem Plan. Vergangenes ist nun aber vergangen und während der Pokal erneut seinen Weg in die blau-weiße Vitrine findet, ist man sich an der Sachsendorfer Straße abermals bewusst, dass zurückliegende Erfolge keine Garantie für künftige positive Ergebnisse sind. In demütiger Konzentration und kollektiver Trainingsbereitschaft gilt es an den Grundlagen zu feilen, die eigenen Ziele fest ins Auge zu fassen und den Weg in die eingeschlagene Richtung weiter zu gehen. Erste Gelegenheit der Demonstration, dass Blau-Weiß bereit sein wird nun also Landesklassist Wurzen. Die Gäste finden mit ihrer klaren Spielidee von zentralen Direktabnahmen auf die Außen gut in die Partie, bestimmen die Anfangsminuten.

Pascal (9)

Der FSV sucht nach seiner Ordnung und bringt sich mit der Zehnminutenmarke immer fester in den Sattel. Der neuformierte Sturm der Winterneuzugänge Ben Dechert und Max Thomas findet zunehmend überzeugender zueinander und dahinter zeigt sich, dass die Schützlinge von Trainer Dierk Kupfer und Co Mike Rische gut im Saft stehen und eine eingeschworene Truppe sind. Die Begegnung gewinnt früh an Würze, da der Favorit aus Wurzen offensichtlich nicht mit blau-weiß gallischer Gegenwehr gerechnet hat. Die Wermsdorfer kombinieren gut und schnell nach vorne und kommen Mitte des ersten Durchgangs immer gefährlicher auf. Dechert bieten sich nach zwei feinen Spielzügen jeweils große Möglichkeiten zur Führung, doch die Nummer 8 im Abschluss noch nicht wieder im Flow. Auf der anderen Seite pariert Robyn Staude einen direkten Eckballversuch abgeklärt.

Ben (8)

Von einem Klassenunterschied jedenfalls will der Gastgeber hier nichts wissen, bleibt bis zum Pausentee das aktivere Team. Gefällig nach vorne, hinten sattelfest – was den Blau-Weißen mal wieder fehlt, ist die Belohnung und so geht es torlos in die Halbzeitpause. Durchgang zwei schickt sich an, ein rasanter zu werden. Einerseits, weil die FSV’ler vom Wiederbeginn an weiter mächtig aufs Gaspedal drücken, andererseits auch, weil beim Landesklassisten sichtlich die Kraftreserven ausgehen. Die 50. Spielminute und während Wurzen noch damit beschäftigt ist die Hubertusburger als Dorftrottel zu titulieren, spielen die Platzbesitzer eine sehenswerte Ballstafette durch. Justus Keller legt per Hacke ab auf Kompagnon Pascal Weidner, der gut 20 Meter vorm gegnerischen Sechszehner aus halblinker Position nach rechts aufdreht. Den Antritt vom blau-weißen Büffel können auch mehrere Trittversuche nicht unterbinden, der Steckpass auf den einstartenden Ben Dechert ist dann so nicht mehr zu verteidigen. Der Wermsdorfer Stürmer zieht aus spitzem Winkel entschlossen ab und vollendet den schwersten seiner bisherigen Versuche des Tages mustergültig.

Ben (verdeckt) hat eingenetzt – Johannes (6), Max (11) und Justus (15) kommen zum Mitjubeln

Der Lohn der Arbeit ist da, das Kräfteverhältnis gedreht und der ein oder andere Spielbeobachter an der Sachsendorfer Straße in diesem Moment möglicherweise in dem Glauben, dass nun die höherklassige Mannschaft die verdiente Führung eingefahren hat. Die Gäste wollen das natürlich nicht wahrhaben, bleiben aber den berühmten Schritt zu langsam. 58 Zeigerumdrehungen sind getan und Wirbelwind Max Thomas kann im Strafraum nur noch durch eine beidbeinige Grätsche in Mats Hummels Manier (nur eben diesmal gänzlich ohne Ballkontakt) gestoppt werden. Libero Denny Beckedahl schon ausgewechselt auf der Bank und auch sonst kein alter Hase der Stammschützengarde auf der Wiese. So darf Justus Keller ran und verwandelt ins untere linke Eck.

Tim, Justus und Johannes

Die Gastgeber tauschen mit dem Führungsausbau im Rücken weiter munter durch und so kommt unter anderem Sommerneuzugang Pascal Ziegler, Neuzugang aus Mügeln mit blau-weißer Vergangenheit und somit Stallgeruch, zu seinem Debüt in den neuen-alten Farben. Auch Simon Grätz aus der Hubertusburger Jugend darf seinen Einstand in der blau-weißen Erstbelegung feiern.

Pascal zieht ab – Florian Rüstemeier kommt zu spät – vorn Jan Elvers (18)

Rasanz für Durchgang zwei war angekündigt und so soll es turbulent bleiben. Etwas mehr als eine Stunde ist durch, da spielt sich durchaus Kurioses ab. Auch für die Unparteiischen war die Pause lang und alle müssen erstmal wieder reinkommen. Anders nicht zu erklären, dass Wurzen einen Freistoß ausführt, der schon durch die Luft segelt, als der Pfiff zur Ausführung überhaupt erst ertönt und schließlich auf einem von gleich drei Wurzener Köpfen landet, die mehrere Meter hinter dem letzten Wermsdorfer Verteidiger „lauerten“. Sei es drum, Fehler passieren eben nicht nur den Kickern sondern auch denen, ohne die unser so heiß geliebtes Rasenschachspiel nicht durchführbar wäre. Der Anschlusstreffer sorgt beim ATSV allerdings für eine kleine Renaissance und so mancher auf Gästeseite erinnert sich nun tatsächlich wieder daran, dass man hier nicht nur zum munteren Meckern und belustigendem Beleidigen angereist ist. So gestaltet sich das Kräftemessen wieder offener, wenngleich die Hubertusburger tonangebend bleiben und die Ringelnätzer hauptsächlich auf den weiten Ball setzen. Probates Mittel, wie Blau-Weiß dank „Wuchtbrumme“ Beckedahl ja sowieso nur allzu gut weiß und die Gäste in der 72. Spielminute ebenfalls nochmal verbriefen. Einen hohen Querschläger in die Box will Torhüter Staude energisch greifen, doch im Luftduell mit Wurzens Stürmer kommt es zum Kontakt und Kontrollverlust. Das Streitobjekt wird frei und Schmidt kann problemlos zum Ausgleich abstauben. So maximal unglücklich und sicherlich mit Eigenverschuldungsanteil, weil auch der Flankengeber vorher nicht energisch genug gestört wird – in der Konsequenz dieses Tages aber auch dieser Gästetreffer mit einem Beigeschmack, wird eine vergleichbare Szene im gegenüberliegenden Fünfmeterraum kurz zuvor noch als Offensivfoul ausgelegt. Was also bleibt ist das Abermalige sei es drum, die Kupferlinge mit noch ausreichend verbleibender Spielzeit durchaus in der Lage wieder Kurs Richtung Auftakterfolg zu setzen.

Pascal und Fritz Kurmann

Wind in die Segel wollen die umtriebigen Angriffsspieler in der Folge vermehrt treiben, doch was bis vors Gehäuse von ATSV Schlussmann Evers aufbraust, verkommt im Abschluss zum lauen Lüftchen. Justus Keller fällt in der 75. Spielminute beim „Abschluss“ einfach um, Bruder Johannes scheitert setzt zwei Versuche daraufhin zu zentral. Debütant Ziegler reiht sich hier schon mal nahtlos in die Reihe seiner neuen Teammitglieder ein, bringt freistehend in der 81. Minute keinen richtigen Druck mehr in seinen Schuss. So tickt die Uhr runter und die sichtlich erschöpften Gäste retten das Unentschieden über die Zeit, da auch Ben Dechert mit seinem Freistoßversuch aus halb linker Position im Schlussakkord der Begegnung an Evers hängen bleibt.

Die für ein Testspiel doch äußerst umkämpfte und emotional geführte Partie endet also mit 2:2 mehr oder weniger leistungsgerecht. Während Wermsdorf mit Laufbereitschafts- und Tempovorteilen durchschlagender auftrat, verpasste Wurzen die eigene Spielanlage konsequent vorzutragen. Ein Umstand, den sich die Kupferlinge gleichwohl als Verdienst von Willen und Einsatz auf die Fahne schreiben können. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Trainingsprozess vorangeht und man trotz fehlenden Stammkräfte mit dem Landesklasse-Vertreter mithalten konnte. Das gibt Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben, setzt die Maßstäbe an die Mannschaft aber auch entsprechend.

Am kommenden Wochenende wartet mit Kreisoberligist Hohnstädt gleich der nächste Gradmesser, indem sicherlich andere Elemente des blau-weißen Spiels gefordert sind und vor allem die Chancenverwertung verbessert werden sollte.

Schiedsrichter: Roger Weber

Zuschauer: 117

Aufstellung: Robyn Staude, D. Weidner (Grätz), Robby Staude, Beckedahl (Böhm), Kupfer, Münch, Justus Keller, P. Weidner, Johannes Keller, Dechert (Ziegler), Thomas

JK